Künstler Samuel Selendi vor einem seiner Bilder.

Samuel Selendi: Atelier statt Party

Der Künstler begeistert mit farbenfrohen Pop-Art-Werken.

4 Min.

© Ana Mrvelj

Wenn der 22-jährige Samuel Selendi in seinem Atelier steht, verliert er sich in seiner kreativen Welt. Die bunt gesprenkelten Wände, unzählige Leinwände und Materialien aller Art erzählen von Kreativität, Ausdauer und Experimentierfreude. Hauptberuflich ist er Installateur, nebenbei hat er sich als autodidaktischer Künstler einen Namen gemacht. Sein Stil? Eine explosive Mischung aus Pop-Art, jugendlicher Energie und unkonventionellen Techniken. „Meine Werke sind emotional, bunt und einfach anders“, erklärt Samuel. Kunst bedeutet für ihn Freiheit: „Ich löse Motive aus ihrem Kontext und inszeniere sie neu.“

Vom Hobby zum Lebensinhalt

Der Pinsel kam erstmals aus Langeweile in seine Hand. „Ich hatte eine Leinwand und Malutensilien von der Schule zu Hause. Eines Tages habe ich einfach zu malen begonnen. Alles entwickelte sich Schritt für Schritt – ich bin ein Autodidakt.“ Ohne einen festen Plan wurde diese spontane Beschäftigung zu einer tiefen Leidenschaft. Anfangs malte Samuel noch im Keller des Elternhauses, doch mit wachsender Hingabe entstand der Wunsch nach einem eigenen Atelier, das er schließlich in Pichl bei Wels einrichtete. Ein Wendepunkt in seiner Künstlerlaufbahn war seine erste Ausstellung vor vier Jahren in der A-Galerie in Wels. „Galerist Dieter Mayerhofer hat mir eine Plattform geboten und es mir ermöglicht, erstmals Bilder zu verkaufen“, ist Samuel dankbar.

Bild "Der blaue Dackel" von Samuel Selendi.
„Der blaue Dackel“ – das erste Werk von Samuel Selendi. © privat

Musik als Inspiration

Samuel malt, wie er lebt – frei und intuitiv. „Ich plane nie im Voraus, was auf die Leinwand kommen soll. Der Hintergrund entsteht zuerst, abstrakt, und das Motiv entwickelt sich dann Schritt für Schritt.“ Inspiration liefert ihm Musik, die je nach Stimmung von Barry White bis Rammstein reicht. „Beim Malen schalte ich den Kopf aus und bin komplett im Flow. Da kommt es schon vor, dass ich ein Wochenende durchmale, ohne das Atelier zu verlassen“, erzählt er lachend. Seine großformatigen Werke kombinieren popkulturelle Ikonen wie Mickey Mouse mit frechen, knalligen Farben. „Ich zeichne Mickey Mouse irrsinnig gern, auch wenn es manchmal nervt, weil sie jeder kennt.“ Ebenso faszinieren ihn Frauenmotive, die oft aus flüchtigen Begegnungen inspiriert sind.

Erstes Bild: Der blaue Dackel

Trotz seines Erfolges bleibt Samuel bodenständig. „Ich bin froh, nicht hauptberuflich als Künstler zu arbeiten. Dadurch habe ich keinen Druck, Bilder verkaufen zu müssen, und kann malen, was und wann ich will.“ Unterstützung erhält er von seiner Familie: „Meine Oma Belinda hat mich immer ermutigt, und mein Opa ist mein ehrlichster Kritiker.“
Sein wohl bekanntestes Werk ist jedoch unverkäuflich: der blaue Dackel – sein erstes Bild. „Es hat mir gezeigt, was in mir steckt, und war der Grund, warum ich weitergemacht habe.“

Bugs Bunny als Werk von Samuel Selendi.
„Bugs Bunny“. © Ana Mrvelj

Benefizgala in Wien

Mittlerweile hat Samuel mehr als 100 Werke geschaffen und auch schon einige verkauft. Sogar Unternehmer und Reality-TV-Star Robert Geiss besitzt inzwischen einen „Selendi“. Ein weiterer Meilenstein: Zwei seiner Werke wurden bei einer Benefiz-Gala in der Wiener Hofburg versteigert. „An einem 3 x 1,5 Meter großen Bild habe ich mit Pausen rund drei Monate gearbeitet. 70 Prozent des Erlöses gingen an die Ronald McDonald Kinderhilfe. Es ist ein tolles Gefühl, mit meiner Kunst etwas Gutes zu bewirken“, freut sich Samuel.

Der Blick nach vorn

Für die Zukunft hat Samuel klare Ziele: „Ich träume davon, nicht nur Bilder zu malen, sondern auch mit Metall zu arbeiten.“ Erste Schritte in diese Richtung macht er bereits und gestaltet kleine Kunstwerke aus Maschinenketten sowie anderen Materialien, darunter Lampen und Figuren. Und wenn er nicht malt und arbeitet? Dann betreibt er Judo oder genießt die Ruhe. „Ich bin kein Partytiger. Drei Partys im Jahr sind für mich schon viel“, lacht Samuel und zeigt, dass Kreativität keine Grenzen kennt – weder in den Materialien noch im Lebensweg.

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