Doris Kaiser: So gelingt das Sexleben nach der Geburt

Trotz Eltern sein, ein erfülltes Beziehungsleben führen

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Mit einem Baby verändert sich nahezu alles im Leben einer Frau. Was oft auf der Strecke bleibt, sind ihre eigenen Bedürfnisse – auch sexuell. Warum es wichtig ist, genau hinzuschauen, was ihr guttut, erklärt unsere Expertin Doris Kaiser im Sextalk.

Kinder verändern alles, auch das Sexualleben der Eltern. Das ist den meisten Paaren klar, allerdings glauben sie, dass es nur eine Phase ist, die von alleine wieder vorüber geht, bevor alles wieder so wird wie vorher. 

Doch dann werden sie von der Realität eingeholt. Schlaflose Nächte, wunde Brustwarzen, eine schmerzende Damm- oder Kaiserschnittnarbe, ein völlig verändertes Körpergefühl, Erschöpfung. Alles dreht sich um das Baby, die eigenen Bedürfnisse werden zurückgestellt. Das ist normal und für eine gewisse Zeit auch in Ordnung. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um wieder Sex zu haben? Dann, wenn es sich für Sie gut und richtig anfühlt! Laut einer italienischen Studie werden Paare sechs bis acht Wochen nach der Geburt wieder sexuell aktiv. Das ist individuell jedoch sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. 

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um nach einer Geburt wieder Sex zu haben? Dann, wenn es sich für Sie gut und richtig anfühlt!

Doris Kaiser

Reden Sie Miteinander

Bleiben Sie mit Ihrem Partner im Gespräch. Sagen Sie ihm, wie es Ihnen geht, und interessieren Sie sich auch für seine Bedürfnisse. Er muss Sie jetzt „teilen“ und hat vielleicht das Gefühl, zu kurz zu kommen. Wenn der Nachwuchs endlich schläft, wollen viele Mütter einfach nur ihre Ruhe haben. Nachdem Babys intensiven Körperkontakt fordern, ist oft auch Kuscheln mit dem Partner schon zu viel. Das frustriert viele Männer, sie nehmen es persönlich, fühlen sich abgewiesen und sind nicht selten eifersüchtig auf das Kind. Das Wichtigste ist die Kommunikation! Wenn Sie ehrlich sind und über Ihre Sorgen, Ängste, Wünsche und Bedürfnisse reden, werden Sie diese Phase ohne Sex nach der Geburt am besten überstehen.   

Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Partner, was Sie für entspannten Sex brauchen. Muss das Kind schlafen? Darf es im Nebenraum sein – oder muss es von jemandem versorgt werden, etwa von Großeltern oder Babysitter? Was muss erledigt sein, damit sich beide Partner auf Sex einlassen können? Muss es gleich Geschlechtsverkehr sein oder fällt es Ihnen leichter, sich mit anderen Spielarten wieder anzunähern? Finden Sie heraus, was für Sie persönlich passende Rahmenbedingungen sind.

Nehmen Sie sich Zeit

Erinnern Sie sich daran, dass Sie auch eine Geliebte und nicht „nur“ Mutter sind. Tun Sie etwas, was der Frau in Ihnen guttut. Ein entspannendes Bad, ein Café-Besuch mit der Freundin, ein Massage- oder Friseurtermin lassen sich auch umsetzen, wenn Sie noch stillen. Wichtig sind auch Momente ungeteilter Aufmerksamkeit mit Ihrem Partner, in denen Sie voll und ganz füreinander da sind. Ohne Kinder und ohne elektronische Geräte. Planen Sie solche Zeiten unbedingt regelmäßig ein!

Auch wenn die Möglichkeiten für gemeinsame Unternehmungen mit einem Baby eingeschränkt sind – ein Candle-Light-Dinner zu Hause, eine Massage oder ein gemeinsames Bad können Sie auch genießen, wenn das Baby schläft. Natürlich ist das mit Kindern nicht immer einfach, meiner Erfahrung nach aber auch eine Frage der Priorität.

Irgendwann schläft jedes Kind; größeren Kindern kann man durchaus zutrauen, sich mal eine Stunde alleine zu beschäftigen und auch klar sagen, dass Mama und Papa jetzt Zeit für sich brauchen. Wenn Sie müde und erschöpft sind, mag es verlockend sein, einfach den Fernseher ein- und die Gedanken abzuschalten, anstatt sich aktiv mit dem Partner zu beschäftigen. Auf lange Sicht wird es Ihnen Ihre Beziehung jedoch danken! 

Natürlich darf es Zeiten geben, in denen Sex keine große Rolle spielt, weil Ihre Energie anderweitig gebraucht wird. Vergessen Sie trotzdem nicht auf Körperkontakt! Umarmungen, Küsse, Massagen und Kuscheln sind auch im Beisein der Kinder möglich.

Wenn Sie allerdings sexuell aktiver werden wollen, dann warten Sie nicht darauf, dass sich die Leidenschaft von alleine wieder einstellt. Tun Sie bewusst etwas dafür! Wenn es Ihnen schwerfällt, Ihre Sexualität wiederzuentdecken, kann professionelle Unterstützung hilfreich sein. Ich bin gerne für Sie da! 

Doris Kaiser: Tipps für Mütter mit Kind(ern) jeden Alters: 

•Machen Sie mindestens einmal in der Woche etwas für sich als Frau. 

•Trainieren Sie Ihren Beckenboden. 

•Sprechen Sie nicht nur über die Kinder, sondern auch über sich.

•Bleiben Sie aufmerksam und verlieren Sie Ihren Partner nicht aus den Augen.  

•Schaffen Sie sich mit Unterstützung von Großeltern, Freundinnen und Freunden oder Babysittern regelmäßig Paar-Zeit. 

•Steigen Sie hin und wieder aus der Mutterrolle aus und nehmen Sie bewusst die Rolle der Geliebten ein. Ein Ritual kann dabei hilfreich sein. 

•Masturbieren Sie! Durch Selbstbefriedigung kommen Sie in Kontakt mit Ihrem Körper, halten die Lust am Köcheln und schütten jede Menge Glückshormone aus. 

•Nutzen Sie günstige Gelegenheiten für einen Quicky.  

•Nehmen Sie Hilfe in Anspruch! Ob Unterstützung bei der Kinderbetreuung, Entlastung im Haushalt oder professionelle Beratung bei Problemen – Sie müssen nicht alles alleine schaffen!

www.doriskaiser.com 

Text: Doris Kaiser

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