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Alles beginnt mit Schmetterlingen im Bauch, doch schon bald wird der Traum von großer Liebe zu einem nicht enden wollenden Alptraum. Die Betrugsmaschen moderner Heiratsschwindler sind gut durchdacht und ihre Opfer häufig so überrascht und beschämt, dass sie das Erlebte für sich behalten. Eine Dunkelfeldstudie des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) enthüllt dramatische Zahlen.
Unter den Begriffen „Romance Scams“ oder „Love Scams“ verbergen sich Online-Betrügereien mit dem Ziel, die Zuneigung und das Vertrauen eines Opfers zu erschleichen. Die Betrügerinnen und Betrüger täuschen eine enge, romantische Beziehung vor, um ihre Opfer zu manipulieren. Dabei wirken sie sehr glaubwürdig. „Cyberkriminalität nimmt insgesamt dramatisch zu. Die angezeigten Delikte haben sich im letzten Jahrzehnt verzehnfacht. Da wir viele Aktivitäten unseres alltäglichen Lebens ins Internet verlegen – Bankgeschäfte, Einkäufe sowie Partnersuche – gibt es natürlich auch beim Letzteren Betrüger, die Kapital daraus schlagen,“ so Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV. Mithilfe einer Studie beleuchtet das Kuratorium für Verkehrssicherheit diese perfide Form des Onlinebetrugs nun näher.
Wenn Liebe teuer wird
Online-Datingseiten und soziale Medien bieten Cyberkriminellen eine ideale Plattform für ihre Machenschaften. Durch vermehrte Aufmerksamkeit und geschickte Täuschung schaffen sie es, innerhalb kürzester Zeit eine enge Bindung zu ihren Opfern aufzubauen. Insbesondere weibliche Opfer werden von vermeintlichen Militärangehörigen, Ärzten oder alleinerziehenden, verwitweten Verkäufern umworben, die vorgeben, auf der Suche nach einer neuen Beziehung zu sein. Männliche Opfer hingegen werden oft von scheinbar hilfsbedürftigen jungen Frauen kontaktiert. In allen Fällen handelt es sich um gefälschte Identitäten, die von Cyberkriminellen übernommen werden. „Was zunächst nach Liebe und Romantik aussieht, entwickelt sich schnell zu einer gefährlichen Situation, in der die Betrüger mit geschicktem Vorgehen Druck ausüben und ihre Opfer bedrängen.“, so Dr. Armin Kaltenegger.
Die 5 Phasen des Love Scams
Phase 1 – Der perfekte Partner: In der ersten Phase präsentiert sich dem Opfer eine scheinbar perfekte Person, die den Kontakt aufnimmt, sich ihrem Gegenüber sehr intensiv widmet.
Phase 2 – Eine schnelle Beziehung: In der zweiten Phase beginnt die Beziehung – allerdings nur online. Neben dem Texten können sogar (Video-)Anrufe erfolgen. Oft unter Verwendung von gestohlenen Videoausschnitten aus dem Internet – die Gespräch-Bild-Schere wird mit einem schlechten Empfang erklärt. Der Täter kündigt außerdem einen persönlichen Besuch an. Auffällig ist dabei, dass alles sehr schnell geht und vom Täter getrieben wird (love bombing).
Phase 3 – Die Katastrophe: In der dritten Phase kommt es zu einer angeblichen Katastrophe, weshalb der Täter dringend Geld benötigt (ein vermeintlicher Unfall, das Militär genehmigt den Urlaub nicht, man ist schon in der Nähe steckt aber am Zoll fest…), meistens kurz vor dem vermeintlichen ersten Treffen. Typisch und auffällig ist dabei, dass nur und ausschließlich das Opfer die einzige Rettung ist.
Phase 4 –Dauerschleife: In der vierten Phase folgt nun eine Dauerschleife, in der das junge Glück laufend bedroht zu sein scheint – durch Krankheiten, Schulden oder Verhaftungen. Nach mehr finanzieller „Unterstützung“ wird verlangt. Es kann auch zur Erpressung kommen – wenn im Vorfeld intime Bilder geteilt wurden – oder der Drohung die Beziehung zu beenden, wenn keine finanzielle Unterstützung mehr eintrifft.
Phase 5 – Das jähe Ende: Die fünfte Phase tritt ein, wenn das Betrugsopfer nicht mehr zahlen kann oder will. Die Betrüger verschwinden spurlos, Profile werden gelöscht, Handynummern führen plötzlich ins Leere.
Daten und Fakten aus der Studie
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen eine bemerkenswerte Verschiebung hin zur digitalen Partnersuche. Eine besonders hohe Gefährdung, auf einen Love Scam reinzufallen haben junge Männer unter 30 Jahren. Diese nutzen vermehrt Dating-Apps und akzeptieren häufig Kontaktanfragen Fremder. Dieser Trend eröffnet ein Einfallstor für Betrüger und stellt für die Benutzer eine potenzielle Gefahr dar.
Liebesbetrug, eine Betrugsmasche, bei der Täter das Vertrauen ihrer Opfer in Online-Beziehungen erschleichen und um ihr Geld bringen, ist bereits 88 % der Befragten bekannt. Dennoch erstaunt es, dass 21 % der Befragten sich wenig oder gar keine Sorgen machen, selbst Opfer dieser perfiden Masche zu werden. Die Studie verdeutlicht, dass jeder Fünfte der Befragten bereits von einem Betrüger kontaktiert wurde, während 5 % von ihnen auch tatsächlich Geld überwiesen haben. Der durchschnittliche finanzielle Schaden, den die Opfer erleiden, beläuft sich dabei auf 400 Euro.
Besorgniserregend ist, dass nur ganz wenige, die in der Bevölkerungsbefragung angegeben haben Opfer von Love Scam geworden zu sein, auch eine Anzeige erstattet haben.
Was sollen Betroffene tun?
- Jeglichen Kontakt sofort stoppen
- Beweise aufbewahren (Fotos, Nachrichten…)
- Anzeige bei der örtlichen Polizei
- Eigene Bank informieren und um Rückforderung des Geldes zu ersuchen
- Eigene Online-Sicherheit stärken (Passwörter ändern)
- Mit vertrauter Person sprechen
- Bei Bedarf um psychologische Unterstützung bitten, um das Erlebte zu verarbeiten
Präventionstipps
- Skeptisch sein – vor allem bei zu schnellen Liebesbekundungen
- Online-Profil sorgfältig überprüfen und nach verfügbaren Daten im Internet suchen
- Fotos mit umgekehrter Bildsuche überprüfen
- Auf widersprüchliches Verhalten achten
- Auf finanzielle Forderungen nicht eingehen
- Informationen zur Online-Beziehung mit nahen Personen teilen – für mehr Objektivität
- Keine sensiblen Daten mitteilen
- Auf eigenes Bauchgefühl hören
Mehr Infos unter http://www.liebesbetrug.at