Buslenkerin aus Leidenschaft

Wer glaubt, dass das Lenken großer Busse noch immer fest in Männerhand liegt, hat sich getäuscht.

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© Julia Traxler

Mittlerweile wird jeder zehnte Regionalbus des Oberösterreichischen Verkehrsverbundes von einer Frau gelenkt. Die Mühlviertlerin Karin Fritz (33) ist eine davon. Uns hat die gelernte Konditorin erzählt, was sie von der Backstube ans Steuer von PS-starken Linienbussen geführt hat.

Regelmäßigen Öffi-Nutzern dürfte nicht entgangen sein, dass das Lenken von großen, PS-starken Linienbussen längst keine Männerdomäne mehr ist. Immer mehr Frauen sitzen mittlerweile hinter dem Steuer und bringen die Fahrgäste sicher und zuverlässig von A nach B. Eine davon ist Karin Fritz, die seit sieben Jahren (davon drei Jahre mit Bussen der Firma Leitner) viele Pendlerinnen und Pendler vom Oberen Mühlviertel nach Linz und wieder retour befördert. 

Nachdem sie ihren Beruf als Konditorin an den Nagel gehängt hat, arbeitete sie drei Jahre lang im väterlichen Betrieb als LKW-Fahrerin und entschied sich vor sieben Jahren, auf den Bus umzusteigen. Heute lebt sie mit ihrem Freund in Niederwaldkirchen, bäckt in ihrer Freizeit die besten Torten und spielt in einer Musikkapelle die Tuba.

Bodenständig, sympathisch und fesch. 
Karin Fritz ist Buslenkerin aus Leidenschaft und hat noch keinen Tag bereut, dass sie vor sieben Jahren diesen Beruf ergriffen hat. Infos zum Beruf als Buslenkerin finden Sie unter www.buslenkerin.at © Julia Traxler

Frau Fritz, seit wann stehen Sie auf Schwerfahrzeuge?

Karin Fritz: Schon seit ich denken kann. Das hängt sicher mit dem Beruf meines Vaters zusammen, der mich als Bagger- und Transportunternehmer schon als kleines Kind gerne auf Baustellen mitgenommen hat. Ich habe es geliebt, im Lastwagen mitzufahren – das war immer etwas ganz Besonderes! 

Dennoch haben Sie anfangs beruflich einen ganz anderen Weg eingeschlagen.

Ja, genau. Ich habe Konditorin gelernt und war danach ein halbes Jahr auf Saison unterwegs. Als ich wieder zurück nach Hause gegangen bin, hat es sich angeboten, in der Firma meines Vaters in Puchenau als Lkw-Fahrerin zu arbeiten. Eigentlich hätte das eine Übergangslösung sein sollen, aber es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin. Während dieser Zeit habe ich auch meinen Freund kennengelernt, der im Unternehmen als Baggerfahrer zu arbeiten begonnen hat. Nachdem ich drei Jahre lang mit dem Lkw gefahren bin, hat sich in meinem Leben einiges umgeschichtet. Ein guter Freund brachte mich schließlich auf die Idee, Buslenkerin zu werden. Daraufhin habe ich mich entschlossen, diesen Weg einzuschlagen. Seither bin ich Buslenkerin aus Leidenschaft (lacht).

Welche Voraussetzungen muss man haben, um große Busse zu lenken? 

Man muss den Busführerschein (Klasse D) machen, mindestens 21 Jahre alt sein und eine verkehrspsychologische Prüfung absolvieren, damit man gewerblich unterwegs sein darf. Wir haben auch laufend Kurse und Nachschulungen, damit wir immer am neuesten Stand der Dinge sind. 

Wie schwierig ist die Prüfung für den Busführerschein?

Auch nicht schwieriger als jede andere Führerscheinprüfung, wenn man die spezifischen Gebiete gut lernt. Da ich bereits mit 18 Jahren meinen Lkw-Führerschein gemacht habe, habe ich mir gewisse Punkte erspart und musste ein bisschen weniger lernen. 

Was ist der Unterschied zwischen dem Lenken von Lkw und Bussen? 

Mit dem Bus zu fahren ist viel gemütlicher, man sitzt im Trockenen und wird nicht schmutzig (lacht). Außerdem kommt man als Buslenkerin mit vielen Menschen zusammen, was mir persönlich am meisten gefällt. 

Sie arbeiten für die Firma Leitner, die im Auftrag des OÖ Verkehrsverbundes (OÖVV) Personennah- und Regionalverkehr durchführt. Auf welchen Strecken trifft man Sie an? 

Ich habe eine fixe Linie, die von Helfenberg über Oberneukirchen und Zwettl/Rodl nach Linz führt. Aber das variiert immer ein bisschen, grundsätzlich bin ich im schönen Mühlviertel unterwegs.  

Fahren auch viele Stammfahrer und Stammfahrerinnen mit Ihnen?

Ja, der Hauptanteil meiner Passagiere sind sicher Pendlerinnen und Pendler, die jeden Tag mit mir fahren. Mit der Zeit baut man zu einigen eine persönliche Beziehung auf und kennt sich gut. Vor allem im Mühlviertel kommt man sehr schnell mit den Menschen in Kontakt. 

Das Lenken von PS-starken Bussen ist keine reine Männerdomäne mehr, mittlerweile sitzen auch immer öfter Frauen am Steuer. Werden Sie dennoch ab und zu komisch angeschaut?  

Komisch nicht, die Leute sind eher im positiven Sinne überrascht, wenn sie mich am Steuer sitzen sehen. Vor allem ältere Menschen freuen sich, dass sie mit einer Frau fahren dürfen. Viele Fahrgäste meinen auch, dass wir Frauen sehr ruhig fahren. Man bekommt viel positives Feed-
back in diesem Beruf. 

Wie darf man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen? 

Ich habe eine Viertagewoche und arbeite 40 Stunden. In der Früh fahre ich mit meinem Auto zum Bus, starte ihn, mache einen Rundgang und schaue, dass alles passt. Dann kommen auch schon die Fahrgäste und ich chauffiere sie nach Linz. Meistens bin ich zu den Stoßzeiten unterwegs, in der Früh wie auch am Abend.

Als Konditorin bin ich hauptsächlich in der Küche gestanden, als Buslenkerin komme ich viel herum und treffe die verschiedensten Leute. 

Was sind die großen Herausforderungen einer Buslenkerin, ich denke da nur an die Winter im Mühlviertel?

Schneebedeckte, eisige Straßen im Winter sind in jedem Fall eine Herausforderung. Man muss grundsätzlich sehr vorsichtig fahren und auch für die anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken. Der Verkehr wird immer mehr, vor allem auch in Linz. Viele Menschen glauben,  dass wir den ganzen Tag spazieren fahren, aber man muss wirklich sehr aufpassen und konzentriert sein, immerhin hat man eine riesengroße Verantwortung für alle Fahrgäste. 

Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um, ist das nicht manchmal belastend? 

Nein, daran gewöhnt man sich. Ich freue mich immer, wenn viele Leute mitfahren.

Wurden Sie schon einmal blöd angemacht, weil sie als Frau den Bus lenken?

Nein, ganz im Gegenteil. Die Passagiere sind sehr angenehm, außerdem bin ich nicht auf den Mund gefallen. Ich weiß mir schon zu helfen, sollte es einmal vorkommen (lacht). 

Wie viele Kilometer legen Sie in einer Woche mit dem Bus zurück?

Ich fahre pro Tag zwischen 250 und 300 Kilometer, plus Sonderfahrten komme ich sicher auf 1.000 bis 1.500 Kilometer in der Woche. 

Karin Fritz bringt die Pendler und Pendlerinnen vom Mühlviertel nach Linz und legt dabei täglich zwischen 250 und 300 Kilometer zurück. © Julia Traxler

Was war in Ihrer Zeit als Buslenkerin Ihr schönstes Erlebnis? 

Schöne Erlebnisse gibt es viele. Das beginnt mit den vielen beeindruckenden Sonnenaufgängen am Morgen, die ich genieße, wenn ich vom Mühlviertel Richtung Linz runterfahre. Da würde ich am liebsten stehen bleiben und ein Foto machen. Schön finde ich auch, wenn Leute mitfahren, die ich seit meinen Anfängen als Buslenkerin kenne und wir über Alltägliches plaudern. Viele Pendlerinnen und Pendler sagen, dass sie mit mir am liebsten fahren, und manchmal bekomme ich sogar kleine Schokoladengeschenke. Das freut mich wirklich sehr. Ganz besonders ist für mich, dass auch mein Opa als Buslenker gearbeitet hat. Leider hat er nicht mehr miterlebt, dass ich in seine Fußstapfen gestiegen bin. Wenn ich fahre, denke ich mir oft, der Opa hätte eine große Freude, wenn er mich sehen würde.

 Warum würden Sie den Beruf auch anderen Frauen weiterempfehlen? 

Es ist keine körperlich anstrengende Arbeit und es gibt verschiedene Arbeitsmodelle. Ob Vollzeit, Teilzeit, Quereinstieg – vieles ist möglich, was vor allem für Frauen mit Familie und Kindern sehr angenehm ist. Man kann auch mit den Vorgesetzten flexible Zeiten vereinbaren und sich so einteilen lassen, wie es gut passt. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir Frauen bei den Verkehrsunternehmen des OÖVV dasselbe verdienen wie unsere männlichen Kollegen, da gibt es keinen Unterschied. Und wenn man Überstunden macht, hat man auch die Möglichkeit zum Mehrverdienst. Ich kann nur jeder Frau raten, sich zu trauen und diesen Beruf in Betracht zu ziehen. Ich habe es bis heute keine Minute bereut, als Buslenkerin zu arbeiten. 

Mussten Sie schon einmal Reifen wechseln, Ketten anlegen oder etwas Größeres reparieren?

Ketten anlegen musste ich bisher nur bei der Prüfung zur Berufskraftfahrerin und größere Reparaturen werden in der firmeneigenen Werkstatt oder der Fachwerkstätte durchgeführt. Aber ich wechsle z.B. Fahrzeuglampen selbst und schaue auch, dass „mein“ Bus gepflegt und schön ist. Wir haben zwar Putzfrauen zur Unterstützung, aber ich helfe immer mit.

Gibt es einen Bus, mit dem Sie einmal fahren möchten? 

Ich bin früher beim Postbus gefahren und habe alle möglichen Busse – vom Gelenkbus bis zum Stockbus – durchprobiert. Der Stockbus war mein Lieblingsgefährt – je größer und schwerer, desto besser gefällt es mir. Einen riesengroßen Bus im Ausland zu lenken, wäre schon interessant. 

Wir Frauen verdienen dasselbe wie die männlichen Kollegen, da gibt es keinen Unterschied. 

Reisen Sie gerne?

Ja, und ich würde gerne noch viel mehr reisen. Mir wird jedes Jahr der Urlaub zu wenig (lacht). Ich bin allerdings nicht die typische Strandurlauberin, sondern schaue mir gerne Städte an. 

Per Bus?

Ja, natürlich! Busreisen finde ich sehr angenehm. Wenn man mitfährt, kann man sich ein bisschen berieseln lassen, was ich ja im Alltag nie habe. Wenn ich mit Arbeitskolleginnen und -kollegen mitfahre, bin ich immer sehr relaxt und genieße es. 

Backen Sie noch? 

Ja, ich backe leidenschaftlich gerne, aber nur mehr als Hobby. Als Konditorin bin ich hauptsächlich in der Küche gestanden, als Buslenkerin komme ich viel herum – und wie schon gesagt, liebe ich den Kontakt zu den verschiedensten Leuten, der hat mir als Konditorin gefehlt. 

Was machen Sie sonst noch gerne in Ihrer Freizeit?

Eine große Leidenschaft von mir ist die Musik. Ich bin Mitglied beim Musikverein Puchenau und spiele die Tuba, eine weitere Gemeinsamkeit mit meinem Opa.

© Julia Traxler

IN KÜRZE:

Glücklich macht mich …,
wenn ich anderen Menschen eine Freude machen kann. 

Schwach werde ich bei …
etwas Süßem.

Es ärgert mich …,
wenn sich Menschen nicht an das halten, was man ausgemacht hat.

Es motiviert mich …,
interessiert und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und Neues auszuprobieren, weil sich dadurch viele neue Möglichkeiten ergeben können.

Mein Motto:
Immer mit der Ruhe!

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