Mit Baby am Rücken im Büro
Marlene Stark ist Mutter von zwei kleinen Kindern und leitet seit einem Jahr mit ihrem Mann Stefan die Geschicke der Maurhart Metallmanufaktur in Asten. Wie es das Unternehmerpaar schafft, Firma und Kinderbetreuung gleichberechtigt zu managen, und was sie umsetzen würde, wenn sie einen Tag lang Familienministerin wäre, hat uns die Psychologin und PR-Fachfrau erzählt.
© privat
„Meine Tochter war vier Monate alt, als ich mit ihr in der Trage am Rücken im Büro gesessen bin. Sie hat geschlafen, ich habe gearbeitet. So bin ich auch in Meetings gegangen“, erinnert sich Marlene Stark. Die studierte Psychologin und Mutter von zwei Kindern im Alter von vier und zwei Jahren führt seit 2022 gemeinsam mit ihrem Mann Stefan die Maurhart Metallmanufaktur in Asten. Bereits im Jahr 1960 wurde das erfolgreiche Familienunternehmen, das sich auf individuelle Lösungen für Zäune, Überdachungen, Terrassenüberdachungen und Sichtschutzanlagen spezialisiert hat, von ihrem Großvater gegründet und von ihren Eltern weiter aufgebaut.
Familienbetrieb als Teil des Lebens. Der Familienbetrieb war für Marlene Stark immer schon Teil ihres Lebens. Auch während ihres Psychologie- und Publizistikstudiums war sie im Unternehmen für PR und Marketing zuständig. „Nachdem ich ganz in die Firma eingestiegen bin, behielt ich diese beiden Bereiche und habe als Psychologin auch die Personalangelegenheiten übernommen“, erzählt sie. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie steht bei Marlene und Stefan Stark ganz oben auf der Prioritätenliste. Dass Gleichberechtigung beim Unternehmerpaar nicht nur eine Floskel ist, beweist die Tatsache, dass Stefan nach der Geburt der Kinder zwei Monate bei den Kleinen zu Hause war.
Familie sollte als politische Einheit gesehen werden. Allerding mit Interessensvertretung, was derzeit fehlt.
Marlene Stark
Gerechtes Familienmanagement. „Sicher ist man als Chefin in einem Familienbetrieb in Sachen Arbeitszeiten flexibler als Mütter in einem Angestelltenverhältnis, das muss ich ganz ehrlich sagen“, betont Marlene, und obwohl der größere Betreuungsaufwand bei ihr liegt, versuchen sie und ihr Mann, der den technischen Part über hat, das Familienmanagement gerecht abzuwickeln. „Wenn ich während der Woche in der Firma nicht so viel weiter bekomme, betreut mein Mann am Samstag die Kinder und ich arbeite im Büro. Selbstverständlich gibt es auch Tage, wo ich fix im Unternehmen sein muss, da springt dann zum Glück auch die Oma ein. Nicht umsonst lautet ein afrikanisches Sprichwort ‚Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf‘, was einem zeitgemäßen pädagogischen Blickwinkel entspricht“, so Marlene.
Fehlendes Dorf-Konzept. Ihrer Ansicht nach würde dieses „Dorf-Konzept“, in dem Kinder von verschiedenen Bezugspersonen wie Großeltern, Verwandten, Freunden und Pädagogen in einem sozialen Gefüge begleitet werden, für berufstätige Eltern vieles erleichtern und auch die kindliche Entwicklung positiv beeinflussen. „Schade nur, dass das in unserer Gesellschaft nicht mehr so stark gelebt wird“, bedauert Marlene. Auch für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im eigenen Betrieb ist sie bemüht, individuelle Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu finden, sodass vor allem in den für Eltern oft kritischen Ferienzeiten das Stundenausmaß flexibel verteilt werden kann. „Generell haben wir mittlerweile viele Teilzeitmodelle in unserem Team, was aufgrund gesetzlicher Stolpersteine gar nicht so einfach ist“, so Marlene Stark.
Starres System. „Unser System ist viel zu starr, und wenn alternative Wege angedacht werden, dann dauert es ewig, bis diese in der Gesellschaft ankommen“, ärgert sich die Firmenchefin. Wäre sie einen Tag lang Familienministerin, würde sie sich wünschen, dass Familie als politische Einheit gesehen wird. Allerdings mit einer Interessenvertretung, die ihrer Meinung nach derzeit fehlt. „Das ist schade, weil man dadurch Chancen verliert und es viele Punkte gibt, die überhaupt nicht vertreten werden.“ Ihre dringlichste Forderung wäre die Förderung der Gleichberechtigung von Müttern und Vätern, etwa durch das Angleichen der Elternkarenz, um Einkommensunterschiede zu verringern, und die Familie als politische Einheit zu stärken.