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Eine Menschheitsgeschichte des Klimas: faszinierend, fundiert, aktuell

Peter Frankopan:
„Zwischen Erde und Himmel: Klima – eine Menschheitsgeschichte“
Rowohlt Berlin
ISBN 978-3-7371-0098-4
€ 46,50

Der Klimawandel ist eine der medial und politisch am meisten thematisierten und diskutierten gegenwärtigen globalen Herausforderungen. Ideologen der einen Seite (das Klima wandelt sich, seit es die Erde gibt, also warum die Panik?) wie auch der anderen (Stichworte: Klimakleber, Extinction Rebellion) kämpfen um die Deutungshoheit. Dabei ist sich nicht einmal die Wissenschaft in allem einig – abgesehen davon, dass es in der Wissenschaft immer nur vorläufige, nie endgültige Gewissheiten gibt.

Dennoch gibt es einige unbestrittene Tatsachen, so etwa diese: Die gegenwärtige Klimakrise ist menschengemacht, der Klimawandel dagegen nicht. Denn dieser prägt die Geschichte der Erde und der Menschen seit Anbeginn. Und auch der Mensch hat das Klima geprägt, seit es ihn gibt. Wie stark, zeigt der profilierte Globalhistoriker Peter Frankopan, der an der Universität Oxford lehrt, mit seinem bahnbrechenden Wälzer „Zwischen Erde und Himmel“. Auf sage und schreibe 844 Seiten und weiteren 139 Seiten Anmerkungen präsentiert er eine Menschheitsgeschichte des Klimas und reist dafür streng chronologisch durch die Weltgeschichte. Frankopan legt dar, wie sich Erde und Menschheit durch das sich immer wieder wandelnde Klima veränderten und wie die Natur und das Klima, weit mehr als Kriege und Technologien, Religionen und Ideologien, seit Anbeginn der Zeit die Geschicke der Menschen beeinflussten und lenkten. Ferner zeigt der Historiker, wie Klima und Natur zum Aufstieg und Fall von Zivilisationen beitrugen, wie Umweltveränderungen die Geschicke der Welt und der Menschen prägen – von den Ursprüngen unserer Spezies über die Entstehung von Sprachen und Religionen, Landwirtschaft und Staaten bis zu globalen Kommunikations- und Handelsnetzen.

„Daran, dass die großen Veränderungen der Gegenwart im globalen Klima fast ausschließlich als Ergebnis menschlicher Einwirkungen auf die Umwelt zu verstehen sind und dass der Klimawandel, in dem sich die Menschheit gegenwärtig befindet, besonders herausfordernd ist, lässt Peter Frankopan keinen Zweifel. Um Lösungen für drängende Probleme zu finden, ist unter anderem ein Verständnis der Ursprünge und Zusammenhänge unentbehrlich. Zu einem solchen verhilft Peter Frankopans neuestes Werk“, lautet das Fazit von Redakteurin Maria Russ.

Der Fall Julian Assange: Geschichte einer Verfolgung

Nils Melzer:
„Der Fall Julian Assange:
Geschichte einer Verfolgung“

Piper
ISBN 978-3-492-07076-8
€ 22,90

Er ist ohnehin den meisten ein Begriff, hier nochmals in aller Kürze: Julian Assange ist ein australischer Investigativjournalist, politischer Aktivist, Programmierer, ehemaliger Computerhacker und Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, auf der eine Vielzahl von Dokumenten veröffentlicht wurde, die auf Missstände, Korruption und Geheimhaltung in Regierungen, Unternehmen und Organisationen hinweisen. Zu großer Berühmtheit gelangte 2010 das „Afghan War Diary“, das größte Leak der US-Militärgeschichte, mitsamt Beweisen für Kriegsverbrechen und Folter vonseiten des US-Militärs. Kurz danach verdächtigte Schweden WikiLeaks-Gründer Julian Assange der Vergewaltigung, ein geheimes US-Schwurgericht ermittelt gegen ihn wegen Spionage. Als ihn Ecuador nach jahrelangem Botschaftsasyl der britischen Polizei überstellte, verlangten die USA seine Auslieferung und drohten mit 175 Jahren Haft.

Während die USA ihm vorwerfen, geheimes Material von Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht zu haben, sehen Unterstützer in Assange einen mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte. Spion, Verräter und Staatsfeind oder Freiheitskämpfer, Aktivist und investigativer Journalist? Was stimmt, ist für den Autor des Buches „Der Fall Julian Assange“ evident: „Wir müssen aufhören zu glauben, dass es bei Julian Assange wirklich um eine Strafuntersuchung wegen Sexualdelikten, Spionage und Hacking geht. Was WikiLeaks getan hat, bedroht die politischen und wirtschaftlichen Eliten weltweit gleichermaßen. Der Fall Assange zeigt, dass es den Regierungen heute nicht mehr um legitime Vertraulichkeit geht, sondern um die Unterdrückung der Wahrheit zum Schutz von unkontrollierter Macht, Korruption und Straflosigkeit“, so der UNO-Sonderberichterstatter für Folter und Professor für internationales Recht Nils Melzer, der sich zunächst gar nicht auf den Fall einlassen wollte. Erst als er Assange im Gefängnis besucht, die Fakten recherchiert hatte und das Täuschungsmanöver der Staaten immer mehr durchschaute, drängte es sich Melzer auf, die vollständige „Geschichte einer politischen Verfolgung“ zu erzählen. An Julian Assange, seit 11. April 2019 ohne Verurteilung in Gewahrsam, solle ein Exempel statuiert werden – zur Abschreckung aller, die die schmutzigen Geheimnisse der Mächtigen ans Licht ziehen wollen, so Melzer.

Fazit: Ein äußerst packendes Buch über einen der größten Justizskandale der Geschichte.

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