Vier Hände, die ein rotes Herz halten

Glück teilen: Menschen, die die Welt verbessern

Helfen als Herzensangelegenheit

8 Min.

© Shutterstock

„Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“ Dieser berühmte Satz von Albert Schweitzer, dem Arzt und Pfarrer, der in Afrika ein Spital gründete, beschreibt eine Wahrheit, die viele Menschen in unserem Umfeld erleben. Wer Glück teilt, bereichert nicht nur das Leben anderer, sondern auch das eigene. Genau diese Menschen möchten wir hier vorstellen – Menschen, die sich für das Wohl anderer einsetzen und versuchen, die Welt ein kleines Stück besser zu machen. Sie zeigen uns, wie erfüllend es sein kann, das Glück zu teilen.

helfen als Herzensangelegenheit

Anderen Menschen helfen zu können, ist auch eine Herzensangelegenheit für Michaela Altendorfer. Und das im wörtlichen Sinn, denn sie ist Präsidentin und Geschäftsführerin der Herzkinder Österreich. 2003 hat sie die Organisation gegründet – aus Dankbarkeit, nachdem ihr Sohn Jakob seine dritte Herzoperation gut überstanden hat. Seitdem unterstützt sie gemeinsam mit ihrem engagierten Team Eltern mit herzkranken Kindern.  

Väter haben im Kofferraum ihres Autos übernachtet, um möglichst nahe bei ihrem herzkranken Kind sein zu können.

Michaela Altendorfer
Team Teddyhaus Linz bei Jubiläum mit großer Torte.
Michaela Altendorfer mit ihrem Team beim 15-Jahr-Jubiläum des Teddyhaus Linz © Mathias Lauringer

Bei dieser Arbeit lernt sie viele Familien und deren Schicksale und Notlagen kennen. Was sie besonders berührt: Im Kinderherz Zentrum Linz ist nur beschränkt Platz für die Eltern der kleinen Patienten. Aus diesem Grund sind es meist die Väter, die sich alternative Schlafmöglichkeiten suchen müssen. Das gestaltet sich allerdings schwierig, weil Hotels für eine Aufenthaltsdauer von bis zu 17 Monaten im Normalfall viel zu teuer sind. „Die Situationen waren herzzerreißend“, erinnert sich Michaela Altendorfer. „Väter, die in der Nähe ihres Kindes als Familie vereint bleiben wollten, haben oft tagelang irgendwo übernachtet, zum Beispiel im Kofferraum ihres Autos.“

Ein zuhause auf zeit

Um diese unmenschlichen Notlagen beenden zu können, gründet sie eine Einrichtung, die vor kurzem ihr 15-Jahr-Jubiläum gefeiert hat: das Teddyhaus Linz. Es befindet sich unmittelbar in der Nähe des Kinderherz Zentrums und bietet Familien mit herzkranken Kindern schnell und unbürokratisch ein „Zuhause auf Zeit“. Eltern und auch Geschwisterkinder können dort zu sehr günstigen Konditionen übernachten und werden in dieser herausfordernden Zeit auch von dem engagierten Team vor Ort begleitet.

Es gibt insgesamt 16 Wohneinheiten, die ihnen für die Dauer des Krankenhausaufenthaltes zur Verfügung gestellt werden. „So können Eltern und ihr herzkrankes Kind möglichst nahe beisammen sein – besonders dann, wenn die Situation sehr kritisch ist und das Leben am seidenen Faden hängt“, betont Michaela Altendorfer. „Unser Teddyhaus ist eine Oase zum Schlafen, Duschen und um neue Kraft zu schöpfen, damit Eltern die Möglichkeit haben, rund um die Uhr an der Seite ihres Kindes zu sein.“

Wie wichtig diese Einrichtung geworden ist, zeigt eine Bilanz der vergangenen 14 Jahre: Bis Dezember 2023 wurden mehr als 53.700 Nächtigungen von insgesamt 6.000 Familien gezählt. Finanziert wird es übrigens zum Großteil aus Spenden.

Humanitäre Arbeit als Lebensaufgabe

Das beste Beispiel, dass der Apfel oft nicht weit vom Stamm fällt, sind Monika und Lisa Steller aus Linz. Und das im positivsten Sinne, denn sowohl Mutter als auch Tochter arbeiten bei der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. Mama Monika als Medizinerin, Tochter Lisa als Human Resources Officer im Büro in Wien.

Ärztin Monika Steller sitzt an einem Tisch
Dr. Monika Steller © privat

„Für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten war für mich schon seit meiner Studienzeit ein Traum“, erzählt Monika Steller, die seit drei Jahren in Pension ist. Davor hat sie mehr als 35 Jahre lang als Anästhesistin und Notfallmedizinerin gearbeitet und 16 Jahre die Schmerzambulanz im UKH Linz geleitet. „Mich hat immer beeindruckt, mit wie viel Courage die Organisation in die schwierigsten Konflikt- und Kriegssituationen geht, um den Menschen vor Ort zu helfen.

Immer unabhängig, unparteiisch und neutral, ausschließlich an den Nöten und Bedürfnissen der Menschen vor Ort orientiert. Dabei wird nie vergessen, ebendiesen Menschen eine laute, international gehörte Stimme zu geben. Zu oft und zu leicht vergessen wir, wie sehr Menschen auf dieser Welt leiden, weil sie gefühlt so weit weg leben oder weil eine neue Krise, ein neuer Krieg die Medien beschäftigt.“

Zu oft vergessen wir, wie sehr Menschen auf dieser Welt leiden, weil sie gefühlt so weit weg leben oder weil eine neue Krise die Medien beschäftigt.

Dr. Monika Steller

Privilegien und Verantwortung: Lisas Perspektive

Auch Tochter Lisa hat die humanitäre Arbeit schon immer begeistert. Ihr ist bewusst, wie privilegiert sie allein dadurch ist, in Österreich geboren worden zu sein. „Mit Privilegien gehen meiner Überzeugung nach aber immer auch Verantwortung und Verpflichtung einher, diese so einzusetzen, dass möglichst viele Menschen davon profitieren – insbesondere jene, die nicht so viel Glück hatten“, sagt die Linzerin.

Aus diesem Grund ist sie sehr stolz und dankbar, ein Teil von „Ärzte ohne Grenzen“ sein zu dürfen. Sie liebt es, einen sinnstiftenden Job zu haben und gemeinsam mit ihren – zum Teil internationalen – Kolleginnen und Kollegen die Welt ein kleines Stück besser zu machen. „Wir alle brennen für die Organisation und sind überzeugt von dem, was wir tun“, betont Lisa Steller. „Und ich will gar nicht leugnen, dass vielleicht auch die Faszination und Leidenschaft meiner Mutter anfangs ein wenig auf mich abgefärbt haben.“

Lisa Steller vor dem Hintergrund von Ärzte ohne Grenzen
Lisa Steller © MSF

Privilegien gehen mit der Verantwortung einher, sie so einzusetzen, dass möglichst viele Menschen davon profitieren.

Lisa Steller

Emotionale Momente im Auslandseinsatz

Der letzte Auslandseinsatz von Monika Steller liegt übrigens drei Jahre zurück. Damals war sie im Südsudan in einem Camp für Binnenvertriebene. Mit rund 120.000 Menschen war das Camp damals schon übervoll. Wie prekär die Bedingungen aufgrund der aktuellen Situation im Sudan jetzt dort sind, mag sie sich gar nicht vorstellen. Helfen bedeutet für sie, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen teilen zu können und damit das Leben eines anderen ein kleines Stück besser zu machen. Sie erinnert sich an einen Tag im Südsudan, als ein Vater mit seinem kleinen Sohn ins Camp gekommen ist.

„Der Vater hat ihn drei Tage lang zu uns getragen“, erzählt die Medizinerin. „Der Junge war schwer mangelernährt und stark geschwächt durch tagelanges hohes Fieber. Er brauchte dringend eine große Bauchoperation, doch aufgrund seines schlechten Zustandes wagte keiner, daran zu glauben, dass er es schaffen würde. Wir operierten und nach zwei Wochen konnte der Junge am Arm seines Vaters die ersten Schritte machen – das war für uns sehr emotional und berührend. Genau diese Momente sind es, warum ich anderen Menschen helfe, denn sie schenken mir selbst unheimlich viel Freude, Glück und Kraft.“

Helfen mit vorbildfunktion

Als Kind war Gabriel Reifinger aus Natternbach übergewichtig, als Jugendlicher hingegen war er dünn und schmächtig. So richtig wohl gefühlt in seinem Körper hat er sich erst, als er begonnen hat, Kraftsport zu machen. Heute ist der 23-Jährige selbst erfolgreicher Coach und Personal Trainer und unterstützt Menschen dabei, fitter zu werden und gesünder zu leben.

Doch das reicht ihm noch nicht: Seit mehr als zwei Jahren unterstützt er die Organisation „Lift4Life“ in Afrika. Deren Mission ist es, allen Menschen dort Kraftsport zugänglich zu machen, so dass jeder spüren kann, wie gut dieses Training tut, und die Möglichkeit bekommt, sich dadurch mental und körperlich stark zu fühlen.

Gabriel Reifinger inmitten von Kindern in Afrika
Gabriel Reifinger inmitten von Kindern in Afrika © privat

Ich möchte jetzt das Vorbild für Jugendliche sein, das ich damals nicht hatte.

Gabriel Reifinger

„Die Organisation hat sich genau auf meine Leidenschaft spezialisiert: das Training“, erklärt Reifinger. „Ich spende dorthin, weil ich weiß, wie es sich anfühlt, sich in seinem Körper nicht wohlzufühlen. Training war das, was mir das erste Mal im Leben Selbstvertrauen gegeben hat. Ich möchte jetzt das Vorbild für Jugendliche sein, das ich damals nicht hatte. Und weil diese Menschen nicht die Möglichkeit haben, so wie wir hier einfach trainieren zu gehen, möchte ich es ihnen ermöglichen.“

Gemeinsam in afrika trainiert

Im September ist er selbst nach Simbabwe gereist, um direkt vor Ort helfen zu können. Gemeinsam mit Elisabeth Moser, die auch in seinem Trainer-Team arbeitet, ist der junge Oberösterreicher in insgesamt fünf Communitys gewesen, drei davon Schulen mit Kindern und Jugendlichen. Dort haben die beiden Coaches Therabänder und Tablets mit Übungsvideos verteilt.

In Workshops haben sie ihnen gezeigt, wie sie die Bänder verwenden und welche Muskeln sie damit aktivieren und kräftigen können. „Das Schönste waren die strahlenden Gesichter der Kinder, als wir gemeinsam trainiert haben“, erinnert sich Reifinger. „Das ist genau das, was ich erreichen wollte – ihnen jenes Lebensgefühl geben, das unsere mehr als 600 betreuten Klienten hier in Österreich täglich bekommen.“
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