Robert Bremmer über „Tante Kaethe“
Mit der Eröffnung von „Tante Kaethe“, dem Restaurant im neuen Blau-Weiß-Stadion, hat sich Robert Bremmer einen lang gehegten Traum erfüllt.
© Thom Trauner
Er liebt Zahlen, strategisches Denken und Analysen: Robert Bremmer ist der kaufmännische Kopf der erfolgreichen nach(t)leben-Gruppe. Mit der Eröffnung von „Tante Kaethe“, dem Restaurant im neuen Blau-Weiß-Stadion, hat er sich vor Kurzem einen lang gehegten Traum erfüllt.
Ein breites Lachen zieht sich über das Gesicht von Robert Bremmer, als wir ihn zum Interview treffen. Kein Wunder, die Eröffnung seines neuesten Lokals – „Tante Kaethe“ im Linzer Blau-Weiß-Stadion – hätte nicht besser laufen können. Mehr als 800 Gäste bei der VIP-Eröffnung und gut gebuchte Wochen danach freuen selbst einen erfahrenen Gastro-Unternehmer. Und Erfahrung hat der 53-jährige Mühlviertler in den vergangenen Jahren viel gesammelt, denn er ist der kaufmännische Chef der erfolgreichen nach(t)leben-Gruppe, zu der auch die bekannten Diskotheken Empire und Evers gehören.
Was verschlägt einen studierten Wirtschaftsinformatiker in die Gastronomie?
Das war mehr zufällig, weil ich eigentlich aus der Unternehmensberatung komme und ein absoluter Zahlenmensch bin. Nach vielen Jahren bei der ÖVAG (Österreichische Volksbanken AG) in Wien habe ich zu einer Bank nach Linz gewechselt und dort meine Liebe für die Unternehmensberatung entdeckt. Später habe ich mich gemeinsam mit zwei Kollegen selbstständig gemacht – mit Bank- und Versicherungsprodukten und eben der Unternehmensberatung. In dieser Zeit ist das Empire in St. Martin eröffnet worden. Den Betreibern war allerdings nicht bewusst, dass die Sommermonate im Diskotheken-Bereich die schlechten sind. So neu und cool kann eine Disco gar nicht sein, dass sie im Sommer gegen die großen und sehr präsenten Feste ankommt. Somit war das Empire zwei Monate nach der Eröffnung schon pleite. Wir haben eine Chance gesehen und den Betrieb saniert. Nach einem halben Jahr haben mich die Burschen dann gefragt, ob ich nicht die kaufmännische Verantwortung übernehmen möchte, und so bin ich hineingewachsen. Ich habe mich dann auch rasch am Unternehmen beteiligt und das war sozusagen der Beginn, woraus später unsere nach(t)leben-Gruppe mit insgesamt neun Betrieben entstanden ist.
Was taugt Ihnen an diesem Bereich besonders?
Ich bin kein typischer Gastronom, weil ich ja aus dem Bankenbereich komme. Aber ich habe schnell gesehen, dass man viel bewegen kann. Es gibt viele Visionäre in dieser Branche, die operativ unheimlich gut sind, aber sich entweder nicht mit den Zahlen beschäftigen können oder nicht wollen. Speziell in den Anfängen, wenn man noch keine Reputation hat, ist es wichtig, dass die Finanzierung Hand und Fuß hat. Dieses typische „Ein bissl was wird finanziert, und der Rest wird schon irgendwie gehen“ hat es bei uns nie gegeben. Ich habe immer darauf geachtet, dass wir finanziell gut aufgestellt sind und Rücklagen gebildet werden, sobald Gewinne erwirtschaftet wurden. Das war immer unsere Philosophie, mit der wir bisher sehr gut gefahren sind.
Ich bin kein typischer Gastronom,
Robert Bremmer
weil ich aus dem Bankenbereich komme.
Das neueste Lokal Ihrer Gruppe heißt „Tante Kaethe“ und ist das Restaurant im neuen Blau-Weiß-Stadion in Linz. Wie zufrieden sind Sie mit den ersten Wochen nach der Eröffnung?
Wir sind sehr zufrieden. Vor allem das VIP-Opening mit mehr als 800 Gästen war bombastisch, das werden wir nächstes Jahr hoffentlich bei der Eröffnung unseres Gastgartens wiederholen. Wir haben schon extrem viele Anfragen für Weihnachtsfeiern, das freut uns sehr. Auch mit den Fußballspielen hat es sich schon gut eingespielt, da hatten wir immer volles Haus. Was mich besonders freut, und das sage ich natürlich nicht ohne Stolz: Die Leute sind sowohl vom Lokal als auch von der Küche und unseren Mitarbeitern sehr begeistert. Wobei die Gäste natürlich nicht sehen, welch gewaltigen Aufwand wir im Hintergrund betreiben. Da kommt uns unsere jahrelange Erfahrung im Gastro-Bereich zugute, trotzdem gibt es immer wieder Dinge, die man nicht vorhersehen kann. Wir hatten zum Beispiel zwei Tage vor der Eröffnung noch mit einem Wasserschaden zu kämpfen, da bin ich wirklich kurz davor gewesen, alles abzusagen. Ein Projekt dieser Größenordnung kann man nur umsetzen, wenn man selbst über eine gewisse Größe und jahrelanges Know-how verfügt, ansonsten geht man unter. Diese Erfahrung bekommt man nur mit den Jahren und auch das Wissen, dass es immer einen Weg gibt. Ganz nach dem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht!
Viele Gasthäuser haben seit Corona zugesperrt, bei euch ist das Gegenteil der Fall. Ihr expandiert und habt mit dem „Taurum“ in Freistadt und „Tante Kaethe“ in Linz gerade erst zwei Lokale eröffnet. Was ist euer Erfolgsrezept?
Wir haben immer gut gewirtschaftet, darum kommen wir auch durch schwierige Phasen besser als vielleicht andere Betriebe. Außerdem lautet unsere Philosophie: Stillstand bedeutet Rückschritt. Ich habe in Linz schon lange nach einem Standort mit der Möglichkeit für einen lässigen Gastgarten gesucht – und beim neuen Stadion an der Donau endlich gefunden. Darum freue ich mich auch schon sehr auf die Eröffnung des Gastgartens im nächsten Jahr. Auf den Plänen habe ich mir das alles nicht so gut vorstellen können. Dass es so großartig geworden ist, hat mich selbst überrascht (lacht).
Man hat das Gefühl, Sie sind selbst der größte „Tante Kaethe“-Fan?
(lacht) Ja, das bin ich wirklich! Wir sind hier einfach so vielseitig und dennoch kalkulierbar aufgestellt. Wir haben den Gastgarten und im Obergeschoß, wo sich auch der VIP-Bereich befindet, gibt es eine große Terrasse mit einem tollen Ausblick. Wir haben auch viel Platz für Seminare und Firmenfeiern. Und wenn das Wetter nicht passt, können wir einfach nach drinnen ausweichen. Mit diesem Lokal können wir richtig Gas geben.
Was macht für Sie grundsätzlich ein gutes Lokal aus?
Für mich ist das Wichtigste, dass ich mich in einem Lokal wohlfühle. Dazu braucht es eine gemütliche Atmosphäre, eine gute Küche – für mich am liebsten gutbürgerlich – zu einem vernünftigen Preis und freundliche Mitarbeiter, die sich um die Gäste bemühen. Gutes Personal ist sehr wertvoll und mit Abstand das Wichtigste. Wenn man mit einem Lächeln bedient wird, macht das auch den einen oder anderen Fehler wett, der immer passieren kann.
Eure nach(t)leben-Lokale, wie das Evers und das Empire, sind seit vielen Jahren sehr erfolgreich. Discos nicht in Linz, sondern am Land zu eröffnen – waren Sie davon überzeugt, dass das funktionieren wird, oder war es auch ein gewisses Wagnis?
Ein gewisses Risiko muss man immer einkalkulieren. Beim Evers in Unterweitersdorf war es so, dass ich an diesem Standort immer vorbeigefahren bin und gewusst habe: Dort will ich eine Disco eröffnen. Also habe ich mit dem Bürgermeister gesprochen und nachdem der Gemeinderat sein Okay gegeben hat, haben wir mit dem Bau begonnen. Das war Ende 2006 und nach anfänglichen Schwierigkeiten hatten wir im November 2007 Mickie Krause zu Gast, und ab diesem Zeitpunkt ist es richtig gut gelaufen. Man muss allerdings schon sagen, dass wir die Auswirkungen von Corona besonders in den Nachtlokalen immer noch spüren.
Sind die Leute nicht mehr so hungrig auf Party?
Doch, das sind sie durchaus, allerdings haben viele junge Leute während Corona – sagen wir – den Charme von Garagen- und Kellerpartys entdeckt. Jene Jahrgänge, die in dieser Zeit mit dem Fortgehen begonnen hätten, aber nicht durften, haben keine Discos gesehen und das Feiern deshalb ganz anders kennengelernt. Da ist in den Köpfen etwas hängengeblieben, und wir sagen immer, dass sie diese Art des Feierns erst noch lernen müssen.
Gehen Sie selbst auch noch gern feiern oder wissen Sie mittlerweile die gemütliche Couch daheim zu schätzen?
Ich mag es mittlerweile schon gern gemütlich. Vor allem in den eigenen Lokalen hat ein Besuch wenig mit Entspannung zu tun, weil ständig jemand mit einem Anliegen kommt – sowohl Mitarbeiter als auch Gäste. Aber es ist ein sehr erhebendes Gefühl, zu sehen, was man geschafft hat. Darüber freue ich mich immer wieder. Umgekehrt ist es allerdings dasselbe! Wir haben genauso Misserfolge. Unser Lusthouse in Haag haben wir zum Beispiel im Sommer zusperren müssen, weil es sich nicht mehr gerechnet hat. Das tut schon auch weh, aber im Nachhinein gesehen war es die beste Entscheidung.
Besonders in den Anfangsjahren muss man definitiv bereit sein, mehr zu leisten.
Robert Bremmer
Sie sind sehr erfolgreich mit dem, was Sie tun. Wie hart haben Sie für diesen Erfolg arbeiten müssen? Muss man bereit sein, die berühmte Extra-Meile zu gehen und einfach mehr zu leisten als andere?
In den Anfangsjahren muss man definitiv bereit sein, mehr zu leisten. Ich habe sieben Tage die Woche gearbeitet und überall angepackt, wo Not am Mann war. Ich habe genauso Kloschüsseln ausgewechselt, wenn sie kaputt waren, und Lichtschlangen aufgehängt. Das war wirklich eine harte Zeit, aber es gehört einfach dazu. Und ich bin mir auch heute für nichts zu schade. In den Tagen vor der Eröffnung von „Tante Kaethe“ habe ich auf der Baustelle genauso auch Müllcontainer herumgeschoben und zusammengekehrt. Wichtig ist, dass man immer eine Vision hat, denn ohne Visionen geht es nicht. Und dass man Mitarbeiter und Partner hat, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann. Viele unserer Mitarbeiter sind schon lange dabei. Wir sind gemeinsam gewachsen und mittlerweile eine eingeschweißte Truppe.
Was ist Ihre größte Stärke?
Eindeutig der kaufmännische Bereich, allerdings bin ich im Lauf der Jahre auch als Mensch sehr gereift. Es klingt ein bisschen pathetisch, aber ich bin tatsächlich weiser und ruhiger geworden (lacht). Während mir früher schon mal der Kragen geplatzt ist, wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt habe, weiß ich heute – durch die jahrelange Erfahrung –, dass sich alles handeln lässt, und ich kann gelassen bleiben. Zu meinen Stärken würde ich deshalb auch meinen wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitern und Partnern zählen.
Nach vielen Jahren in Wien und Linz sind Sie mittlerweile im Mühlviertel daheim. Was gefällt Ihnen an diesem Fleckerl Erde besonders?
Ich bin ein gebürtiger Münzbacher und somit ist das Mühlviertel für mich schon immer ein besonderes Fleckerl. Ich bin hier aufgewachsen und mag die Leute, weil hier noch Handschlagqualität zählt. Unterweitersdorf ist für mich in vielerlei Hinsicht perfekt: Es verbindet die Nähe zur Stadt mit den Vorteilen des Lebens am Land. Ich fühle mich hier sozial gut eingebettet und es haben sich viele Freundschaften entwickelt. Wir haben die schönsten Routen zum Spazierengehen und Radfahren direkt vor der Haustür. Und was mir natürlich auch taugt, ist die zentrale Lage inmitten unserer Betriebe, sodass ich in keinen Betrieb besonders weit fahren muss.