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Porsche im Test

Zwei Porsche Cayenne-Modelle im Redaktionstest

6 Min.

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Für gewöhnlich testet an dieser Stelle unser Herausgeber Josef Rumer die neuesten Autos der Premiumklasse. Beim Porsche Cayenne hatte er allerdings das Nachsehen. Den formschönen Luxus-SUV wollte auch unsere Redakteurin Nicole Madlmayr fahren – weshalb wir uns beim Porsche Zentrum Oberösterreich kurzerhand zwei Cayenne zum Testen geholt haben. Einmal das klassische SUV-Modell und einmal das markante Coupé. 

Der Porsche Cayenne vereint alles, was man sich von einem Auto wünscht. Zum einen ist er formschön, sportlich und hat Stil. Darum fällt er auch auf, ohne dabei einen Moment lang aufdringlich zu wirken. Auf der anderen Seite zeigt er sich als Luxus-SUV praktisch, zuverlässig und äußerst komfortabel. Er umhüllt unsere beiden Testfahrer wie ein Kokon und bringt sie sicher durch den morgendlichen Stau rund um die Landeshauptstadt, zum Interviewtermin ins Salzkammergut oder für einen Kurztrip in die Südsteiermark. 

Und das Beste ist: Der Cayenne fährt sich wie ein echter Sportwagen – mit kraftvollem Antritt und agilem Kurvenverhalten. „Besonders im Sport- und Sport-Plus-Modus kann es passieren, dass man vergisst, in einem SUV zu sitzen“, zeigt sich auch Herausgeber Josef Rumer beeindruckt. Zwischen Reisekomfort und Performance wird der Luxuswagen damit zum Allrounder auf höchstem Niveau. 

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Herausgeber Josef Rumer im Cayenne E-Hybrid ©Thom Trauner

Vom Versuch zum Erfolgsmodell

Der Cayenne ist übrigens jenes Modell aus Zuffenhausen, das seit Jahren für die höchsten Absatzzahlen sorgt – und das, obwohl er bei seiner Erstvorstellung im Jahr 2002 von vielen Seiten erst einmal belächelt wurde. Ein Wagen fürs Gelände aus dem Hause Porsche? Das hat die Vorstellungskraft so mancher überstiegen. Doch der Cayenne hat alle Zweifler eines Besseren belehrt und bewiesen, dass ein SUV auch ein Sportler sein kann. Heute ist er eines der Luxusmodelle im SUV-Segment und mit einem Verkaufsanteil von 31 Prozent im Vorjahr das wichtigste Modell von Porsche. Damit ist eingetreten, was Ferry Porsche bereits 1989 vorausgesagt hatte: „Wenn wir ein Geländefahrzeug nach unseren Qualitätsvorstellungen bauten, und vorne steht Porsche drauf, würde es auch verkauft.“ 

Dabei war die Entscheidung, einen SUV auf den Markt zu bringen, in den 90er-Jahren aus der Not heraus getroffen worden. Damals befand sich das Unternehmen in einer der größten wirtschaftlichen Krisen seiner Geschichte: Man schrieb rote Zahlen und lieferte im Geschäftsjahr 1991/92 lediglich knapp 23.000 Fahrzeuge aus. Mit dem 1996 eingeführten Boxster begann Porsche, sich aus diesem Tief herauszumanövrieren. Doch dem Management war klar, dass das für eine nachhaltig gesicherte Zukunft nicht reichen würde. Also beschloss man, statt des ebenfalls in Erwägung gezogenen Vans einen Geländewagen zu konstruieren – und zu dieser Entscheidung kann man der damaligen Porsche-Führung auch heute nur gratulieren. Ein Van mit Porsche-Logo hätte niemals so verdammt cool werden können wie der Cayenne.

Umfangreiches Facelift

Jetzt hat man dem Erfolgsmodell ein umfangreiches Facelift gegönnt. Während unsereins von solch massiven Eingriffen dringend abzuraten ist, steht dem Cayenne sein neues Erscheinungsbild ganz ausgezeichnet. Nachgeschärft wurde am gesamten Wagen – für einen besonders expressiven und athletischen Ausdruck, wie es von offizieller Seite heißt. In der Praxis bedeutet es: An der Front wurden Scheinwerfer, Kotflügel und Schürzen adaptiert, auch die Motorhaube ist flacher und länger. Am schon immer schönen Heck rutscht das Kennzeichen nach unten, die einzelnen Buchstaben des Porsche-Schriftzugs kommen so perfekt zur Geltung. Wir finden die neue Optik durch und durch stimmig. Wobei das Coupé durch die flacher abfallende Dachlinie sportlicher und markanter wirkt als das klassische SUV-Modell. Wofür man sich entscheidet, ist reine Geschmackssache, denn beim Kofferrraumvolumen unterscheiden sie sich um nur 30 Liter. Dass die Rundumsicht im Coupé zwangsläufig weniger gut ist, sei der Form halber dazu gesagt.

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Das Facelift ist sehr umfangreich ausgefallen. Nachgeschärft wurde an allen Seiten, am formschönen Heck ist unter anderem das Kennzeichnen nach unten gerutscht. © Thom Trauner

Neue Scheinwerfer als Highlight

Ein weiteres Highlight – und das betont auch Markenleiter Oliver Hacker vom Porsche Zentrum Oberösterreich – sind die HD-Matrix LED-Scheinwerfer. Deren innovative Technik sorgt mit zwei hochauflösenden Modulen und mehr als 32.000 Pixel pro Scheinwerfer für ein exaktes, schnelles und pixelgenaues Ausblenden von anderen Verkehrsteilnehmern und somit für blendfreies Fernlicht. Erkennt das System bei aktiviertem automatischem Fernlicht keine vorausfahrenden oder entgegenkommenden Fahrzeuge, schaltet es das Zusatzfernlicht zu. Dieser Modus erhöht die Lichtmenge von 1.400 auf 2.500 Lumen. Dann ist der Cayenne in der Lage, die Fahrbahn über eine Distanz von bis zu 600 Metern auszuleuchten. Die Schweinwerfer sind optional zu haben, doch dieses Investment zahlt sich definitiv aus, weil man damit bei Dunkelheit sicherer und entspannter unterwegs ist.  

Porsche durch und durch

Wo Porsche draufsteht, ist natürlich auch Porsche drinnen. Wir haben in beiden Varianten das E-Hybrid-Modell getestet. Dieses kommt mit insgesamt 470 PS Systemleistung daher, die aus einem Sechszylindermotor und einem 176 PS-starken Elektromotor gespeist wird. Ausgerüstet mit einer auf 25,9 kWh Kapazität vergrößerten Hochvoltbatterie ist – je nach Ausstattung und Fahrweise – eine rein elektrische Reichweite von bis zu 90 Kilometern möglich. Alle Varianten sind übrigens mit einer überarbeiteten Achtgang-Tiptronic S ausgestattet. Das Automatikgetriebe sorgt mit verkürzten Reaktions- und Schaltzeiten in den Modi Sport und Sport Plus für eine spürbar verbesserte Performance. Im Normal-Modus hingegen optimiert das Getriebe die Effizienz des Antriebs. Dann geht es zügig in den nächsthöheren Gang, um Kraftstoff zu sparen. 

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Der Porsche Cayenne hat sich seit seiner  Einführung im Jahr 2002 zum absoluten Erfolgsmodell entwickelt. © Thom Trauner

Die inneren Werte

Alles neu lautet das Motto im Cockpit. Es umfasst erstmals ein voll digitales, freistehendes Kombiinstrument im Curved Design. Optional gibt es ein Head-up-Display, das wir uns in diesem Luxussegment serienmäßig wünschen würden. Der Beifahrer hat im neuen Cayenne einen besonders guten Überblick. Für ihn gibt es ein eigenes 10,9 Zoll großes Display, auf dem Performancedaten angezeigt werden können und man einen separaten Zugriff auf die Bedienung des Infotainmentsystems hat. Damit der Fahrer dadurch nicht abgelenkt wird, kommt eine spezielle Technologie zum Einsatz, die dafür sorgt, dass das Display aus der Sicht des Fahrers immer schwarz bleibt.  

Selbstredend, dass das Ambiente im Innenraum gewohnt luxuriös ist. Die Materialien sind hochwertig, die Sitze ausgesprochen bequem und die verschiedenen Funktionen lassen sich intuitiv über den großen Touchscreen bedienen. Besonders fein: Einige Funktionen, wie Klimaanlage, Sitzheizung und -lüftung, kann man auch manuell über Schalter steuern. Darüber freut man sich vor allem während der Fahrt, wenn man nicht auf dem Touchscreen herumsuchen muss.

Daten & Fakten

Den Porsche Cayenne mit 353 PS gibt es ab 119.000 Euro (Coupé ab 124.110 Euro).
Der Cayenne E-Hybrid mit einer maximalen Systemleistung von 470 PS ist ab 106.214 Euro
zu haben, das Coupé ab 109.220 Euro. Beim Cayenne S sind ein Vierliter-V8-
Biturbomotor und 474 PS an Bord. Dieses Modell kostet ab 150.980 Euro,
das Coupé gibt es ab 157.982 Euro.

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