Viktoria Schwarz: Kanutin Viktoria Schwarz mit ihren Medaillen

Viktoria Schwarz: Abschied von Wettkampf…

... Ankunft im Mama-Glück.

9 Min.

© Julia Traxler

Seit der Geburt ihres Sohnes Ben Vito (2) steht für Kanu-Weltmeisterin Viktoria Schwarz das Mama-Sein an erster Stelle. In der OBERÖSTERREICHERIN gibt die 39-jährige Linzerin offiziell ihr Karriereende bekannt und spricht über ihr neues Leben als Vollzeitmama sowie ihre Pläne für die Zukunft.

Wir treffen Viktoria Schwarz zum Covershooting im SieMatic Studio by Wohnwelt Maier im Hafenportal in Linz. Sie kommt nicht nur mit einer Auswahl an Outfits, sondern auch mit einer Tasche voller Medaillen – Erinnerungen an ihre beeindruckende Karriere. „Die müssen unbedingt aufs Foto“, sind wir begeistert.

Vier Olympische Spiele und zahlreiche Medaillen

Viermal hat die Kanutin aus Linz an Olympischen Spielen teilgenommen, dazu Bronze, Silber und Gold bei Weltmeisterschaften geholt und 29 Weltcupmedaillen gewonnen. Zwei Jahrzehnte lang prägte sie die internationale Kanuszene. Doch seit der Geburt ihres Sohnes Ben Vito im Dezember 2022 hat sich ihr Leben grundlegend verändert. 

Viktoria Schwarz: Kanutin Viktoria Schwarz
Top in Form. Wenn klein Ben Vito in der Krabbelstube ist, geht es für Viktoria ins Fitnessstudio, um an ihrem Sixpack zu arbeiten. © Julia Traxler

Dachte, ich könnte weitermachen. Ursprünglich hatte sie die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris als krönenden Abschluss ihrer Karriere eingeplant. Heute sagt sie ehrlich: „Ich dachte, ich könnte trotz Kind einfach weitermachen – aber meine Prioritäten haben sich verschoben. Statt Training und Wettkampf steht nun das Leben als Vollzeitmama im Mittelpunkt, und ihr zweijähriger Sohn Ben Vito ist ihre absolute Nummer eins. Das wird auch beim Covershooting deutlich, wo er für ein paar Schnappschüsse mit Mama posiert. 

Von Bennis Vater getrennt. Von seinem Vater ist Viktoria inzwischen getrennt, doch die beiden verstehen sich nach wie vor gut. „Benni verbringt gerne Zeit mit ihm“, erzählt sie. Im Interview spricht Viktoria über ihren neuen Lebensabschnitt, berufliche Zukunftspläne und das Glück, das sie in ihrer Mutterrolle gefunden hat.

Viktoria, Sie haben eine beeindruckende Karriere hinter sich. Wie geht es Ihnen jetzt, wo Ihr Sohn Ben Vito im Mittelpunkt steht?
Danke, es geht mir sehr gut! Der Sport war immer meine Priorität, aber mit der Geburt meines Sohnes hat sich alles verändert – jetzt dreht sich alles um Benni. Das Wichtigste ist, dass es ihm gut geht.

Bei unserem letzten Interview waren Sie hochschwanger und wollten nach der Geburt bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris starten. Wann war klar, dass das nicht realistisch ist?
Paris gemeinsam mit Ana Lehaci im Zweier-Kajak war mein großes Ziel, aber ich habe das Mama-Sein unterschätzt. Als Profisportlerin trainierte ich viermal täglich, was mit einem Baby nicht machbar war, obwohl mich meine Eltern unterstützt hätten. Es war letztlich meine bewusste Entscheidung, die Karriere zu beenden, da es mir wichtiger war, für mein Kind da zu sein. Zudem gibt es keine Garantie, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.

Wie sind die Bedingungen?
Um sich zu qualifizieren, müssen wir bei der Weltmeisterschaft unter die ersten sieben Boote kommen. Das Risiko war mir zu hoch, und die Zeit mit meinem Kind war mir wichtiger. Deshalb habe ich mich frühzeitig entschieden, nur noch national für die Staatsmeisterschaften zu trainieren und danach die Saison ausklingen zu lassen. Umso schöner war es, dass ich die Staatsmeisterschaft dann noch gewinnen konnte.

Viktoria Schwarz: Viktoria Schwarz mit ihrem Sohn
Ein Herz und eine Seele. Viktoria Schwarz mit ihrem Ben Vito beim Covershooting im SieMatic Studio by Wohnwelt Maier im Hafenportal in Linz . © Julia Traxler

Ist Ihnen die Entscheidung, nicht nach Paris zu fahren, schwergefallen?
Ja, es hat schon wehgetan, denn ich wäre gerne ein fünftes Mal bei den Olympischen Spielen dabei gewesen. Aber im Prinzip habe ich alles erreicht, was man im Sport erreichen kann, und blicke mit großer Dankbarkeit auf meine Karriere zurück. Vor allem aber bin ich dankbar, dass ich ein gesundes Kind habe und Mama sein darf. Das ist das Schönste auf der Welt – und mein größter Erfolg.

Sie haben in Ihrer Karriere viele Erfolge gefeiert und Trainingslager in Australien, Südafrika, Florida und Spanien absolviert. Was ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Die Trainingslager, die Reisen, die Wettkämpfe – das waren unglaublich schöne Zeiten. Auch wenn man vom jeweiligen Land nicht allzu viel mitbekommt, weil der Fokus klar auf dem Training liegt, sammelt man in der wenigen freien Zeit wertvolle Erinnerungen. Man entdeckt besondere Orte und lernt Freunde fürs Leben kennen. Diese Erlebnisse kann mir niemand mehr nehmen.

Viktoria Schwarz’ größte sportliche Erfolge

Was war Ihr größter sportlicher Erfolg?
Definitiv der Weltmeistertitel im Jahr 2011 im Zweier-Kajak mit Yvonne Schuring. Wenn ich an die beeindruckende Kulisse von 30.000 Zuschauern in Szeged, Ungarn, denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Damals war ich 26 Jahre alt und hätte nie gedacht, dass ich einmal Weltmeisterin werde. Es war so überraschend, dass ich am nächsten Morgen nachsehen musste, ob die Medaille wirklich da war (lacht).

Und Ihr größter persönlicher Erfolg?
Das Comeback nach meinem schweren Unfall im Jahr 2016. Ich bin damals beim Schlafwandeln sieben Meter vom Balkon gestürzt und habe mir die Schulter sowie die Nase gebrochen und die Ferse eingerissen. Die Ärzte sagten mir, dass ich die Olympischen Spiele in Rio vergessen könne – doch zweieinhalb Monate später war ich im Halbfinale. Wenn mir jemand sagt, dass ich etwas nicht schaffen kann, dann will ich erst recht beweisen, dass es geht. Die Grenzen, die andere mir setzen, sind nicht meine Grenzen. Seitdem weiß ich: Alles ist möglich, wenn man es wirklich will.

Auch wenn Sie jetzt Ihre Karriere beendet haben – können wir mit einem Comeback à la Lindsey Vonn rechnen?
Nein, erstens genieße ich das Leben ohne Spitzensport gerade sehr, und zweitens bin ich nicht mehr die Jüngste. Kanutinnen sind zwar im höheren Alter oft leistungsfähiger, weil unser Sport ein Kraft-Ausdauersport ist. Weltklasse-Kanutinnen wie Josefa Idem und Birgit Fischer, die mit über 40 Jahren noch Medaillen gewonnen haben, sind der beste Beweis, dass es möglich ist. Aber man muss es wirklich wollen, und man braucht ein unterstützendes Umfeld, besonders, wenn man ein Kind hat. Denn so hart weiterzutrainieren und den Körper ständig an seine Grenzen zu bringen, ist nicht einfach. Das habe ich 20 Jahre lang gemacht.

Viktoria Schwarz: Kanutin Viktoria Schwarz mit all ihren Medaillen.
Medaillenregen. Viktoria Schwarz mit den vielen Medaillen, die sie in ihrer über 20-jährigen Sportkarriere gewonnen hat. © Julia Traxler

Was haben Sie während Ihrer aktiven Zeit am meisten vermisst?
Ehrlich gesagt habe ich nichts vermisst, weil es mein Leben war. Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen, und für unsere Eltern war es immer wichtig, dass wir Sport betreiben. In den Kajak-Sport bin ich langsam hineingewachsen, und ich bin dankbar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen durfte. Neben den Erfolgen gab es aber auch viel Druck. Als Spitzensportlerin muss man auf Abruf Leistung bringen – egal, ob man Schmerzen hat oder nicht. Und man darf nicht zu sensibel sein, wenn man bei den Olympischen Spielen „nur“ Fünfte wird und von der Presse als „Olympia-Touristin“ abgestempelt wird.

Kommen wir in die Gegenwart. Wie sieht Ihr Alltag mit Kind aus?
Benni ist mittlerweile zwei Jahre alt und geht mit großer Begeisterung am Vormittag in die Krabbelstube. Er liebt es, mit anderen Kindern zu spielen – und das ist auch für mich als Mama ein schönes Gefühl. Während dieser Zeit gehe ich ins Fitnessstudio, da ich in Form bleiben möchte. Als Sportlerin tut man sich da manchmal schwer – vor allem, wenn man es gewohnt war, immer ein Sixpack zu haben (lacht).

Viktoria Schwarz und ihre beruflichen Zukunftspläne

Sie haben einen Bachelor-Abschluss und sind ausgebildete Volksschullehrerin. Zudem haben Sie einen Master of Business Administration. Wo sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?
Nach all den Jahren im durchgetakteten Leistungssport genieße ich es gerade sehr, einfach „nur“ Mama zu sein. Natürlich habe ich Pläne – vor allem möchte ich vieles von dem weitergeben, was ich im Spitzensport gelernt habe. Aktuell mache ich einen Rhetorikkurs an der „Schule des Sprechens“, weil ich als Speakerin Motivationsvorträge und Keynotes in Unternehmen oder bei Veranstaltungen halten möchte. 

Kann man den Job eines Topmanagers mit dem eines Spitzensportlers vergleichen?
Absolut. Disziplin, Fairplay, Durchhaltevermögen und mentale Stärke sind in beiden Bereichen wichtig. Der Sport vermittelt viele Werte, die auch im Berufsleben zählen.

Welche Werte möchten Sie an Ihr Kind weitergeben? Und zeigt Benni schon sportliche Ambitionen?
Benni ist jetzt schon ein kleiner Sportler. Wenn er in einen Turnsaal kommt, dauert es keine zwei Minuten, bis er ganz oben auf der Sprossenwand steht. Ob er später einmal Sport machen möchte, soll er selbst entscheiden – ich werde ihn natürlich unterstützen und fördern. Ganz besonders wichtig ist mir, ihm Disziplin mitzugeben. Mit Disziplin kann man alles erreichen, egal ob im Sport oder im Leben.

Ohne Sponsoren geht es nicht, gerade in einer Randsportart wie dem Kanusport. Wer waren Ihre wichtigsten Sponsoren?
Ich hatte Glück, Teil der Energie AG-Sportfamilie zu sein, die mich von Anfang an unterstützt hat. Auch mit der Donau Versicherung bin ich sehr verbunden, und es freut mich, dass ich weiterhin für die Kampagne Donau4Kids tätig sein kann – insbesondere auf Social Media zusammen mit Ben. Ein weiterer treuer Wegbegleiter war auch die Firma Karat.

Wie waren Sie als Profisportlerin finanziell abgesichert? Ich stelle mir das vor allem in einer Randsportart nicht einfach vor.
Ich war beim Bundesheer angestellt, das für Profisportler in Österreich eine wichtige soziale Absicherung bietet. Nach 15 Jahren Dienst erhalte ich weitere fünf Jahre für Weiterbildungen, die ich gerade nutze.

Ist das Mutter-Sein Ihr neuer Traumjob?
Nein, so würde ich es nicht nennen – aber es ist einfach wunderschön. Ich gehe total in meiner Rolle als Mama auf. Natürlich gibt es auch anstrengende Phasen, das gehört dazu. Aber wenn mein Benni mich dann anstrahlt und ich spüre, dass ich für ihn die wichtigste Person bin, dann ist das einfach die schönste Aufgabe der Welt.

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