Am Boden bleiben und nach den Sternen greifen
Nach diesem Motto hat es Elisabeth Grabmer mit ihrem Restaurant „Waldschänke“ zur Haubenköchin geschafft. Und diesen Zugang zum Leben hat sie auch ihren drei Kindern mit auf den Weg gegeben.
© Stefan Fürtbauer
Elisabeth Grabmer hat sich in jungen Jahren das Kochen selbst beigebracht. Gemeinsam mit ihrem Mann ist es ihr gelungen, die ehemalige Jausenstation der Schwiegermutter zu einem Haubenlokal zu machen. Ihr Restaurant „Waldschänke“ in Grieskirchen ist über die Landesgrenzen hinaus bei Feinschmeckern bekannt. Erst vor Kurzem wurde sie sogar für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Doch die 59-Jährige ist nicht nur eine Spitzenköchin, sie ist auch ein Familienmensch. Die Zeit mit ihrem Mann und den drei Kindern genießt sie sehr – nicht nur zum Muttertag..
Sie stehen seit einigen Jahren gemeinsam mit Ihrem Sohn Clemens in der Küche. Geht Ihnen da das Mutterherz auf, wenn er neben Ihnen kocht oder ist es zwischendurch auch eine Herausforderung, wenn Mama und Sohn sich den Arbeitsplatz teilen?
Elisabeth Grabmer: Nein, gar nicht! Es hat sich ja nicht sehr viel verändert, weil Clemens schon als Kind auf einem Sessel neben mir am Herd gestanden ist und mitgekocht hat. Seine erste Kochjacke habe ich ihm im Alter von eineinhalb Jahren gekauft. Das war damals eine große Herausforderung, ich musste sie in Paris bestellen (lacht). Dass wir gemeinsam in der Küche arbeiten, genieße ich sehr. Wir harmonieren sehr gut, es ist ein Miteinander auf Augenhöhe.
Somit war schnell klar, dass zumindest eines Ihrer Kinder Ihre Leidenschaft fürs Kochen teilt und möglicherweise in Ihre Fußstapfen treten wird …
Mein Mann und ich haben immer zu allen drei Kindern gesagt, dass die Waldschänke grundsätzlich unser „Projekt“ ist und es keinen Zwang von unserer Seite gibt, dass sie diese einmal übernehmen und weiterführen müssen. Wir haben ihnen immer die Freiheit gegeben, selbst zu entscheiden. Das Wichtigste war für uns, dass sie glücklich sind und etwas machen, was sie interessiert und ihren Fähigkeiten entspricht. Umso schöner ist es natürlich, wenn sich herauskristallisiert, dass die Kinder auch in Richtung Gastronomie gehen möchten. Clemens hat zwar immer gesagt, dass er einmal Koch werden möchte, aber auch das Herz von unserer Tochter Johanna schlägt für die Kulinarik. Das freut mich schon sehr!
Was ist das Wichtigste, was Sie Ihren Kindern mit auf deren Weg gegeben haben?
Uns war wichtig, ihnen tiefe Wurzeln und Werte, wie Anstand und Höflichkeit, mitzugeben. All das, was wir selbst auch schon von unseren Eltern mitbekommen haben. Dinge, die ich in der heutigen Zeit leider oftmals ein bisschen vermisse. Offen und empathisch zu sein, seinem Gegenüber zuzuhören – auch das sind für uns wichtige Werte. Unser Sohn ist auf der ganzen Welt unterwegs und hat dabei mit Menschen in unterschiedlichen Positionen und in unterschiedlichen Ländern zu tun. Er sagt, dass er sich ohne seine gute Kinderstube und die weltoffene Erziehung bestimmt schwerer tun würde. Das ist für mich das schönste Kompliment.
Sie sind Mutter von drei Kindern. Wie wichtig ist Ihnen persönlich der Muttertag?
Mittlerweile ist es für mich ein Sonntag wie jeder andere, doch als die Kinder noch klein waren, habe ich schon damit gehadert. Sie haben im Kindergarten für mich gebastelt und Gedichte gelernt und mussten dann so ewig lange auf mich warten, weil ich ja immer arbeiten musste. Darunter habe ich vermutlich mehr gelitten als meine Kinder. Jetzt ist es so, dass wir die wenige Zeit, die wir miteinander und auch schon mit den Schwiegerkindern verbringen, sehr genießen. Einmal im Jahr fahren wir zum Beispiel alle gemeinsam – zumindest für ein paar Tage – auf Urlaub.
Sie wurden kürzlich vom Falstaff-
Restaurant-Guide 2023 für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
Ehrlich gesagt, musste ich drei Mal schlucken, als ich davon erfahren habe. Mit meinen 59 Jahren ist die Auszeichnung für das Lebenswerk wirklich etwas Besonderes. Allerdings hat mir ein lieber Freund gesagt: „Elisabeth, du hast dein Leben lang gearbeitet und dir diese Auszeichnung deshalb auch schon verdient!“ Und tatsächlich haben wir die Auszeichnung ja auch als Familie bekommen. Wobei es für mich erst dann ein Lebenswerk ist, wenn es weitergeht und man selbst solche Spuren hinterlassen hat, in die jederzeit jemand hineinsteigen und weitermachen kann.
Hätten Sie sich das gedacht, als Sie damals die Jausenstation Ihrer Schwiegermutter übernommen haben?
Nein, absolut nicht, allerdings war für meinen Mann und mich schon klar, dass wir aus dieser Jausenstation mehr machen wollen. Für meine Schwiegermutter hat es als Alleinerzieherin gepasst, doch für eine wachsende Familie, wie wir sie waren, war noch Luft nach oben. Mein Mann und ich haben ja schon nach drei Monaten geheiratet und als ich mit unserer Tochter schwanger wurde, habe ich begonnen, in der Küche zu arbeiten. Ich habe unzählige Kochbücher studiert und mich intensiv weitergebildet – immer mit dem Ziel vor Augen, aus der Waldschänke ein Haubenlokal zu machen. Und mittlerweile sind wir seit fast 32 Jahren durchgehend mit Hauben gekrönt.
Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Tief in meinem Herzen habe ich immer gewusst: Wenn man Erfolg hat, darf man sich nicht darauf ausruhen, sondern muss sich ein nächstes Ziel stecken. Allerdings müssen diese Ziele realistisch sein, damit man sie tatsächlich auch erreichen kann. So haben wir uns Schritt für Schritt zu einem Drei-Hauben-Res-
taurant weiterentwickelt. Mein Motto: am Boden bleiben und nach den Sternen greifen.
Und was isst eine preisgekrönte Haubenköchin selbst am liebsten?
Ich esse grundsätzlich alles gern, was mit Liebe zubereitet worden ist. Ich merke es sofort, wenn etwas lieblos gekocht ist. So etwas widerstrebt mir und das schmeckt mir auch nicht. Ebenso wenig, wenn schnell ohne Teller gejausnet wird. Das mag ich gar nicht! Ein Essen – und wenn es nur ein Jause zwischendurch ist – muss mit Liebe gemacht und ordentlich auf einem Teller angerichtet werden.