Mythen und Fakten rund um Gemüse

Machen Erdäpfel dick? Darf man keimende Zwiebel noch essen? Und wie lagert man Süßkartoffel richtig? Rund um Gemüse gibt es viele Mythen, aber auch wichtige Fakten, mit denen man Karotten, Knoblauch & Co. länger frisch genießen kann. Gemüse-Experte Manfred Schauer von den Eferdinger Landl-Gemüsebauern klärt auf.

5 Min.

© Eferdinger Landl-Erdäpfel

ERDÄPFEL sind Dickmacher! Stimmt nicht, sagt Manfred Schauer. „Dieser Mythos ist eng mit Erdäpfelchips oder Pommes frites verbunden, bei denen den Erdäpfeln Fett zugegeben wird“, erklärt er. „Werden sie gekocht oder gedämpft, sind sie kalorienarm und eine gute Alternative zu Reis oder Nudeln, weil sie nährstoffreicher und kalorienärmer sind. Erdäpfel haben auch einen niedrigeren glykämischen Index. Das bedeutet, dass sie den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen lassen und auch besser sättigen.“ Erdäpfel also nicht frittieren, sondern lieber kochen, dämpfen, grillen oder im Ofen backen.

© Shutterstock

Man darf Erdäpfel übrigens auch noch verwenden, wenn sie keimen oder grüne Stellen haben. Die dort enthaltene Konzentration an Solanin, einem natürlichen Toxin zum Abhalten von Schädlingen, ist in kleinen Mengen für den Menschen völlig unbedenklich. Die Erdäpfel einfach tiefer schälen oder die Keime entfernen. „Die Keimung ist übrigens ein gutes Zeichen, weil dann keine chemischen Mittel zur Keimhemmung eingesetzt wurden“, so Schauer.

Damit Erdäpfel möglichst lange frisch bleiben, sollten sie an einem kühlen, dunklen Ort gelagert werden, idealerweise bei einer Temperatur zwischen vier und acht Grad. Wer keinen Keller hat, legt sie ins Gemüsefach im Kühlschrank. Wichtig ist, dass das Lager gut belüftet ist. Also keine luftdichten Behälter oder Plastiktüten verwenden.

Außerdem sind einige Obst- und Gemüsearten keine guten Lagerpartner. Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Zwetschken und Paradeiser produzieren Ethylen, ein natürliches Gas, das den Reifeprozess der Erdäpfel beschleunigt.

ZWIEBEL sind gesund. Das stimmt, denn die darin enthaltenen Flavonoide und Schwefelverbindungen können Entzündungen im Körper verringern. Zwiebel senken und regulieren den Cholesterinspiegel im Blut, was das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert. „Außer-
dem enthalten Zwiebel Präbiotika, die das Wachstum gesunder Darmbakterien fördern“, erklärt Manfred Schauer. „Ein gesundes Darmmikrobiom ist wichtig für ein starkes Immunsystem und eine gute Verdauung.“

© Shutterstock

Allerdings können die natürlichen Inhaltsstoffe der Zwiebeln bei manchen Menschen zu Magenbeschwerden führen und Blähungen verursachen. Meist ist das bei rohen Zwiebeln der Fall. Wer empfindlich reagiert, sollte sie daher kochen oder rösten. Auch ein fünfminütiges Einweichen im Wasser hilft. Gut zu wissen: Roter Zwiebel ist besser verträglich als weißer.

Zwiebel kann man übrigens auch noch essen, wenn sie bereits gekeimt sind. Es ist wieder ein Zeichen, dass keine chemischen Mittel zur Keimhemmung eingesetzt wurden. „Die Triebe haben einen würzigen Geschmack, ähnlich wie Frühlingszwiebeln oder Schnittlauch“, so der Experte.

KNOBLAUCH ist auch als Heilpflanze bekannt und wären die riechenden Schwefelverbindungen nicht, sollte er täglich zehenweise gegessen werden. Er ist besonders gut für das Herz-Kreislauf-
System, da er Blutdruck und Blutzucker senkt und den Cholesterinspiegel verbessert. Außerdem wirkt er entzündungshemmend.

© Shutterstock

Die Entscheidung, ob man Knoblauch zerdrückt oder schneidet, hängt von der Art des Gerichts ab, das gekocht wird. Das Zerdrücken führt zu einem intensiven Knoblauchgeschmack, weil mehr ätherische Öle freigesetzt werden. Geschnittener Knoblauch hat einen etwas milderen Geschmack. „Wichtig ist, Knoblauch nicht wie Zwiebel anzubraten“, betont Schauer. „Er ist ein Würzmittel und soll daher auch bei der Zubereitung spät dazugegeben werden.“

Gelagert wird Knoblauch unbedingt trocken – am besten in einem offenen Korb, einem Gefäß mit Löchern oder einem Netzbeutel.

KAROTTEN sind gut für das Sehvermögen, da sie eine reiche Quelle für Beta-Carotin sind. Beta-Carotin ist eine Vorstufe von Vitamin A, das für die Gesundheit der Augen unerlässlich ist. Ein Mangel an Vitamin A kann zu Nachtblindheit führen. Die Ballaststoffe in Karotten fördern zudem eine gesunde Verdauung. Die Fasern können dazu beitragen, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken und somit das Risiko von Herzerkrankungen zu verringern. Die enthaltenen Antioxidantien schützen die Blutgefäße.

© Shutterstock

Roh oder gekocht? „Rohe Karotten sind eine hervorragende Quelle für Vitamine, insbesondere Vitamin C, und enthalten viel fasrige Ballaststoffe“, weiß der Experte. „Gekochte Karotten sind milder im Geschmack und auch leichter verdaulich. Durch das Kochen werden die Zellwände der Karotten aufgebrochen, somit können bestimmte Nährstoffe besser vom Körper aufgenommen werden. Auch das für die Sehkraft wichtige Beta-Carotin ist besser verfügbar. Daher ist tendenziell das Kochen zu bevorzugen – allerdings nur kurz oder dämpfen.“

Bei der Lagerung im Keller oder Kühlschrank ist das vorherige Entfernen der Blätter besonders wichtig. Sie entziehen der Karotte nämlich Feuchtigkeit und Nährstoffe, was zu einem schnelleren Verderb führt. Die Blätter kann man auch in Salaten oder als Kräuterersatz verwenden. Karotten mögen zudem eine gewisse Feuchtigkeit, daher sollte man sie in einem feuchten Papiertuch oder einem perforierten Plastikbeutel lagern.

SÜßKARTOFFEL sind nicht mit Erdäpfeln verwandt. Während die Erdäpfel zur Familie der Nachtschattengewächse gehören und mit Tomaten, Paprika und Melanzani verwandt sind, gehört die Süßkartoffel zur Familie der Windengewächse. Die Wurzel der Süßkartoffelpflanze ist ebenso essbar wie das Blatt. Süßkartoffel kann man auch roh essen, sie schmecken ähnlich wie Karotten. Die Süßkartoffel ist in puncto Gesundheit ein Tausendsassa, die Vitamin- und Nährstoffzusammensetzung ist selten so umfassend: Vitamin A (in Form von Beta-Carotin), Vitamin C, Vitamin B6, Kalium und Mangan. Sie beinhaltet zudem Antioxidantien, die helfen, Zellschäden zu reduzieren und wichtig für die Gesundheit von Haut, Augen und Immunsystem sind. Die enthaltenen Ballaststoffe fördern die Verdauung und unterstützen das Sättigungsgefühl. Süßkartoffeln haben ähnlich wie Erdäpfel komplexe Kohlenhydrate, die den Körper langsam mit Energie versorgen und den Blutzuckerspiegel stabil halten.

© Shutterstock

Als „Südländer“ mögen Süßkartoffel es warm, daher sollte man sie nicht im Kühlschrank lagern. Das beeinflusst sogar den Geschmack negativ! Einzig trocken und gut belüftet sollte es sein, denn Feuchtigkeit begünstigt die Bildung von Schimmel.

Abo

Wählen Sie Ihr persönliches Abo aus