Nicole Maria Mack und Charity Putz beim Covershooting. Foto: Ines Thomsen

Nicole Maria Mack und Charity Putz im Doppelinterview

Der große Erfolg spricht für sich!

10 Min.

Nicole Maria Mack und Charity Putz beim Covershooting. Foto: Ines Thomsen

Obwohl Charity Putz (37) und Nicole Maria Mack (48) auf den ersten Blick unterschiedlich wirken, verbindet sie eine Gemeinsamkeit: die Leidenschaft, Frauen zu stärken und ihre eigene Geschichte als Inspiration zu nutzen.

Es wurde gelacht, geweint, diskutiert, getanzt und gesungen: Unternehmerin Charity Putz und die psychosoziale Beraterin Nicole Maria Mack luden anlässlich des Weltfrauentags am 6. März zur Veranstaltung „Gewalt gegen Frauen“ ins Linzer Bergschlössl ein. Der große Erfolg spricht für sich – so viel sei verraten: Im nächsten Jahr wird es eine Fortsetzung geben.

Ihr Engagement gegen Gewalt an Frauen hat einen bitteren Hintergrund: Beide waren selbst Opfer männlicher Gewalt. Nicole Mack musste sich aus toxischen Beziehungen und körperlicher Misshandlung befreien – der Weg war steinig, und lange schämte sie sich, Hilfe anzunehmen. Charity Putz verdankt es einer aufmerksamen Nachbarin, dass ein Vorfall, der lange zurückliegt, nicht unbemerkt blieb. Im Interview sprechen die beiden über ihr Engagement für Frauen, persönliche Herausforderungen und die besondere Freundschaft, die sie verbindet.

Wie habt ihr euch kennengelernt und wie hat sich eure Freundschaft entwickelt?
Nicole: Kennengelernt haben wir uns im „Love your Body“-Kurs in Wels, wo Charity meine Zumba-Trainerin war. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und verstanden uns immer gut, wenn wir uns getroffen haben. Im vergangenen Jahr bin ich dann ganz bewusst auf Charity zugegangen, weil ich wusste, dass sie sich für das Gewaltpräventionsprojekt „StoP Wels“ engagiert. Aufgrund einer persönlichen Erfahrung wollte ich gemeinsam mit ihr etwas in diesem Bereich bewegen.

Das ist euch mit eurer Charity-Veranstaltung „Gewalt gegen Frauen“ in Linz bestens gelungen. Wie geht es weiter?
Nicole: Es geht auf jeden Fall weiter. Wir haben hohe Ansprüche an uns selbst, und wir werden diese wichtige Veranstaltung im nächsten Jahr noch größer machen.

Charity, du hast an der Handelsakademie mit Schwerpunkt IT maturiert und anschließend als medizinische Sekretärin in Krankenhäusern gearbeitet. Was hat dich dazu gebracht, Möbel upzucyceln und dein Unternehmen „chary chic“ zu gründen?
Indirekt habe ich das meinem Mann Jochen – er ist gelernter Tischler – zu verdanken. Als wir zusammengezogen sind, haben wir einen großen, alten Kasten von seinem Vater bekommen, der überhaupt nicht zu unserer modernen Einrichtung passte. Dennoch wollten wir ihn nicht einfach weggeben. Mein Mann schlug vor: „Wir schleifen ihn ab und lackieren ihn – vielleicht gefällt er uns dann besser.“ Aus dieser Idee entstand schließlich unsere Leidenschaft für das Upcycling von Möbeln, die mit jedem neuen Stück weitergewachsen ist. Anfangs haben wir eine Koje in der Tabakfabrik gemietet, wo wir unsere Möbel ausgestellt haben, seit 2022 betreiben wir unser
Geschäft „chary chic“ in Kematen am Innbach.

Charity Putz haucht mit ihrem Unternehmen "chary chic" alten Möbeln neues Leben ein. Foto: Ines Thomsen
Charity Putz haucht mit ihrem Unternehmen „chary chic“ alten Möbeln neues Leben ein. Foto: Ines Thomsen

Neben deinem Geschäft und der Familie mit zwei Kindern im Alter von acht und sechs Jahren setzt du dich für den Schutz der Frauen vor Gewalt ein und gestaltest regelmäßig bei „chary chic“ Netzwerk-Abende für Unternehmer. Wann schläfst du?
Ich schlafe einfach schneller! (lacht) Ich komme gut mit fünf bis sechs Stunden Schlaf aus. Aber Spaß beiseite: Ich glaube, wenn man etwas gefunden hat, das einem wirklich Freude bereitet, fühlt es sich nicht wie eine Belastung an. Oft werde ich am Abend, wenn die Kinder schlafen, noch einmal richtig munter und nutze die Zeit, um zu organisieren und zu planen. Außerdem haben wir mittlerweile ein großartiges Team von fünf Personen – einige in Teilzeit, andere geringfügig beschäftigt – die uns tatkräftig unterstützen.

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer kämpfen mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation. Wie erlebst du diese Herausforderung?
Wenn ich die vergangenen zwei Jahre mit den Jahren davor vergleiche, merke ich schon, dass die Menschen sparsamer geworden sind. Sie kommen zwar ins Geschäft und kaufen auch ein, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie vor drei oder vier Jahren – das spüren wir natürlich am Umsatz. Daher ist es umso wichtiger, sich ständig neu zu erfinden. Die Menschen suchen Einkaufserlebnisse und den Austausch mit anderen. Genau deshalb veranstalten wir Vorträge und Netzwerk-Events. Zudem ist es wichtig, mit anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und zu vernetzen. Stillstand ist für mich keine Option.

Ich finde, man darf ehrlich zugeben, wenn etwas nicht funktioniert. So ist das Leben.

Charity Putz


Für eine kurze Zeit hattest du auch einen Shop in der Welser Innenstadt, diesen aber wieder geschlossen – und darüber offen auf Social Media gesprochen. Gehört Scheitern bzw. der Mut, darüber zu reden, für dich zum Unternehmertum dazu?
Ja, absolut. Nach fünf Monaten haben wir gemerkt, dass es sich nicht mehr stimmig anfühlt und der Umsatz nicht passt – es war einfach nur noch stressig. Anfangs dachte ich: „Wir können den Shop nicht nach ein paar Monaten wieder schließen. Was sagen die Leute? Was sagen unsere Eltern?“ Aber ich finde, man darf ehrlich zugeben, wenn etwas nicht funktioniert. So ist das Leben – es ist nicht immer alles großartig. Deshalb habe ich mich bewusst entschieden, unseren Kundinnen und Kunden sowie meiner Community zu erklären, warum wir die Filiale schließen. Natürlich war das nicht einfach, und wir waren enttäuscht. Aber wenn man es nicht probiert, wird man es nie wissen.

Woher kommst du bzw. deine Eltern ursprünglich, und hattest oder hast du in deinem Leben mit Rassismus zu kämpfen?
Meine Eltern stammen aus Togo, einem Land in Westafrika. Ich selbst bin in Wels geboren und hier aufgewachsen. Glücklicherweise hatte ich bis jetzt nur minimal oder zumindest nicht offensichtlich mit Rassismus zu kämpfen. Alltagsrassismus existiert – das ist einfach eine Realität, der sich viele gar nicht bewusst sind. Aber ich gehe damit ziemlich gelassen um.

Die psychosoziale Beraterin Nicole Maria Mack hat vor einem Jahr in Wels ihr "Institut Mack" eröffnet. Foto: Ines Thomsen
Die psychosoziale Beraterin Nicole Maria Mack hat vor einem Jahr in Wels ihr „Institut Mack“ eröffnet. Foto: Ines Thomsen


Nun zu dir, Nicole. Wer dich kennt, weiß, dass du vieles bist: Moderatorin, Redakteurin, Coach, Autorin, Podcasterin, Rettungssanitäterin und Mama eines 18-jährigen Sohnes. Vergangenes Jahr hast du außerdem als psychosoziale Beraterin in Wels dein Institut Mack eröffnet. Was steht bei dir im Fokus?
Grundsätzlich alles – einfach, weil ich die Vielseitigkeit liebe. Mir wird schnell langweilig, deshalb habe ich immer das Gefühl, mich ständig weiterentwickeln zu müssen. Aktuell mache ich eine Ausbildung zur diplomierten Supervisorin, also in den Bereichen Business Coaching, Mentoring und Supervision. Da ich Moderation und Podcasting wunderbar miteinander verbinden kann und in meinen Coachings Themen wie Bühnenauftritt, Stimm- und Atemtechnik, Interviewtraining sowie Persönlichkeitsentwicklung einbringe, fügt sich das alles harmonisch zusammen.

Deine Anfänge als Redakteurin und Moderatorin waren beim Regional-TV-Sender WT1. Seit wann bist du selbstständig tätig?
Seit mehr als 27 Jahren – und ich könnte mir nichts anderes mehr vorstellen. Schon vor der Gründung des Instituts MACK hatte ich eine Praxis bei zwei Ärztinnen. Dort konnte ich allerdings nur Einzel- und Paarcoachings anbieten, da der Raum sehr klein war. Als die Nachfrage nach Seminaren und Workshops immer größer wurde, war der nächste logische Schritt, mein eigenes Institut zu eröffnen. Jetzt habe ich dort nicht nur Platz für meine Arbeit, sondern veranstalte auch Netzwerkabende und vermiete die Räumlichkeiten für verschiedene Events.

Menschen zu unterstützen dürftest du in den Genen haben. Warum ist dir das so ein großes Anliegen?
Ich bin von Natur aus ein sehr sozialer und empathischer Mensch und habe einiges hinter mir. Als ich zwölf Jahre alt war, hatten meine Eltern einen schweren Autounfall, den meine Mama fast nicht überlebt hat. Ich war in toxischen Beziehungen und weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, einen narzisstischen Partner zu haben. Und ich litt unter einer schweren Erschöpfungsdepression, die mich mit bis zu 20 Panik­attacken am Tag quälte. Diese persönlichen Erfahrungen haben mir viel beigebracht, und ich kann Menschen viel mitgeben, weil ich weiß, wie sie sich in Krisen-Situationen fühlen und was sie brauchen.

War das auch der Grund, die Ausbildung zur psychosozialen Beraterin zu machen?
Ja, es war mir wichtig, Menschen noch gezielter helfen zu können. Aber ich würde nicht sagen, dass ich den Menschen helfe, sondern dass ich sie begleite. Die eigene Wahrheit liegt in jedem Menschen selbst. Jeder hat die Lösung für sich in sich. Ich arbeite nur mit ihnen daran, dass sie wieder auf den richtigen Weg kommen und erkennen, dass es wichtig ist, bestimmte Dinge im Leben zu verändern. Wenn das geschieht, verändert sich alles. Es gibt so viele Zahnräder im Leben – du drehst an einem, und plötzlich drehen sich alle anderen mit. Das ist das systemische Konzept.

Für mich gilt: ‚Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitermachen!‘

Nicole Maria Mack

Nicole, du hast einiges mitgemacht. Was hat dich immer wieder aufgerichtet?
Ich habe von meinen Eltern, besonders von meinem Papa, schon von klein auf ein extrem positives Mindset mitbekommen. Dadurch habe ich eine gewisse Grundpositivität entwickelt. Für mich gilt: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitermachen.“

Was würdet ihr Frauen raten, die beruflich oder privat gerade vor einer großen Herausforderung stehen?
Nicole: Glaubt an eure innere Stärke! Ihr habt alles in euch, was ihr braucht.
Charity: Hört auf euer Bauchgefühl! Es wird euch immer den richtigen Weg weisen.

Charity, was macht Nicole für dich so besonders?
Dass sie unkompliziert ist und man unglaublich viel Spaß mit ihr haben kann. Ich finde es großartig, dass wir offen und ehrlich miteinander reden können, ohne dass eine von uns beleidigt ist.

Und umgekehrt, Nicole, was macht Charity für dich so besonders?
Auch ihre Unkompliziertheit, ihre absolute Power, ihr positives Mindset und ihr Lachen – sie ist immer gut drauf. Charity ist ein echter Tausendsassa und eine Umsetzerin. Da wird nicht lange gezögert, sondern einfach gehandelt. Dahingehend passen wir einfach perfekt zusammen.

Was war euer bewegendster gemeinsamer Moment?
Nicole: Als wir nach dem Charity-Event im Bergschlössl mit allen Mitwirkenden auf der Bühne standen.

Wie schaut ein perfekter Mädelsabend aus bei euch?
Charity: So einen hatten wir noch nicht.
Nicole: Aber wir sind am Planen. Der perfekte Mädelsabend ist eine Pyjamaparty vor dem Fernseher mit Pizza und Prosecco.

Wer von euch beiden ist spontaner, wer ist durchgeplanter?
Charity: Wir sind beide beides (lacht). Wir sind sowohl spontan als auch gut durchgeplant.

Wenn ihr euch gegenseitig mit drei Worten beschreiben müsstet, welche wären das?
Charity: Nicole ist lustig, unkompliziert und eine Alleskönnerin.
Nicole: Charity ist klein, schnell und süß.

Charity, was war bisher in deinem Leben das größte Learning?
Hör auf deine innere Stimme und nicht so sehr auf die Meinung der anderen. Man lässt sich leicht beeinflussen, und jedes Mal, wenn ich das getan habe, war es im Nachhinein nicht richtig.

Dein größtes Learning, Nicole?
Glaub an deine innere Stärke.

Und wo seht ihr euch in fünf Jahren?
Charity: In fünf Jahren bin ich Millionärin (lacht).
Nicole: Hoffentlich mit mir gemeinsam. (lacht) Nein, Spaß beiseite: Ich sehe mich als erfolgreiche Unternehmerin, die weiterhin Coachings macht und moderiert – alles mit Charity an meiner Seite.

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