Im Bett mit einem Schnarcher
Schnarchen kann nicht nur Beziehungen auf eine harte Probe stellen, sondern sogar auf gesundheitliche Probleme hinweisen.
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„Schatz, dreh dich um!“ Ein Satz, den viele Paare mitten in der Nacht kennen. Schnarchen nervt, kann Beziehungen strapazieren und weist manchmal sogar auf gesundheitliche Probleme hin. Im Gespräch verrät HNO-Experte Dr. Maximilian Hartl, Oberarzt am Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz, was hinter dem nächtlichen Sägen steckt und wie man endlich wieder Ruhe ins Schlafzimmer bringt.
Warum schnarchen manche Menschen und andere nicht?
Dr. Maximilian Hartl: Meistens entsteht das Schnarchen durch Vibrationen im Mund-Rachen-Raum. Warum das bei manchen Menschen während des Schlafens auftritt und bei anderen nicht, lässt sich nicht eindeutig sagen. Was man weiß: Je älter man ist, desto eher tritt Schnarchen auf. Und deutlich häufiger sind Männer betroffen als Frauen. Es gibt allerdings einige Faktoren, die Schnarchen begünstigen.
Welche Faktoren können das sein?
Eine große Rolle spielt Übergewicht. Deshalb lautet eine der ersten Empfehlungen, wenn das Schnarchen zu unangenehm wird: Gewicht reduzieren. Außerdem sollte man abends nicht zu üppig und fettig essen, keinen Alkohol trinken und Schlafmittel vermeiden. Diese führen dazu, dass das Gewebe im Mund-Rachen-Raum schlaffer wird und das fördert wiederum das Schnarchen.
Hilft es wirklich, den Partner einfach umzudrehen?
Diese Situation kennen wohl viele Paare: Ein kurzer Rempler soll den Bettnachbarn dazu bringen, sich von der Rückenlage auf die Seite zu drehen (lacht). Tatsächlich begünstigt die Rückenlage das Schnarchen, weil dabei der Zungengrund leichter nach hinten fällt und die Atemwege verengt.

Wann ist Schnarchen harmlos – und wann sollte man besser zum Arzt?
Man muss zwischen primärem Schnarchen, das keine gesundheitliche Gefahr darstellt, und der sogenannten Schlafapnoe unterscheiden. Bei dieser Form kommt es zu besonders lautem, unregelmäßigem Schnarchen mit Atemaussetzern. Ein weiteres Warnsignal ist ausgeprägte Tagesmüdigkeit. Wenn solche Symptome auftreten, sollte man unbedingt eine fachärztliche Untersuchung veranlassen, um krankhafte Ursachen auszuschließen. Erst dann kann man gezielt etwas dagegen unternehmen.
Wie läuft so eine Untersuchung ab? Muss man dafür ins Schlaflabor?
Nicht unbedingt, es gibt zum Beispiel die Möglichkeit einer Schlafuntersuchung zu Hause: Der Patient bekommt ein Gerät, das neben Atemaussetzern und anderen Daten auch Schnarchgeräusche und Schlafpositionen aufzeichnet. Diese Daten helfen, die Ursachen einzugrenzen. Im Anschluss kann auch eine Video-Schlafendoskopie wichtige Erkenntnisse liefern. Dabei wird der Patient in einen künstlichen Schlaf versetzt, der dem natürlichen ähnelt. Währenddessen führen wir ein sehr dünnes Video-Endoskop durch die Nase in die oberen Atemwege ein. So sehen wir, wo genau das Schnarchgeräusch entsteht – etwa ein vibrierendes Gaumensegel oder ein vergrößerter Zungengrund.
Schnarchen kann zur Beziehungsprobe werden, wenn einer dauerhaft unter dem nächtlichen Lärm leidet.
Dr. Maximilian Hartl
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Je nach Ursache gibt es verschiedene Optionen, wie chirurgische Eingriffe, Lagetherapie, um das Schlafen in Rückenlage zu vermeiden, oder individuell angepasste Schienen, die die Atemwege offenhalten. Darüber hinaus kann jeder selbst einiges tun: Gewicht reduzieren, abends leichte Mahlzeiten bevorzugen, auf Alkohol und Schlafmittel verzichten. Auch ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus und eine angenehme Schlafumgebung helfen – also ruhig, abgedunkelt, 18 bis 19 Grad Raumtemperatur und möglichst ohne elektronische Geräte in der Nähe.
Was kann man tun, wenn der Bettpartner nachts gefühlt ganze Wälder absägt?
Für den, der schnarcht, ist es meist kein Problem. Für den Partner oder die Partnerin dagegen kann es sehr belastend werden, wenn er oder sie keinen erholsamen Schlaf mehr bekommt. Oropax können helfen oder im Extremfall auch getrennte Schlafzimmer, wenn das für beide in Ordnung ist. Denn tatsächlich kann anhaltendes Schnarchen zur Beziehungsprobe werden, wenn einer dauerhaft unter dem nächtlichen Lärm leidet.
Ihr persönlicher Tipp für Paare, die das Thema belastet?
Es gar nicht so weit kommen lassen, dass das Schnarchen zur Beziehungskrise wird. Stattdessen rechtzeitig eine Schlafuntersuchung zu Hause durchführen und bei Bedarf die Video-Schlafendoskopie. Nur wenn man die Ursache kennt, kann die Behandlung wirklich erfolgreich sein.
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