Dr. Manuela Macedonia: Das Beste für unser Gehirn

In fünf Punkten zur physischen, psychischen und kognitiven Wellness unseres Gehirns.

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© www.macedonia.at

Spa-Angebote für den Körper boomen. Aber wie halten wir eigentlich unsere Gehirnzellen fit und gesund? Kaum jemand zerbricht sich darüber den Kopf. Dabei kann das Beherzigen von fünf Punkten viel bewirken, wie Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia in ihrem neuen Buch „Wellness für das Gehirn“ aufzeigt.

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Ein Aufenthalt in einem schönen Hotel, Massagen, Schwimmen und gesundes Essen: Wellness für den Körper ist für viele selbstverständlich, während wir unseren Geist oft vernachlässigen. Die Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia legt in ihrem neuen Buch „Wellness für das Gehirn“ ein 5-Punkte-Programm vor, das unser Denkorgan entlasten, die Psyche stabilisieren, die kognitiven Fähigkeiten unterstützen und für Langlebigkeit sorgen soll. „Gehirnwellness betreibt man allerdings nicht nur einmal im Jahr, nicht an einem speziellen Ort, sondern jeden Tag ein bisschen“, so die Neurowissenschaftlerin. Wie man das 5-Punkte-Programm gezielt anwendet und das Maximum aus seiner Leistungsfähigkeit herausholt, erklärt Macedonia im Buch. Die OBERÖSTERREICHERIN hat bereits hineingeblättert und die fünf Säulen für physische, psychische und kognitive Wellness unseres Gehirns ausfindig gemacht.

In fünf Punkten zur physischen, psychischen und kognitiven Wellness unseres Gehirns:

Ausreichend Schlaf

Schlafmangel schadet nachweislich unserem Gehirn. In Studien konnte der Zusammenhang zwischen Stress und Schlaf sehr gut beobachtet werden. „Unsere Schlaflosigkeit ist größtenteils psychisch bedingt“, weiß Macedonia durch ihre Forschung. Als belastend empfunden werden nicht nur Sorgen über Partnerbeziehung, Job und Kinder, sondern auch gesellschaftliche Probleme wie Kriege, Pandemien oder Energiewende. „Unser Gehirn ist allerdings nicht für dauerhafte Belastung gemacht, nicht für Dauerausschüttung von Cortisol“, so die Gehirnforscherin. Der Körper reagiere mit Entzündungen und setze Alterungsprozesse in Gang. Deshalb ihr Credo: „Wir brauchen Ruhe vor Sorgen!“ Statt Medikamenten, die zu Abhängigkeit und in einen Teufelskreis führen können, sollten andere Wege aus der Schlaflosigkeit gesucht werden, wie abendliches Kekse- oder Brotbacken, einen Schlaftee zubereiten oder die Lektüre von Sachbüchern, Belletristik oder Kochbüchern. Der wichtigste Tipp Macedonias: die Ursache für Schlaflosigkeit – Ärger oder verdrängte Konflikte – zu beseitigen oder zu verändern. 

Bewegung: Gehirnjogging bringt‘s.

Warum ist Bewegung so wichtig für unsere Psyche? Sie regt auf natürliche Weise zahlreiche Prozesse an, die unser Gehirn gesund halten. Einer davon ist die Ausschüttung der „Starsubstanz“ Nervenwachstumsfaktor BDNF (engl. Brain derived neurotrophic factor). Macedonia bezeichnet ihn auch als Dünger für das Gehirn, der gleichzeitig den Aufbau von Dopamin und Serotonin steuert – unsere Garanten für Glück und Ausgeglichenheit. Ein weiterer Nebeneffekt: Muskelarbeit hilft dem Gehirn gegen Depression. Jeder sollte sich möglichst viel bewegen, am besten täglich. Die Neurowissenschaftlerin rät, den Anfang moderat zu gestalten, denn: Viele Menschen nehmen sich sehr viel vor und schaffen nicht, den hohen Standard einzuhalten. Besser also, man fängt mit einem Spaziergang am Tag an, später kann man walken oder ein paar Kilometer joggen und sich so mit der Zeit steigern.

 Gute Ernährung. Power Food für das Gehirn.


„Was soll ich essen, damit ich geistig fit und psychisch stabil bleibe?“ Das ist eine der häufigsten Fragen an die Wissenschaftlerin und Autorin. „Keine Industrielebensmittel, sondern zurück zur Natur“, lautet ihre Antwort. Was es nicht leicht macht: das Wissen über Ernährung wachse genauso wie die Anzahl der Gurus und Influencer. Trends entstehen, neue Diäten versprechen eine schlanke Figur, Gesundheit und ein längeres Leben. Von Produkten der Food-Industrie hält Macedonia aber so weit wie möglich Abstand. Stattdessen plädiert sie für die Mittelmeerdiät: viel Gemüse und Obst, mäßiger Fisch- und Fleischkonsum, alles sehr abwechslungsreich, nichts Konserviertes, sondern frisch gekocht. Einer der Vorzüge dieser Ernährungsweise bestehe im hohen Gehalt an Polyphenolen, die entzündungshemmend wirken. Dazu empfiehlt sich regelmäßiges Fasten, das die Selbstreinigungsfunktion des Gehirns aktiviert.

Soziale Beziehungen: Emotion und Belohnung

Wenn sich ein wohliges Gefühl von Geborgenheit einstellt, hat das mit Oxytocin zu tun, dem Bindungshormon. Es steigert Freude und Belohnung, wenn wir sozial interagieren. Wenn es in der Amygdala andockt, schütten wir weniger vom Stresshormon Cortisol aus und wir können uns entspannen. Im Familienverband werden die Sorgen aus der Außenwelt kleiner oder sie verschwinden ganz. „Die Evolution hat uns mit diesem wunderbaren Hormon ausgestattet, damit wir uns binden, ein Rudel schaffen und darin gut aufgehoben sind, egal, ob wir blutsverwandt sind oder nicht“, räumt Manuela Macedonia ein.

Spiritualität: Mit Mantras weg vom Alltag. 

Mit den verschiedenen Krisen, die auf uns zukommen, wächst der Wunsch nach einer Distanzierung vom Alltag, um fernzuhalten, was uns belastet. Ob Mantras, Yoga, Tai-Chi oder Qigong: durch mentales Training lassen sich Emotionen steuern und die Aufmerksamkeit von Dingen weglenken bzw. auf das fokussieren, was uns wichtig ist. Um den Kopf leer zu bekommen, gibt es aber auch andere Methoden: zum Beispiel Gartenarbeit oder in die Natur zu gehen. Generell sind Ruhephasen für das Gehirn essenziell; es ist auch gar nicht für immerwährende Arbeit gemacht – zwei große Netzwerke bestimmen den natürlichen Rhythmus zwischen Aufmerksamkeit und Ruhemodus.

Zur Person

Die Neurowissenschaftlerin mit italienischen Wurzeln, Dr. Manuela Macedonia, forscht unter anderem am Max-Planck-Institut in Leipzig und am Institut für Information Engineering der Johannes Kepler Universität Linz. Als Vertreterin des Embodiment geht sie von einem starken Zusammenhang zwischen Körper und Geist aus. Sie ist Autorin mehrerer erfolgreicher Sachbücher, wie „Iss dich klug!“ oder „Beweg dich und dein Gehirn sagt Danke“.

Buchtipp

„Wellness für das Gehirn“ Manuela Macedonia, Verlag edition a, € 26

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