Walk4Future Reisetagebuch

Walk4Future Reisetagebuch: Von Unternehmertum, Zugfahrten und Schlafen im Badezimmer

MARTINA GLEISSENEBNER-TESKEY ÜBER IHRE AUSSERGEWÖHNLICHE REISE.

5 Min.

© Privat

Zu Fuß von Klosterneuburg nach Paris – zur Haute Couture Week! Und das im Zeichen der Nachhaltigkeit. Unter dem Motto „WALK4FUTURE – REthink Fashion“ legt Martina Gleissenebner-Teskey, Finalistin in der 17. Staffel von Germany’s Next Topmodel, die 1.620 Kilometer lange Strecke von ihrem Wohnort Klosterneuburg nach Paris zu Fuß zurück. Sie setzt damit ein wichtiges Zeichen gegen Fast Fashion und für Nachhaltigkeit in der Modeindustrie.

Was sie in der vierten Woche erlebt hat, erzählt Martina Gleissenebner-Teskey in ihrem Walk4Future Reisetagebuch:

inspirierende Begegnungen und unerwartete Wendungen

Es ist Samstag und ich verfasse diesen Tagebucheintrag nun nur für fünf Tage, weil ich an diesem Wochenende in Ulm zwar einige Nachhaltigkeitstermine habe, aber vor allem, weil heute mein 12. Hochzeitstag ist und Thomas zum Feiern per Zug zu mir kommt.

Ja, der Mai ist wirklich ein Feiermonat für uns – am Montag hat noch Lou-Anne Geburtstag, aber ihren werden wir, genauso wie meinen im Juni, nachfeiern. Zurück zu Woche 4! Sie stand ganz und gar unter dem Eindruck von Unternehmertum und menschlicher Innovationskraft.

Nachdem ich am Montag in München noch den Sponsor meiner Schuhe zum Interview getroffen habe, ging es weiter Richtung Augsburg, wo ich am Mittwoch zunächst bei einer Vorkämpferin in Sachen Nachhaltigkeit, Sina Trinkwalder, zum Kaffee-Plausch war. “Plausch” ist natürlich ein Wort mit Augenzwinkern, wenn zwei Rebellinnen zusammenkommen, die schon aufgehört haben, an den konstanten Rückschlägen zu verzweifeln. “Manchmal geht es einfach darum, stoisch seinen Weg fortzusetzen und einen Schritt nach dem nächsten zu machen.“ Das könnte man als gemeinsame Conclusio so stehenlassen und passt ja auch perfekt zu meinem WALK4FUTURE.

Martina Gleissenebner-Teskey
© Privat

Dann ging es nahtlos weiter zum Staatlichen Textil-und Industriemuseum TIM, wo ich zunächst mit Studierenden der Münchner Akademie für Mode und Design (AMD) diskutieren durfte und dann durch Direktor Karl Borromäus Murr eine Sonderführung durch die Ausstellung erhielt. Immer wieder bin ich von der Handwerkskunst und der, in diese Expertise investierte Zeit!, überwältigt, die früher in die Produktion von Dingen geflossen ist. Die Technik, die in eine Webmaschine gesteckt wurde, kann man sich heute nur mehr vorstellen, wenn man sie sieht.

Es gibt eben keinen Vorteil ohne Nachteil: die technische Entwicklung hat die Demokratisierung von Produkten ermöglicht (jede kann sich jetzt ein schönes Kleid kaufen), aber je kostenschonender produziert wird, desto mehr verfällt auch der wahrgenommene Wert des Produktes. Es ist unser zutiefst menschlicher Antrieb, alles zu optimieren und effizienter zu machen, der uns letztendlich auch in die Fast Fashion Zeit gebracht hat. 

Von Unternehmertum, Zugfahrten und Schlafen im Badezimmer
© Privat

Wir könnten nun fluchen „die Geister, die ich rief, werd’ ich nun nicht mehr los!“ Aber diese Woche hat mich noch mehr als zuvor von der Innovationskraft des Menschen überzeugt und ich bin guter Dinge, dass wir die notwendige Wende schaffen.

Aber weiter in der Reise: Bereits außerhalb von Augsburg angekommen erreicht mich eine Casting Einladung für eine Fashion Show in München. Datum: der nächste Tag. Modeln ist meine Arbeit und deshalb entscheide ich mich für eine Routenanpassung: ich nehme am Donnerstag den Zug zurück nach München (wie herrlich ist diese Reiseform!!!!), nehme am Casting teil und setze mich am Freitag in den Zug nach Günzburg. Ich muss am Samstag in Ulm ankommen, den verlorenen Gehtag muss ich daher mit einer Distanzverkürzung um rund 40km wieder hereinholen. Anders wäre es nicht möglich. 

Am Freitag gehe ich daher nur etwas über 15km, dafür aber im strömenden Regen. Ich bin nur froh, dass ich außerhalb der Gebiete wandere, die aktuell von schweren Überflutungen betroffen sind, auch wenn ich in der 6. Woche etwa dort unterwegs sein werde. Ich kann nur hoffen, dass sich die Wetterlage wieder beruhigt und der Mai endlich zum Wonnemonat wird.

Walk4Future Woche 4
© Privat

Lustiges gibt es übrigens von der Unterkunftsfront zu berichten: in Augsburg habe ich gefühlt das letzte Zimmer unter 100,- gefunden (es ist alles erschreckend teuer). Dieses hatte aber absolut KEINE Einrichtung- also ich spreche nicht von TV oder so. Es gab da zwar einen begehbaren Kleiderschrank, aber ohne einen Bügel drin. Kein Glas, keine Hänger im Bad, kein absolut gar nichts. Gerade eben mal Bett und Handtücher. Dafür aber ein in Gold ausgemaltes Badezimmer mit Riesenwanne (ohne Stöpsel, man konnte also nur duschen) UND zwei barbusigen Schönheiten rechts und links vom Spiegel 😅. Ich hab‘ trotzdem gut geschlafen. 

In der nächsten Unterkunft hatte ich ein Zimmer direkt unter dem Dach, mit Massivholz und nur mit klitzekleinem Fenster. Es war warm und mitten in der Nacht habe ich gedacht zu ersticken von dem Holzgeruch und -Staub. Ich bin da superempfindlich. Mir blieb letztlich nichts anderes übrig, als samt Matratze ins geflieste Badezimmer  auszuwandern… Jetzt freue ich mich einmal auf das Wochenende und die spannenden Begegnungen in Ulm. Aber davon das nächste Mal! 

Hier geht’s zum Video für Woche 4!

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