Raus aus der Opferrolle
Mentaltrainerin Pamela Obermaier und Beziehungscoach Dominik Borde über ihr neues Buch.
Mit ihrem aktuellen Buch „Mein innerer Tyrann. Über die Kunst, sich selbst nicht im Weg zu stehen“ will Pamela Obermaier Frauen ermutigen, aus ihrem vollen Potenzial zu schöpfen. Foto: Gabi Scheinast
Ob wir jemanden heiraten, uns scheiden lassen, ob wir ein teures Auto kaufen, eine neue Arbeitsstelle antreten oder uns um eine Gehaltserhöhung bemühen – in jeder Sekunde unseres Lebens geht es darum, wie wir uns dabei fühlen. Ein Umstand, der uns stets mit unserem inneren Tyrannen konfrontiert: Unaufhörlich flüstert er uns zu, was er für wahr hält. Doch aufgrund von Ängsten oder Selbstzweifeln schöpfen wir oft nicht aus dem Vollen oder verkaufen uns unter dem Wert. Glücklich kann sich schätzen, wer sich von den Bewertungen seines Tyrannen befreien kann.
Das Gute ist: Es ist nie zu spät, hemmende Gedanken zu durchschauen, sich aus der Opferrolle der Vergangenheit zu lösen und sein Verhalten zu ändern. Wie das gelingen kann, damit hat sich Mentaltrainerin Pamela Obermaier aus Mondsee gemeinsam mit einem der führenden Beziehungscoaches Europas, Dominik Borde, intensiv auseinandergesetzt. Die Conclusio: Für eine gute Mental Health sollte man sich um seinen inneren Tyrannen genauso selbstverständlich kümmern wie um das Zähneputzen, wie das Interview mit der Erfolgsautorin deutlich macht.
Frau Obermaier, Sie landeten kürzlich zum vierten Mal in Folge auf der Liste der Top 500 wichtigsten Persönlichkeiten der deutschsprachigen Erfolgswelt. Es scheint, dass Sie Ihren inneren Tyrannen gut im Griff haben? Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Ich denke, mein Erfolgsgeheimnis ist, dass ich mir erlaube, Fehler zu machen, mich zu irren oder mal zu scheitern. Ich erwarte nicht, dass immer alles bombastisch läuft. Mein innerer Tyrann meldet sich auch immer wieder mal zu Wort – bloß immer seltener und ich bring ihn auch immer schneller zum Schweigen. Darum darf man sich so regelmäßig kümmern wie ums Zähneputzen: Es nur alle paar Monate zu betreiben, würde nicht reichen, um ein strahlendes, gesundes Lächeln zu bewahren. Und genauso ist es mit unserem inneren Tyrannen.
Ihr fünfter Bestseller handelt von diesem inneren Tyrannen, der Liebesglück blockiert, Pläne vereitelt, Karrieren hemmt und unglücklich macht, aber doch so sehr unser Leben bestimmt. Warum ist es das Ziel, diese sabotierende Stimme im Kopf zum Schweigen zu bringen?
Nur wenn wir auseinanderdividieren können, was wir wirklich für unser Leben wollen und was uns unser innerer Tyrann einredet zu wollen, können wir selbstbestimmte Entscheidungen treffen und unser Leben nach unseren wahrhaftigen Vorstellungen leben. Andernfalls sind wir der Handlanger dieses Saboteurs und werden in manchen Lebensbereichen einfach nicht vom Fleck kommen oder eines Tages aufwachen – die Zeit um die Lebensmitte ist dafür ein dankbarer Zeitpunkt – und bemerken, dass wir noch so viele unerfüllte Träume oder so viele unbearbeitete Probleme haben.
Wie lässt sich der innere Tyrann denn zähmen?
Wenn ich das hier in aller Kürze adäquat beantworten könnte, hätte es natürlich kein Buch gebraucht (lacht), aber ich kann gern ein paar Teilaspekte nennen: Es geht ganz stark ums Bewusstmachen und Reflektieren. Wir dürfen unser Gehirn als Verbündeten erkennen und hinterfragen, was uns unser innerer Tyrann aus welchem Grund und in welchen Situationen zuflüstert, um zu verstehen, dass die Identität, die wir uns irgendwann mal selbst gegeben haben, nur eine Gewohnheit ist, aber enorme Auswirkungen auf unsere Möglichkeiten hat, uns zu verändern. Und schließlich geht’s darum, die eigenen Emotionen zu managen, damit sie sozusagen nicht uns reiten, sondern wir sie.
Um den inneren Tyrannen sollte man sich so regelmäßig kümmern wie ums Zähne-putzen, das notwendig ist, um dauerhaft ein strahlendes Lächeln zu bewahren.
Pamela Obermaier
Wie geht das Managen der Emotionen?
Das geht mithilfe des Körpers, der Stimme und durch unseren Fokus, denn Energie folgt der Aufmerksamkeit – und das alles bedarf natürlich sowohl Geduld als auch der Disziplin des Dranbleibens am Prozess, aber wenn man ihn durchzieht, ist das ein Riesengewinn fürs restliche Leben.
Interessant ist, wenn Sie schreiben, dass vieles nur in unseren Gedanken existiert, sogar das Empfinden von körperlichem Schmerz – veranschaulicht am Beispiel des Tätowierens. Es kommt also auf die innere Einstellung an?
Ja, alles steht und fällt mit unserer inneren Einstellung der Bewertung von Situationen und unseren eigenen Emotionen. Das sieht man schon bei kleinen Kindern, wenn sie hinfallen oder sich anhauen: Je nachdem wie das erwachsene Gegenüber reagiert, weinen und schreien sie vor Schreck oder Schmerz – oder lachen, stehen auf und machen weiter. Und so zieht sich das mit Bewertungen und Reaktionen durch unser Leben.
Wie nehmen Sie die bisherige Resonanz auf das Buch wahr?
Wertschätzend, dankbar, begeistert. Wir dürften einen echten Nerv getroffen haben. Ein Leser hat auf Amazon etwa folgende Bewertung hinterlassen: „In diesem Buch findet sich die Anleitung für eine Art zu denken, die mir bei allen Lebensfragen den Halt und die Mittel gibt, selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen.“ Ein anderer hat es als „persönlichen Gamechanger“ bezeichnet. Das bestätigt uns darin, dass wir das Phänomen dieses inneren Tyrannen oder Saboteurs verständlich erklärt haben – und es uns gelungen ist, eine Art Coach für die Handtasche oder fürs Nachtkästchen mit auf den Weg zu geben, auf den man jederzeit zurückgreifen kann.
Mit an Bord als Autor war Beziehungscoach Dominik Borde. Haben Sie sich gegenseitig inspiriert?
Ja, das war ein wirklich spannendes Zusammenarbeiten mit ihm, weil wir uns aufgrund unserer unterschiedlichen Backgrounds und beruflichen Expertise super ergänzt haben: Dominik Borde als Spezialist fürs Liebesglück und ich als Expertin fürs erfolgreiche Business. So gesehen konnten wir im Buch private und berufliche Themen wunderbar zusammenführen und alle Lebensbereiche abdecken.