Als „Bäuerin des Jahres“ erhielt Jasmin Schwarz ein Dirndl ihrer Wahl von der Trachten Wichtlstube. Sie hat sich für dieses traumhaft schöne Modell von Lena Hoschek entschieden. © Julia Traxler
… lautet das Motto von Jasmin Schwarz (36), die von unseren Leserinnen und Lesern beim Onlinevoting zur „Bäuerin des Jahres“ gewählt wurde. Wir haben die Landwirtin, Zweifachmama, Direktvermarkterin und „Farmfluencerin“ auf ihrem Hof, beim „Lippl“ in Hirschbach im Mühlkreis, zum Covershooting getroffen und neben ihrer Liebe zur Landwirtschaft auch ihr Talent als Model entdeckt.
Obwohl Jasmin Schwarz in ihrer Kindheit und Jugend überhaupt keinen Bezug zur Landwirtschaft hatte, ist sie heute Bäuerin mit Leib und Seele. Der Liebe wegen ist die 36-Jährige vor mehr als zehn Jahren von Neumarkt im Mühlkreis zu ihrem Mann Bernhard auf den „Lippl“-Hof nach Hirschbach gezogen. Mittlerweile ist sie nicht nur Mama von zwei Buben (7 und 4 Jahre) und arbeitet zwei Tage auf der Gemeinde in Hirschbach, sondern gibt auch fast 30.000 Followern auf ihrem Instagram-Account „jasi_farmlife“ einen realistischen Einblick in die Landwirtschaft.
Wir haben Jasmin und ihre Familie am Bauernhof besucht, wo sie sich mit der „Schmankerlbox 2.0“ ihren Traum von der Direktvermarktung erfüllt hat. Beim Covershooting bewies die coole Bäuerin in Dirndln von der Trachten Wichtlstube in Edt bei Lambach absolute Modelqualitäten und hat uns verraten, dass im nächsten Jahr die künstliche Intelligenz beim „Lippl“ einziehen wird.
Ich will ein realistisches Bild von der Landwirtschaft zeigen, nur so kann man Klischees widerlegen!
Jasmin Schwarz über ihre Tätigkeit als Influencerin
Jasmin, vorerst einmal herzlichen Glückwunsch zum Titel „Bäuerin des Jahres“!
Vielen Dank! Ich freue mich riesig, dass so viele Menschen für mich abgestimmt haben und natürlich auch über das Dirndl von der Trachten Wichtlstube.
Danke auch an meine Kollegin, die mich nominiert hat und an die Oberösterreicherin für diese tolle Aktion. Unbedingt betonen möchte ich, dass diese Auszeichnung jeder Bäuerin, die beim Voting dabei war, bzw. allen Bäuerinnen überhaupt zusteht.
Sie stammen nicht von einem Bauernhof ab. Wann sind Sie zu Ihrem Mann auf den Hof gezogen?
Mein Mann und ich haben uns vor zwölf Jahren durch unser gemeinsames Hobby, das Motocrossfahren, kennengelernt. Damals ist Bernhard in meiner Heimatgemeinde Neumarkt im Mühlkreis zum Verein gekommen.
Nachdem es zwischen uns gefunkt hat, war schnell klar, dass ich zu ihm auf den Hof ziehen werde. Er war zu diesem Zeitpunkt noch nicht Vollerwerbslandwirt, aber es stand schon fest, dass er den elterlichen Betrieb übernehmen wird. Ich hatte bis dahin überhaupt keinen Bezug zur Landwirtschaft.
Haben Sie die Schwiegereltern, die auch am Hof leben, sofort akzeptiert?
Ja, sie haben mich vom ersten Tag an akzeptiert und ich habe von meiner Schwiegermutter sehr viel lernen können. Wir haben ein supergutes Verhältnis und essen jeden Tag gemeinsam zu Mittag. Während der Woche koche ich und am Wochenende die Traudi.
Auf Instagram folgen Ihnen unter „jasi_farmlife“ fast 30.000 Menschen. Wann haben Sie Ihren Account gegründet?
Im Jahr 2017 habe ich mit einem privaten Account gestartet. Aufgrund der zunehmend falschen Aussagen und Schauergeschichten in Bezug auf die Landwirtschaft habe ich dann knapp zwei Jahre später beschlossen, meinen Account in einen öffentlichen zu ändern und Aufklärungsarbeit in der Landwirtschaft zu leisten.
Wie schnell ist die Zahl der Follower gestiegen?
Anfangs eher konstant, aber als während der Coronapandemie das Interesse an der Landwirtschaft sehr hoch war und die Konsumentinnen und Konsumenten wissen wollten, woher die Lebensmittel stammen bzw. wie sie produziert werden, sind die Zahlen rasant gestiegen.
Meine Follower wussten, dass ich nichts beschönige und falsche Ansichten der Medien gerne richtigstelle – das brachte großen Zuspruch.
Wie viele Stunden am Tag beschäftigen Sie sich mit der Content-Erstellung?
Zur Freude meines Mannes mittlerweile ein bisschen weniger, weil ich den Content konsequent jeden Tag plane. Ich würde sagen, mit Bildern und Videos aufnehmen, schneiden, Texte schreiben, Kooperationen abdrehen (die laufend mehr werden) bin ich rund zweieinhalb Stunden am Tag beschäftigt.
Ihre Insta-Storys vom Leben und Arbeiten am Bauernhof sind sehr authentisch und professionell. Sind Sie ein Naturtalent?
Nein, ganz und gar nicht. Am Anfang ist mir das nicht leichtgefallen, aber man wächst mit der Zeit rein. Man darf sich einfach nicht zu viele Gedanken machen, wie man aussieht oder redet.
Mir ist Transparenz ganz wichtig, ich will ein realistisches Bild von der Landwirtschaft zeigen, nur so kann man Klischees widerlegen. Was ich nicht zeige, sind unsere Kinder, und auch mein Mann hält sich eher im Hintergrund und assistiert mir stattdessen lieber (lacht).
Gemeinsam mit Ihrem Mann betreiben Sie einen reinen Milchviehbetrieb, wie viele Rinder leben auf Ihrem Hof?
Aktuell haben wir 43 Kühe in Milch, sprich, die wir melken. Insgesamt leben circa 70 Rinder bei uns am Hof.
Was hat sich verändert, seit Sie am Hof sind?
Ich habe begonnen, die Milch unserer Kühe zu Joghurt, Frischkäse, Topfen sowie Weich- und Schimmelkäse zu verarbeiten. Das sogenannte „Käsen“ ist auf meinem Mist gewachsen. Täglich verbringe ich drei Stunden damit, die Milch zu verarbeiten. Vor zwei Jahren habe ich mich dann entschlossen, meine Produkte in einer Schmankerlbox AbHof zu verkaufen.
Damals war das ein einfacher Kühlschrank, wo sich die Leute aus der Umgebung die Produkte geholt haben. Diese Box ist so gut angekommen, dass wir heuer im Juni die „Schmankerlbox 2.0“ eröffnet haben. Dort verkaufen wir auch Produkte von anderen Direktvermarktern. Zudem beliefere ich vier Märkte in der Umgebung. Das Ganze wird supergut angenommen, was mich riesig freut, da es keine schönere Wertschätzung für unsere Arbeit und unsere Produkte gibt.
Nächstes Jahr zieht die künstliche Intelligenz beim „Lippl“ ein und Sie investieren in einen neuen Laufstall mit Roboterunterstützung. Ein Großprojekt stelle ich mir vor?
Ja, genau. Dabei werden einige „Arbeiten“ mit einer App am Handy gesteuert. Zum Beispiel, wo im Stall das Licht angeht, welches Tor aufgehen soll oder wie oft der Schrapper (Anm. d. Red.: mechanische Entmistung) fährt.
Wir werden ein Testbetrieb, den sich andere Landwirte anschauen können. Zudem wird ein Seminarraum geplant, wo wir künftig Kurse anbieten werden. Das Ganze ist quasi ein Pilotprojekt.
Sind Sie in dieses Projekt voll eingebunden, was Planung, Kalkulation und so weiter betrifft?
Ja, ich bin in alles eingebunden. Es ist das Projekt von Bernhard und mir, aber seine und meine Eltern stehen voll und ganz hinter uns.
Die Kosten liegen bei mehr als einer Million Euro. Was bewegt Sie dazu, so ein Großprojekt in Angriff zu nehmen?
Wir sehen uns in der Milchviehwirtschaft, das ist unser Traum. Wir wollen die Landwirtschaft erhalten und weiterbetreiben. Mit der Betriebsübernahme 2019 kam der erste Stein ins Rollen, jetzt ist es an der Zeit, weiterzudenken und zu modernisieren. Im neuen Stall werden rund 140 Rinder Platz finden.
Könnten Sie sich einen anderen Beruf vorstellen?
Mittlerweile nicht mehr. Jeder Tag ist anders und man wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt – sei es wettertechnisch oder anderweitig. Fast nichts ist planbar. Zudem geben einem die Tiere so viel zurück, was den Beruf der Landwirtin zum absoluten Traumberuf macht.
Ihre Arme schmücken Tattoos in Form einer Katze und einer Kuh. Welche Bedeutung haben sie?
Katzen haben schon von klein auf eine Rolle in meinem Leben gespielt. Am rechten Oberarm habe ich meine erste Maine-Coon-Katze und einen Schlüssel zum Herz verewigt. Der linke Arm ist ganz im Zeichen der Landwirtschaft.
Wir sind eigentlich ein reiner Fleckviehbetrieb, vor vier Jahren konnte ich meinen Mann allerdings davon überzeugen, unsere erste „Brown-Swiss“ zu ersteigern, – diese Kuh musste natürlich verewigt werden. Seither ziert Alma mitsamt einigen Ähren und Feldblumen meinen Arm. Ein bisschen Platz wäre noch, mal schauen, wie der Arm dann in ein paar Jahren aussieht … (lacht)
Das sogenannte ‚Käsen‘ ist auf meinem Mist gewachsen. Täglich verbringe ich drei Stunden damit, die Milch unserer Kühe zu verarbeiten.
Jasmin Schwarz
Wie reagieren die Leute, wenn Sie erfahren, dass Sie eine Bäuerin sind?
Die meisten glauben es nicht (lacht). Vor allem am Land gibt es noch das klassische Bild davon, wie eine Bäuerin auszusehen hat. Und dann komme ich mit meinen Tattoos, Piercings und blonden, langen Haaren und werde oft gefragt: „Bist du wirklich Landwirtin?“
Viele sind auch überrascht, dass ich ein absoluter Fan von Tracht und Dirndlkleidern bin. Mit dem Dirndl von der Trachten Wichtlstube, das ich als „Bäuerin des Jahres“ gewonnen habe, besitze ich jetzt insgesamt acht Dirndl.
Auf Social Media sind Sie auch bei „farmfluencer_at“ dabei. Was ist das genau?
Wir sind 23 junge Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Österreich und haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Landwirtschaft hautnah zu zeigen. Unser Motto lautet: „Wir jammern nicht, wir tun.“ Wir stehen für Transparenz und lassen die Menschen auch hinter die Stalltüren blicken, um viele Vorurteile zu widerlegen.
wordrap
Glücklich machen mich … mein Mann und unsere Kinder
Niemals vergessen werde ich … den Heiratsantrag meines Mannes vor 10.000 Menschen in der Wiener Stadthalle bei „Masters of Dirt“ im Jahr 2022.
Schwach werde ich … bei Bier!
Es motiviert mich …, wenn ich Lob für meine Produkte bekomme.
Es ärgert mich …, wenn meine Inhalte auf Social Media kopiert und anderweitig gerepostet werden.
Mein Motto: „Jammer ned, dua!“
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