Vom Piloten zum eigenen Lebensretter

Neue Lebensqualität ohne Morbus Crohn

4 Min.

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Berufspilot, Unternehmer, Extremsportler, Perfektionist – so sah das Leben von Tobias Stumpfl früher aus. Die Diagnose „Morbus Crohn“ – unheilbar krank – machte den Spross einer Unternehmerfamilie aus Wallern vom leistungsgetriebenen Anerkennungsjunkie zum eigenen Lebensretter und Botschafter einer Ernährung ohne Lektine.

Schneller, höher, weiter. Früher definierte sich Pilot und Unternehmer Tobias Stumpfl (38) durch seine Erfolge. Verglich sich mit anderen. „Ich dachte, nur wenn ich etwas leiste, werde ich geliebt. Wenn jemand besser war als ich, hielt ich das emotional kaum aus. Ebenso hielt ich Ruhe nicht aus. Es musste jeden Tag ein Highlight geben“, so der Geschäftsführer der Firma AV Stumpfl und Zarastro GmbH in Wallern heute. Sein Lebenshunger hat so weit geführt, dass er mit bereits acht Jahren allein mit dem Flugzeug verreiste, mit zwölf Jahren ein Software-Projekt für eine österreichische Fluglinie leitete, mit 14 Jahren auf fast 7.000 Meter hohe Berge in den Anden und später im Himalaya kletterte, bei seiner Pilotenausbildung nach knapp vier Stunden mit einem Fluglehrer schon alleine geflogen ist, Staatsmeister im Streckensegelflug wurde und zu anderen Extremen. Als 2019 die düstere Diagnose „Morbus Crohn“ gestellt wurde, hat er sein Leben radikal verändert. Seine beeindruckende Geschichte erzählt der Unternehmer und Autor von „Seelenhunger“ im Interview.

Lektinfreie Ernährung war zwar der Gamechanger, aber nicht der einzige Puzzlestein.

Tobias Stumpfl

Im Frühjahr 2019 erhielten Sie die Diagnose „Morbus Crohn“ – unheilbar. Es handelt sich dabei um eine chronische Entzündung des Dünndarms. Was war Ihr Antrieb, sich gegen eine lebenslange Medikamenteneinnahme zu entscheiden und auf eigene Faust nach Alternativen zu suchen?

Die Perspektivlosigkeit. Rückblickend merkte ich schon länger, dass es „nicht ganz rund lief“ in meinem Körper: Schon Jahre zuvor war ich anfällig für Infekte, hatte Fieber oder Mandelentzündungen, der Blinddarm wurde entfernt. Man wird ja eigentlich nicht plötzlich krank, sondern eher schleichend. Und das ist ein Problem, weil man sich daran gewöhnt. Meine Frau hielt mich für einen Hypochonder, weil ich immer wieder zum Arzt lief. Ich bekam die üblichen Schmerzmittel, Entzündungshemmer und Antibiotika. Dann ging es wieder eine Weile. Hätte mir jemand erzählt, ich solle etwas an meinem Lebensstil, der Ernährung oder meinen Überzeugungen ändern, dann hätte ich unwirsch abgewunken. Heute nenne ich solche „Symptome“ Hinweisschilder. 

Wie deuten Sie jene körperlichen „Hinweisschilder“ rückblickend?

Als Einladungen, etwas verändern zu dürfen. Beachtet man sie nicht, kommen größere. Innerhalb kurzer Zeit bekam ich unglaubliche Bauchschmerzen und vom Arzt ein Antibiotikum. Dieses besserte zwar meine Bauchschmerzen nicht, dafür bekam ich beängstigende Nebenwirkungen. Ich konnte kaum mehr gehen, hatte Schmerzen im ganzen Körper. Das Medikament hatte Sehnen, Knorpel und Bindegewebe in meinem Körper geschädigt. Dann die Diagnose: unheilbar krank und ich müsse sofort mit Medikamenten beginnen, die das Immunsystem unterdrücken. Dieses Gesamtpaket war so schockierend, dass ich mir dachte: entweder die Krankheit oder die Medikamente bringen mich um. 

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Wann war Ihr körperlicher und mentaler Tiefstpunkt?

Da gab es mehrere, aber der wohl dramatischste war natürlich die Diagnosestellung. Nach der Gabe eines Antibiotikums schmerzte auf einmal mein ganzer Körper – ich hatte das Gefühl auseinanderzufallen, als hielten meine Sehnen und Muskeln nicht mehr und würden jederzeit reißen. Wie ich später erfuhr, war das eine Nebenwirkung des Medikaments. Innerhalb weniger Wochen verlor ich rund 20 Kilogramm an Gewicht, obwohl ich viel gegessen hatte. Ich bekam sogar „hochkalorische“ Sondernahrung aus dem Krankenhaus. Ich war sowohl körperlich als auch mental sehr schwach. Ich verlor meine Fluglizenzen und konnte Arbeit und Hobbys kaum noch nachgehen. Aber nachdem ich den Anfangs-Schock überwunden hatte, begann meine „Reise zur Gesundheit“. 

Wie sah diese „Reise zur Gesundheit“ aus?

Es gab im Lauf der Jahre einige Stationen wie vegane Ernährung, TCM, F.X. Mayr, Antony Williams und andere Gesundheits- bzw. Lebensphilosophien. Das war ein Auf und Ab und hat meine Symptome etwas abgemildert, aber von Gesundheit war noch lange keine Rede. Durch Zufall entdeckte ich im Wartezimmer eines Arztes ein Buch über „Lektine in Lebensmitteln“ und wie sie im Zusammenhang mit sogenannten Zivilisationserkrankungen stehen. Die Vermeidung von Lektinen in meiner Ernährung war von da an ein Gamechanger: Innerhalb weniger Tage verschwanden die Aphten in meinem Mund und die Bauchschmerzen wurden etwas weniger. Es ging bergauf – auch wenn ich immer wieder Rückschläge erleiden musste, etwa beim Versuch, Schwermetalle wie Quecksilber, Antimon und Cadmium aus meinem Körper auszuleiten. Erst als ich Blut an ein amerikanisches Labor verschickte, wo als Nebenbefund eine Mutation meines MTHFR Gens entdeckt wurde, löste sich ein weiterer Schlüssel zu meinem „Seelenwohl“.

zur person

38 Jahre alt, verheiratet und drei Kinder (7/8 und 10 Jahre)

aufgewachsen in Bad Schallerbach

Ausbildung: Studium Softwareentwicklung & Wirtschaft an der TU Graz ; Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer (ATPL)

Hobbys und Interessen: Klettern, Bergsteigen, Fliegen, Leben, Glück und Essen

Seit 2015 Geschäftsführer der AV Stumpfl GmbH und seit 2023 Geschäftsführer der Zarastro GmbH in Wallern

Den ganzen text findet ihr in der aktuellen ausgabe des oberösterreichers.

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