Energy Globe Award: Lebenswerk von Wolfgang Neumann geehrt
Interview mit Energiesparpionier, Visionär und Energy-Globe-Gründer Wolfgang Neumann
Die Familie von Wolfgang Neumann ehrte sein Lebenswerk bei den Energy Globe Awards 2024. © Thom Trauner
Unglaubliche 40.000 Projekte aus 190 Ländern wurden bislang beim Energy Globe Award eingereicht. Im Interview blickt Energiesparpionier, Visionär und Energy-Globe-Gründer Wolfgang Neumann stolz auf sein Lebenswerk, zeigt aber auch auf, was es noch alles zu tun gibt.
1999 vom oberösterreichischen Energiepionier Wolfgang Neumann (76) gegründet, avancierte der Energy Globe zu einem der weltweit renommiertesten Umweltpreise. Ehemalige Laudatoren wie Kofi Annan, Mikhail Gorbatschow, Maneka Gandhi und viele mehr zeugen von der internationalen Bedeutung, die der Award erlangt hat.
Ziel der Auszeichnung ist es, innovative und nachhaltige Projekte einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, denn für viele unserer Umweltprobleme gibt es bereits gute, umsetzbare Lösungen. Das verdeutlicht keiner besser als Wolfgang Neumann, der nach wie vor viel Herzblut und Energie aufwendet, um innovative Lösungen für den Klimaschutz sichtbar zu machen und die Öffentlichkeit für nachhaltige Projekte zu sensibilisieren.
„Was mich antreibt, ist, der Öffentlichkeit das Wissen an Lösungen zugänglich zu machen.“
Wolfgang Neumann
Was war das für ein Gefühl, als Ihre Familie Sie bei der diesjährigen Verleihung für Ihr Lebenswerk gewürdigt hat?
Es war eine gelungene Überraschung, sehr rührend und wunderschön. Ich war ja zeitlebens extrem viel auf der Welt unterwegs und hatte wenig Zeit für die Familie. Deshalb gilt auch ein großer Dank meiner Frau und meinen Töchtern.
Als Energiesparpionier und Visionär haben Sie durch Ihre Reisen und Kontakte viel bewegt. Mit Blick auf ein Vierteljahrhundert Engagement für eine nachhaltigere Zukunft: Wie gut steht Österreich in puncto Nachhaltigkeit international da – ist Österreich eher auf der Gewinnerseite unterwegs oder verliert es den Anschluss?
Österreich nahm und nimmt dahingehend schon immer eine Vorreiterrolle ein und ist somit auf der Gewinnerseite unterwegs. Der Energy Globe, zu dem allein in Österreich jährlich rund 300 Projekte eingereicht werden, zeugt davon. Ich sage immer: Für jedes Problem gibt es bereits eine Lösung. Genau darum geht es beim Award: diese Lösungen einer breiten Masse bekannt zu machen. Ich bin jedes Jahr begeistert, wie viel enorme Kreativität und Innovationskraft in den Projekten steckt. Beeindruckend sind immer auch die Jugendprojekte, denn Jugend steht für Zukunft. Diesmal wurden rund 60 Jugendprojekte eingereicht. Unvorstellbar, welche Entwicklungen es da gibt, wie z. B. das Projekt „The Plastic Eater“ aus Oberösterreich, wo mithilfe von Bakterien Kunststoff zersetzt wird. Oberösterreich und Österreich sind weltweit gesehen also ganz weit vorne.
Was sind denn die großen Stärken Oberösterreichs?
Man könnte sagen, dass mit der Gründung der Energiesparmesse vor 40 Jahren regelrecht ein Hype ausgelöst wurde. Die Menschen hierzulande beschäftigen sich massiv mit Umweltschutz und Energiesparen. Viele Unternehmen haben die Nachhaltigkeit im Fokus, kleine wie auch große, wie z. B. die Voest am Weg zur „grünen Stahlerzeugung“. Große Stärken haben wir in Oberösterreich im Bereich Wohnen durch Bauweise, Sanierung und Einsparpotenziale mithilfe neuer Technologien – die Einführung des Energieausweises war wegweisend dafür.
Beim Ausbau von Photovoltaikanlagen liegen wir ganz weit vorne. Und auch bei der Mobilität und der Industrie gibt es viele gute Beispiele für nachhaltiges Handeln. Um den Menschen einen einfachen Zugang zu allem, was es schon gibt, zu ermöglichen, haben wir das Beratungsportal einfachenergiesparen.at eingerichtet. Hier kann man das eigene Haus nachbauen und das weltweit einmalige Portal zeigt kostenlos und interaktiv, wie man in allen Lebensbereichen nachhaltig Vorteile erzielen kann – bei der Sanierung von Haus, Wohnung, aber auch beim Neubau.
Denken Sie daran, in Zukunft leiser zu treten oder brennt immer noch das Feuer für Klimaschutz und Innovation in Ihnen?
Ja, das Feuer brennt noch in mir. Was mich antreibt, ist, der Öffentlichkeit das Wissen an Lösungen zugänglich zu machen. Aber auch die Angst vor starren Regulierungen, Stichwort Ökodiktatur. Jeder hat andere Lebensumstände und dafür braucht es jeweils die beste Lösung. Ich bin es der Jugend schuldig, Lösungen für eine lebenswerte Zukunft anzubieten! Und da gibt es nach wie vor viel zu tun.
Wo sehen Sie den Energy Globe in zehn Jahren?
Ich bin für alles offen und immer auf der Suche. Der Energy Globe Award ist der einzige dieser Art. Ich möchte für den Energy Globe internationale Institutionen gewinnen. Es gibt dazu Gespräche mit dem Vatikan, der UNIDO und der Europäischen Investmentbank, um eine weltweite Projektdatenbank aufzustellen, Finanzierungen zu sichern und Energie vielerorts nutzbar zu machen. Denn immer noch kochen drei Milliarden Menschen auf der Welt auf offenem Feuer, 600 Millionen Afrikaner haben keinen Zugang zu Strom.
Es wäre wichtig, hier die wirtschaftliche Basis zu schaffen. Das würde auch die Migration eindämmen. Großartig ist, dass unser Award auch auf internationaler Ebene stattfindet; da möchten wir den Award noch breiter aufstellen. Die Menschen haben eine Freude, wenn ihr Werk anerkannt wird und jemand zu ihnen sagt: Du bist ein Umwelthero! So kann ich Umweltschutz ins Positive drehen. Das ist der richtige Weg. Und für mich persönlich gibt es nichts Schöneres, als zu helfen.
Hier geht’s zu den Siegern und Nominierten des Engergy Globes Oberösterreich 2024 und Energy Globe Austria 2024.
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