„Nur über die schlechten Tage kommst du wieder zu den guten“
Dominic Thiem will wieder in Topform kommen und sein bestes Tennis spielen. Denn dann kommt auch das Ranking in der Weltrangliste von ganz allein, wie er sagt.
Bei den „Danube Upper Austria Open“ in Mauthausen war für den Publikumsmagneten aus Lichtenwörth im Halbfinale Schluss.
Fotos: Chiara Milo, APA/Werner Kerschbaummayr
Er war der Superstar und Publikumsmagnet bei den „Danube Upper Austria Open“ in Mauthausen: Dominic Thiem, ehemaliger Weltranglisten-Dritter und Sieger der US Open. Nach seiner Handgelenksverletzung ist er immer noch dabei, sich wieder an die Weltspitze zurückzukämpfen. Wir haben mit dem 29-Jährigen über Kritik, seine neue Sonnenbrillen-Kollektion und einsame Momente im Spitzentennis gesprochen.
Sie haben kürzlich eine eigene Sonnenbrillen-Kollektion gelauncht. Warum ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen?
Ich war immer schon ein großer Fan von Sonnenbrillen, früher habe ich sogar mit Sonnenbrillen Tennis gespielt. Was mich aber auch interessiert hat, war zu sehen, wie es ist, eine eigene Marke auf den Markt zu bringen, was alles dazugehört, wie viel Arbeit dahintersteckt. Es ist ein sehr interessantes Projekt und ich hoffe, die Leute haben genauso viel Freude mit dem Produkt wie ich.
Die Modelle tragen die Namen 14, 09, 20 und 27 – angelehnt an Ihren bislang größten Erfolg, den Sieg der US Open. Wie geht es Ihnen, wenn Sie an diesen Sieg zurückdenken?
Genau, ergänzend dazu haben wir auch das Saitenbild vom originalen Schläger, mit dem ich den Matchball gewonnen habe, in den Brillenrahmen gelasert. Das war eine echte Herausforderung, denn wir mussten die Saite abfotografieren und mithilfe eines Computersystems dann in den Rahmen lasern. Immer, wenn ich an diesen Tag zurückdenke, kommen unglaubliche Gefühle von Glück und Erleichterung auf und dass ich auf meine Leistung extrem stolz sein kann.
Sie arbeiten immer noch am Comeback nach Ihrer Handgelenksverletzung. Was haben Sie sich für dieses Jahr vorgenommen? Welche Platzierung in der Weltrangliste ist realistisch?
Mein Ziel dieses Jahr ist es, definitiv wieder in Topform zu kommen, ich habe mir eigentlich kein Ranking-Ziel gesetzt. Ich will, dass ich wieder unglaublich gut Tennis spiele – und das schaffe ich nur, wenn ich jeden Tag hart arbeite. Wenn ich das durchziehe und wieder in Topform komme, dann kommt das Ranking von allein.
Seit Ihrer Verletzung mussten Sie sich viel anhören und viel Kritik einstecken. Auch Profisportler sind (nur) Menschen – prallt so etwas tatsächlich an einem ab oder bleibt immer auch ein bisschen was an einem hängen?
Ich lese keine Artikel über mich, genauso wenig lese ich Kommentare. Als ich jünger war, habe ich fast jeden Artikel über mich gelesen, aber das ist einfach nicht gut. Und ich würde schon auch sagen, dass man über die Jahre ein dickes Fell bekommt.
Traumpaar privat und im Business:
Dominic Thiem und seine Freundin Lili Paul-Roncalli als Testimonials seiner neuen Sonnenbrillen-Kollektion.
Wie schwierig ist es für Sie gewesen, in dieser Phase trotzdem an sich und Ihre Fähigkeiten zu glauben?
Natürlich hat man Zweifel und man braucht seine Zeit, bis man einen Weg findet, aus seiner eigenen Krise hinauszukommen. Man darf niemals aufgeben und muss ehrlich zu sich selbst sein. Man muss Wege finden, sich wieder zu verbessern, und ich denke, dass ich jetzt auf einem guten Weg bin.
Nach Ihrem Match gegen Stefanos Tsitsipas beim Turnier in Madrid hat es endlich wieder positive Stimmen von allen Seiten gegeben. Auch Sie selbst wirken viel zuversichtlicher als noch vor wenigen Monaten. Worauf bauen Sie im Moment auf, dass es wieder bergauf gehen darf?
Ich habe wieder die Liebe zum Sport gefunden, sehe es jetzt aber auch mehr als Beruf. Nicht jeder Tag ist perfekt, manchmal hast du auch schlechte Tage dabei. Das musste ich realisieren und ich musste auch einsehen, dass das ganz normal ist. Nur über schlechte Tage kommst du wieder zu den guten. Natürlich hilft es auch, dass ich wieder Matches gewonnen habe, und jetzt muss ich schauen, dass ich mich stetig steigere.
Nicht jeder Tag ist perfekt, manchmal hast du auch schlechte Tage dabei. Das musste ich realisieren, und ich musste auch einsehen, dass das ganz normal ist.
Tennis bestimmt schon seit vielen Jahren Ihr Leben. Was ist für Sie noch immer das Faszinierende an dieser Sportart?
Tennis ist einfach Teil meines Lebens! Ich mache diesen Sport schon so lange, da baut man eine ganz bestimmte Beziehung auf. Ich habe mit diesem Sport so viel erreicht. Er hat mir extrem viel gegeben, dafür bin ich auch dankbar.
Der australische Tennisspieler Nick Kyrgios hat in einer Doku gesagt, dass Spitzentennis ein sehr einsamer Sport sei. Unter anderem, weil man monatelang unterwegs und von seiner Familie getrennt ist. Können Sie das nachvollziehen?
Das kann ich unterstreichen. Speziell in jüngeren Jahren, wenn man gerade auf die Tour kommt, hat man einige einsame Stunden. Man lernt aber auch extrem viele Menschen kennen und dadurch habe ich mittlerweile viele Freunde auf der ganzen Welt.