St. Barbara Hospiz Ried: Pflegekräfte mit Herz am Werk

Ein echtes Dreamteam

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© privat

Die letzte Lebensphase von Menschen pflegerisch fachlich und menschlich zu begleiten, ist die Aufgabe der Pflegekräfte im Hospiz. Nadine Guntner, Leiterin vom St. Barbara Hospiz in Ried im Innkreis, und Cornelia Baumann, Leiterin des St. Barbara Hospiz Linz, geben uns einen Einlick in ihren Beruf.

Sie sind sympathisch und kompetent, und wenn man mit ihnen über ihren Job spricht, merkt man, dass sie diesen mit viel Herzblut und Engagement ausüben. Die Rede ist von Nadine Guntner (34), Leiterin des St. Barbara Hospiz Ried, und Cornelia Baumann (38), Leiterin des St. Barbara Hospiz Linz. Beide betreuen mit ihren jeweils rund 20-köpfigen Teams Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Mit welchen Herausforderungen ihr Job verbunden ist, und dass der Alltag im Hospiz durchaus lustig und bunt ist, haben sie uns im Interview erzählt. 

Wie geht es Ihnen aktuell?

C. Baumann: Mir geht es gut, wir betreuen momentan zehn Menschen und expandieren, weil wir zu unserem stationären Hospiz auch ein Tageshospiz bekommen. Das ist vorerst einmalig in Oberösterreich und wir sind die Vorreiter. 

N. Guntner: Auch mir geht es gut. Wir haben in Ried sechs Plätze für Bewohnerinnen und Bewohner und auch bei uns wird es in den nächsten Jahren ein Tageshospiz geben.

Was sind derzeit für Sie jeweils die größten Herausforderungen?

N. Guntner:  Wir haben in der letzten Zeit sehr viele junge Bewohner und Bewohnerinnen versorgt, was für das Team eine große Herausforderung ist. Wenn man die ganze psychosoziale Komponente mit Kindern und jungen Eltern mitbetreut, kann einen das selber triggern und es ist oft schwierig, sich abzugrenzen, wenn die Situationen dem eigenen Leben recht ähnlich sind.

Wie gehen Sie damit um?

N. Guntner: Grundsätzlich kommen wir einmal im Monat zur Besprechung oder Supervision zusammen, wo ein sehr guter Austausch stattfindet und auch Tränen fließen können. Treten akut Probleme auf, besprechen wir das im Alltag, und als Leiterinnen sind wir für unsere Mitarbeiter 24/7 erreichbar. Wenn eine Situation sehr belastend ist, dann können uns die Pflegekräfte auch am Wochenende, am Feiertag oder am Abend kontaktieren.

Was ist bei Ihnen die Herausforderung, Frau Baumann?

C. Baumann: Auch uns fällt auf, dass die Hospizbewohner und -bewohnerinnen immer jünger werden und wie Nadine Guntner schon angesprochen hat, ist die Betreuung der Angehörigen sehr intensiv. Da gibt es Eltern, die im Berufsleben stehen, es gibt Geschwister oder Lebenspartner und auch sie können sich unserer professionellen Begleitung sicher sein. 

Sie betreuen und begleiten Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Was sind die Anforderungen an eine Pflegekraft im Hospiz?

N. Guntner: Man sollte eine gewisse Berufserfahrung haben und mit beiden Beinen fest im Leben stehen, weil einen gewisse Schicksale aus der Bahn werfen können. Da wir auch Ressourcen für komplementäre Anwendungen wie Wickelauflagen oder Aromatherapie haben, sollte man dafür offen sein. In Kombination mit der Medizin tun diese Behandlungen den Menschen gut und können von symptombelastenden Situationen ablenken. Man braucht in unserem Job eine gesunde Distanz und einen pragmatischen Blick. Zu viele Emotionen sind nicht gut, da diese Personen erfahrungsgemäß eher zum Ausbrennen neigen.  

Gilt das für Sie auch, Frau Baumann?

C. Baumann: Ja, unsere Pflegekräfte sollen so selbstreflektiert sein, dass sie offen ansprechen, wenn ihnen eine Situation zu nahe geht. Nur dann kann man sie auch gut begleiten oder eine Einzel-Supervision organisieren. Wir lassen niemanden alleine, egal wie lange sie oder er schon in diesem Bereich arbeitet. 

Braucht man eine spezielle Ausbildung, um im Hospiz arbeiten zu können?

N. Guntner: Zur allgemeinen Pflegeausbildung sollte man den interprofessionellen Basislehrgang für Palliative Care absolvieren, zusätzlich kann man auf der Universität eine Ausbildung machen.  Wir besuchen auch regelmäßig einschlägige Fort- und Weiterbildungen, wie z.B. Palliativ-Tage. Da gibt es ein breites Angebot und wir sind sehr gut vernetzt. 

C. Baumann: Eine Mitarbeiterin hat sich dazu entschlossen, berufsbegleitend die Weiterbildung zur Praxis-

anleiterin zu machen. Das ist wichtig, weil wir auch Praktikantinnen und Praktikanten beschäftigen. Sie sind eventuell die Mitarbeiter von morgen und sollen gut an unser spezielles Handlungsfeld herangeführt und in unser interprofessionelles Team integriert werden. Eine weitere Mitarbeiterin startet ihre berufsbegleitende Weiterbildung „Komplementäre Pflege – Therapeutic Touch“. Diese Berührungen lindern Angst und Schmerz, verbessern die Wundheilung, erzeugen Tiefentspannung und steigern das Wohlbefinden.

Den Alltag in einem stationären Hospiz stellt man sich sehr traurig und tragisch vor. Wie ist das in Realität?

N. Guntner: Ganz im Gegenteil, bei uns steht das Leben im Vordergrund. Die Menschen wissen, warum sie zu uns kommen, da muss man nicht ständig die Krankheit oder den bevorstehenden Tod thematisieren. Zum Beispiel haben wir vor Ostern traditionell Palmbuschen gebunden und Eier gefärbt. Auch der Fasching wird bei uns gefeiert. Die gesamten Feste im Jahreskreis sind uns ein Anliegen. Es darf bunt sein und es darf gelacht werden. 

C. Baumann: Wenn ein Einzug ins Hospiz bevorsteht, laden wir vorab schon An- und Zugehörige ein, sich umzusehen. Bei uns ist es hell, freundlich, man hört Musik aus den Zimmern oder unseren Therapiebegleithund „Dobby“ und die Pflegekräfte versprühen positiven Esprit. Die Menschen verbringen hier auch, so gut es geht, viel Zeit in den Gemeinschaftsräumen und bei schönem Wetter auf unserer Dachterrasse.

 N. Guntner: In der Karwoche hatte ich Urlaub, als ich wieder zur Arbeit kam, warteten schon alle auf meinen Hund „Toffee“. Die Bewohnerinnen und Bewohner freuen sich auch, wenn ab und zu meine zwei Söhne oder Kinder von unseren Pflegekräften mitkommen. Diese Abwechslung dient ebenso dem Symptommanagement. 

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