Sabrina Herbst: Traumjob für Fünffachmama
Ausbildung zur Pflegefachassistenz dank Teilzeitmodell
Sabrina Herbst (im Bild mit Töchterchen Chayenne) wollte schon immer in der Pflege arbeiten, doch die Ausbildung in Vollzeit war für die fünffache Mama nicht möglich. Durch das Teilzeit-Modell kann sie sich ihren Traum nun doch noch erfüllen. © OÖ. Gesundheitsholding
Sabrina Herbst ist Mama von fünf Kindern und absolviert seit März 2022 die Ausbildung zur Pflegefachassistenz an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Salzkammergut Klinikum Gmunden. In einem Teilzeitmodell mit insgesamt 30 Wochenstunden, damit auch die Betreuung ihrer Kinder sichergestellt ist. „Und das Schöne ist, dass ich am Nachmittag sogar noch Zeit für sie habe“, erzählt die 35-Jährige in unserem Interview.
Sie absolvieren Ihre Ausbildung in Teilzeit. Wie kann man sich das vorstellen?
Sabrina Herbst: Meine Ausbildung umfasst 30 Wochenstunden. Wir haben an fünf Tagen die Woche von 8 bis 13 Uhr Unterricht, zwei Mal davon im Distance Learning von zu Hause aus. Das ist besonders praktisch, weil sich alles super im Vorfeld organisieren lässt und ich am Nachmittag auch noch Zeit für meine Kinder habe. Nur während des Praktikums können diese Zeiten etwas abweichen, aber auch das lässt sich managen, weil man vonseiten der Gesundheitsholding viel Unterstützung bekommt.
Sie sind Mama von fünf Kindern, die noch sehr klein waren, als Sie die Ausbildung gestartet haben …
Als ich mit der Ausbildung begonnen habe, war meine Jüngste erst elf Monate alt. In dieser Zeit hat mir meine Schwiegermama sehr geholfen, bis ich den Platz in der Krabbelstube für sie hatte. Meine anderen Kinder waren im Kindergarten und in der Volksschule. Und nachdem der Unterricht ja um 13 Uhr zu Ende ist, lässt sich das gut managen. Organisation ist alles! Außerdem spielt sich alles ein und bei manchen Dingen muss man ein bisschen kürzertreten, damit es sich besser ausgeht. Ich bügle jetzt zum Beispiel weniger, damit ich mehr Zeit für meine Kinder habe (lacht).
Sie schließen Ihre Ausbildung kommenden September ab. Wissen Sie schon, in welchem Bereich Sie dann arbeiten möchten?
Momentan interessiert mich die Unfallambulanz sehr, darum würde ich gern in diesem Bereich arbeiten. Da weiß man nie, welche Verletzungen hereinkommen. Jeder Tag ist eine andere Herausforderung und das würde mir sehr taugen. Außerdem kann man bei dieser Arbeit auch seine Kompetenzen gut ausschöpfen.
Was ist für Sie das Besondere an einem Beruf in der Pflege?
Das Besondere ist für mich, dass wir Menschen helfen können. Vor meinen Karenzzeiten habe ich als Zahnarztassistentin gearbeitet, wobei mein Traumjob immer schon in der Pflege war. Allerdings hat es die Ausbildung zur diplomierten Pflegekraft damals nur in Vollzeit gegeben und als Alleinerziehende war das damals leider unmöglich für mich. Somit habe ich mich von diesem Traum verabschieden müssen und freue mich jetzt umso mehr, dass ich ihn mir doch noch erfüllen kann. Ich habe die Entscheidung, diese Ausbildung zu absolvieren, noch an keinem einzigen Tag bereut.
Wie leicht oder schwer ist Ihnen die Entscheidung in Hinblick auf Kinderbetreuung usw. gefallen, die Ausbildung an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege zu starten?
Sehr leicht, da habe ich wirklich nicht mehr lange überlegen müssen (lacht). Zu wissen, dass die Ausbildung in Teilzeit möglich ist und es auch die Kinderbetreuungsmöglichkeiten vor Ort gibt, hat mir die Entscheidung zusätzlich erleichtert. Ich habe sie auch noch an keinem Tag bereut. Eine Herausforderung war eigentlich nur die Betreuung meiner Jüngsten, weil es um sechs Monate gegangen ist, bis ich den Platz in der Krabbelstube für sie hatte.
Wie gefällt Ihnen die Ausbildung? Gibt es etwas, was Ihnen besonders taugt?
Es gibt eigentlich nichts, was mir nicht taugt. Ich gehe sehr gern in die Schule – und das habe ich bisher noch nie sagen können (lacht). Man lernt so viel dazu und stößt auch mal an seine eigenen Grenzen, aber in Summe ist es ein einzigartiger Lernprozess. Man profitiert persönlich sehr und wächst daran.
Was können Sie anderen Frauen und Müttern sagen, die auch überlegen, eine Ausbildung im Gesundheitswesen zu machen?
Ich möchte allen Frauen und besonders jenen, die auch Kinder haben, Mut machen, es sich zuzutrauen. Natürlich ist es am Anfang eine Herausforderung, aber man bekommt so viel Unterstützung und wächst mit diesen Aufgaben. Die anfängliche Unsicherheit verfliegt mit der Zeit. Ich würde mich immer wieder dafür entscheiden!
3 Fragen an Mag. Martina Bruckner
Leiterin der Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege der Oberösterreichischen Gesundheitsholding.
Seit 2021 bietet die OÖ. Gesundheitsholding Ausbildungen in Teilzeit an. Wie kann man sich das vorstellen?
Die Teilzeitausbildung gibt es in unterschiedlichem Ausmaß – mit 25 oder 30 Wochenstunden zum Beispiel, geblockt, jeden Tag nur bis Mittag oder an einzelnen Tagen. Die Modelle sind je nach Standort unterschiedlich, aber man kann jede Ausbildung so absolvieren, dass sie mit den individuellen Lebensumständen gut vereinbar ist. Auch eine Höherqualifizierung ist bei uns flexibel möglich, wenn jemand zum Beispiel nach zwei Jahren im Job eine Aufschulung zur Pflegefachassistenz machen möchte. Bei einer Vollzeitausbildung mit 40 Wochenstunden dauert das ein Jahr. Geht sich Vollzeit nicht aus, weil etwa Kinder zu betreuen sind, dann ist es auch in der Teilzeitvariante möglich, die in etwa eineinhalb Jahre dauert.
Warum war es so wichtig, flexiblere Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen?
Früher hat es ausschließlich Vollzeitausbildungen gegeben, was für viele Berufsumsteiger und Menschen mit Betreuungspflichten ein Problem war. Um hier ein flexibles Angebot schaffen zu können, haben wir die Teilzeitausbildung entwickelt. Eine Umfrage aus dem Jahr 2022 unter den Auszubildenden hat uns gezeigt, dass 37,9 Prozent Betreuungspflichten haben – und ihnen somit die Möglichkeit der Teilzeitausbildung besonders wichtig war. 96,6 Prozent der Befragten haben zudem angegeben, dass die Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung einen enorm wichtigen Stellenwert für sie hat. Der überwiegende Teil unserer Auszubildenden ist weiblich. Darum ist es wichtig, besonders für Frauen ein Angebot zu schaffen, damit sie ihren Wunschberuf erlernen können. Aus diesem Grund gibt es bei allen unseren Standorten auch die Möglichkeit der Kinderbetreuung, deren Öffnungszeiten zum überwiegenden Teil an die Dienstzeiten unserer Mitarbeiter angepasst sind. Wenn man weiß, dass die Kinder gut versorgt sind, kann man die Ausbildung ruhigen Gewissens absolvieren.
Was hat sich seit dem Start der Teilzeitausbildung geändert? Wie sind die Rückmeldungen?
Die Pflege war schon immer ein frauendominierter Beruf und ist es nach wie vor. Was sich verändert hat, ist die Zielgruppe. Früher lag der Schwerpunkt bei jüngeren Frauen ab dem 17. Lebensjahr. Jetzt sind auch Frauen in der Ausbildung, die Betreuungspflichten oder einen anderen Erstberuf haben. Die Rückmeldungen sind extrem positiv! Die Umfrage hat uns gezeigt, dass die Auszubildenden diese Flexibilität sehr schätzen und der überwiegende Teil die Ausbildung jederzeit wieder so absolvieren würde. Natürlich ist die Ausbildung herausfordernd, aber wir haben mittlerweile sehr viele Möglichkeiten, um sie individuell an die Bedarfe unserer Auszubildenden und deren Lebensumstände anzupassen und jeden dort zu unterstützen, wo er es braucht.
Infos zu den Teilzeitausbildungen: www.ooeg.at/pflegeausbildung