Emely Osterkorn: Traumjob im OP 

Die angehende operationstechnische Assistentin im Interview.

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© Dominik Derflinger

Emely Osterkorn kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen, als in einem Operationssaal zu arbeiten. Aus diesem Grund absolviert sie gerade die dreijährige Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin, die es seit dem Vorjahr am Kepler Universitätsklinikum in Linz gibt.

Emely Osterkorn im Interview

Ein offener Brustkorb und sehen, wie das Herz darin schlägt und sich die Lungenflügel heben und senken – für Emely Osterkorn war das ein ganz besonderer Moment während ihres ersten Praktikums im OP. „Das sehen zu dürfen, war ein überwältigendes Gefühl“, schwärmt die 21-Jährige.
Sie absolviert gerade die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege und medizinische Assistenzberufe des Kepler Universitätsklinikums in Linz, einem von neun Schulstandorten der OÖ. Gesundheitsholding. Wir haben sie zwischen Unterricht und OP am Neuromed-Campus zum Interview getroffen.

Sie machen die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin. Warum haben Sie sich für die Arbeit im OP entschieden?

Emely Osterkorn: Ich war schon immer sehr begeistert von der Medizin und habe sogar über ein Medizinstudium nachgedacht. Allerdings war mir die Studienzeit zu lange. Bis man den Facharzttitel hat, vergehen Jahre. Aus diesem Grund habe ich mich dagegen entschieden, allerdings hat mich die Medizin nie losgelassen. Und als ich von der neuen Ausbildungsmöglichkeit zur Operationstechnischen Assistenz gehört habe, war für mich klar, dass ich das machen möchte.

Sie haben davor in der Pädagogik gearbeitet und im April 2023 mit der OTA-Ausbildung begonnen. Wie gefällt es Ihnen bisher? War es die richtige Entscheidung?

Definitiv! Die Ausbildung gefällt mir richtig gut. Schon beim ersten Praktikum im OP habe ich gemerkt, dass es mein Traumjob ist. Besondere Highlights waren für mich bisher die vier Praktika, die ich absolvieren durfte – vor allem jene im OP! 

© Dominik Derflinger

Und in welcher Richtung sehen Sie sich künftig? 

Das finde ich im Moment noch schwierig zu sagen, weil ich sehr schnell sehr begeisterungsfähig bin (lacht). Mir hat es zum Beispiel auf der Herzchirurgie extrem gut gefallen, aber die Ortho-Trauma-Chirurgie hat mir auch sehr getaugt. Das Schöne ist, dass wir durch die unterschiedlichen Praktika einen guten Einblick in die verschiedenen chirurgischen Bereiche bekommen. Das wird mir dabei helfen, nach Ende der Ausbildung zu entscheiden, wo es beruflich hingehen soll. 

Was ist für Sie das Besondere an dieser Arbeit?

Mich fasziniert vor allem, einen menschlichen Körper auf diese Art und Weise sehen zu dürfen. Zu sehen, wie das Innere aufgebaut ist und wie alles funktioniert, finde ich sehr spannend. Ich kann mich noch genau an meinen ersten Praktikumstag in der Herz-Thorax-
Chirurgie erinnern. Es war eine Herz-OP – und für mich ein überwältigendes Gefühl, zu sehen, wie dieses Herz schlägt und sich die beiden Lungenflügel heben und senken. In diesem Moment war ich einfach sprachlos. 

Was sind Ihre Aufgaben im Operationssaal?

Vor der Operation kümmern wir uns um die Vorbereitung der Instrumente. Außerdem nehmen wir den Patienten in Empfang und überprüfen sämtliche Daten. Während der Operation übernehmen wir die Dokumentation und instrumentieren, sprich, wir reichen der Chirurgin oder dem Chirurgen das Operationsbesteck an. 

Gibt es etwas, das bei diesem Job Ihrer Meinung nach besonders wichtig ist?

Für mich ist Empathie sehr wichtig. Wir haben die Möglichkeit, den Patienten etwaige Ängste zu nehmen, weil wir vor der Narkose noch mit ihnen sprechen und sie dabei auch beruhigen können. Es ist wichtig, sich dabei in den Patienten hineinzuversetzen. Wie möchte ich behandelt werden, wenn ich am Operationstisch liegen würde? Eine sehr wesentliche Rolle spielen auch Teamarbeit und Kommunikation. Wir sind ein multiprofessionelles Team, wo sehr viele Aufgaben und Berufe aufeinandertreffen und man gut zusammenarbeiten muss. 

Welche Voraussetzungen braucht man, um diesen Job machen zu können?

Neben den formalen Aufnahmekriterien ist das Wichtigste, dass man es „sehen“ kann und einem während einer Operation nicht übel wird. Manchmal braucht man einen wirklich starken Magen (lacht). Neben Empathie, Teamarbeit und Kommunikation, die ich eben schon erwähnt habe, finde ich auch ein starkes Interesse am Job als wesentlich. Wir lernen während der Ausbildung sehr viel über Anatomie, allerdings schadet auch ein Grundmaß an technischem Verständnis nicht, weil wir sehr viele Geräte und Instrumente anwenden müssen. Außerdem muss man in einem OP auch multitaskingfähig sein. Man muss immer den Überblick behalten, was zum Beispiel die Sterilität angeht und was die verschiedenen Leute im OP machen. Die Chirurgen sind meistens sehr auf ihre eigene Arbeit fokussiert, die Verantwortung für die Abläufe im OP liegt deshalb ein Stück weit bei uns. Wir achten auch darauf, dass alles, was im Körper drinnen war, wieder herauskommt. Kleinere Instrumente, wie Klemmen für Gefäße, werden abgezählt. Sehr wichtig sind auch Tupfer, die im Körper waren. Sie verfärben sich durch das Blut rot. Da muss man wirklich sehr genau schauen, dass nichts im Körper vergessen wird. 

Bei jeder Operation können Komplikationen auftreten. Wie empfinden Sie die Verantwortung bei Ihrer Arbeit? 

Die Verantwortung ist tatsächlich groß. Aber auch wenn einmal Komplikationen auftreten, weiß ich, dass wir alles geben, um einem Patienten helfen zu können. Am Ende des Tages gehe ich mit dem guten Gefühl heim, einen Beruf und eine Aufgabe zu haben, die sinnstiftend sind und mich erfüllen.

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