Einer kommt, einer geht

Mit 1. Juni übernahm Rudolf Eder (47) im Bankhaus Spängler die Leitung der Niederlassung in Linz. Der Ennser folgt in dieser Position dem langjährigen Oberösterreich-Leiter Johann Penzenstadler (63) nach, der mit Ende Juni in den Ruhestand treten wird. Wie der Generationenwechsel in der Bank gemanagt wird, haben wir vom „alten“ und vom „neuen“ Leiter erfahren.

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© Thom Trauner

Egal, ob im Familienbetrieb oder in Unternehmen allgemein – die Regelung der Nachfolge sollte niemals auf die lange Bank geschoben werden. Wer könnte das besser wissen als die Expertinnen und Experten im Bankhaus Spängler? Das im Jahr 1828 gegründete Haus befindet sich nach wie vor im Familieneigentum, die Familie Spängler ist in der 7. Generation in der Bank tätig. In dieser langjährigen Geschichte wurden Generationenwechsel, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche dank einer klaren Eigentümervision erfolgreich gemeistert. Diese Expertise ist der Schatz, den die Experten und Expertinnen vom Bankhaus Spängler gerne an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben. Unter dem Claim des Traditionshauses „Best in Family Banking“ werden seit mehr als 25 Jahren Unternehmerfamilien dabei beraten und begleitet, ihre Zukunft bestmöglich zu gestalten. Kein Wunder also, dass auch der Generationenwechsel im Bankhaus Spängler am Hauptplatz in Linz vorbildlich vonstattengeht. Wir haben mit dem „alten“ und dem „neuen“ Leiter gesprochen.  

Herr Penzenstadler, 2007 haben Sie die Leitung der Niederlassung vom Bankhaus Spängler am Linzer Hauptplatz übernommen. Seither hat sich das verwaltete Vermögen von 120 Millionen auf gut 1,3 Milliarden Euro verzehnfacht. Sie gehen also am Zenit Ihrer Karriere in den Ruhestand. Wie geht es Ihnen? 
Johann Penzenstadler: Es geht mir gut, aber natürlich gehe ich auch mit Wehmut. Gut geht es mir, weil wir mit meinem Nachfolger Rudolf Eder jemanden gefunden haben, der wie ich mit Leib und Seele Banker ist – und obwohl das Loslassen gar nicht so einfach ist, ist es für mich der richtige Zeitpunkt zu gehen. Das ist wie bei einem guten Essen: Man soll aufhören, wenn es am besten schmeckt (lacht). 2022 schrieb die Gesamtbank das erfolgreichste Jahr in der fast 200-jährigen Geschichte. Unsere Niederlassung in Linz erwirtschaftete Betriebserträge von rund sieben Millionen Euro und trug damit rund 13 Prozent zum Gesamtergebnis der Bank bei – das macht mich schon sehr demütig.  

Der Claim des Bankhaus Spängler lautet „Best in Family Banking“.  Ein großes Thema dabei ist die Unternehmensnachfolge. Nun vollzieht das Bankhaus in Linz einen Generationswechsel, was war Ihnen dabei wichtig? 
Ganz wichtig war mir, dass wir bei diesem Nachfolgeprozess genauso vorgehen, wie wir es unseren Kundinnen und Kunden raten – vor allem rechtzeitig! Ich habe meine Entscheidung, in Pension zu gehen, bereits vor knapp drei Jahren dem Vorstand mitgeteilt. Ein paar Monate später haben wir dann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert. Beim gesamten Prozess wurden wir von externen und internen Experten und Expertinnen begleitet und haben uns zusätzlich einen Profi für die Nachfolgesuche geholt. In einer viermonatigen Übergangsphase sind mein Nachfolger Rudolf Eder und ich nun gemeinsam aktiv.  

Wie darf man sich diese viermonatige Übergangsphase vorstellen? 
Wir sind bei unseren Kundinnen und Kunden quer durch ganz Oberösterreich unterwegs und ich versuche, meinem Nachfolger alles, was er sich mitnehmen will, auch mitzugeben. Er kann gerne auf mein Know-how und meine Erfahrung zurückgreifen, aber natürlich wird und soll er seinen eigenen Weg gehen.  

© Thom Trauner

Was war Ihnen in den vergangenen 16 Jahren das Wichtigste? 
Das Wichtigste waren für mich immer die Kundinnen und Kunden, denn von ihnen leben wir. Dabei ist es essenziell, die Kunden und Kundinnen abzuholen, mitzunehmen und ihnen einen Mehrwert zu bieten. Ganz wichtig war mir aber auch das Team. Als ich die Leitung im Bankhaus Spängler in Linz übernommen habe, waren wir sechs Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und hatten ein zu verwaltendes Vermögen von 120 Millionen Euro. Heute besteht das Team aus 18 Personen und das verwaltete Vermögen konnten wir auf knapp 1,3 Milliarden steigern. Das geht nur, wenn man an einem Strang zieht.  

Was wird den Kundinnen und Kunden beim „Family Management“ angeboten? 
Wir haben eigene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die speziell in diesem Bereich ausgebildet sind und Familien dabei unterstützen, aus einer neutralen Perspektive auf ihr Unternehmen hinsichtlich Nachfolge zu blicken. Den Österreichischen Kodex für Familienunternehmen haben wir bereits vor 20 Jahren entwickelt und erst vor Kurzem wieder aktualisiert. Auch Unternehmen aus Oberösterreich haben mitgewirkt. Der Familienkodex ist ein Übereinkommen, an dem sich das Handeln aller Familienmitglieder orientiert und einen Konflikt erst gar nicht aufkommen lässt. Als unabhängige Moderatoren erstellen wir gemeinsam mit den Familien den Kodex. Da geht es zum Beispiel darum, wer kann/will die Firma übernehmen, wer kommt ins Management, wie geht man mit Ehepartnern von Kindern um und so weiter.  

Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg? 
Einen Rat per se habe ich nicht. Ich bin einfach – wie viele Oberösterreicher – sehr authentisch und geradlinig. Was ich jetzt schon merke, ist, dass Rudi aus demselben Holz geschnitzt ist.  

© Thom Trauner

Herr Eder, Sie waren mehr als 20 Jahre in verschiedenen Positionen bei renommierten Banken tätig, zuletzt als stellvertretender Leiter des Geschäftsbereichs „Privat Bank” in der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Was war Ihnen bei der Entscheidung zu wechseln wichtig? 
Rudolf Eder: Das Bankhaus Spängler ist in Österreich eine renommierte Marke mit einer langen Tradition und sehr solider Eigentümerstruktur. Angesichts dieses Hintergrundes konnte ich mir sehr gut vorstellen, dort zu arbeiten. Bei der Entscheidung war mir auch wichtig, dass es sich um eine Vollbank mit klarem Fokus auf vermögende Privatpersonen, Familienunternehmen und Privatstiftungen handelt. Besonders reizvoll war für mich die Kombination von Private Banking, Finanzierung und Family-Management-
Dienstleistungen, welche das Bankhaus aus einer Hand anbietet. Das ist so in Oberösterreich einmalig.   

Sie treten in große Fußstapfen, ist das nicht doch ein gewisser Druck? 
Druck ist es keiner, eher ist es eine Demut. Ich übernehme ein sehr gut bestelltes Haus und trage die Verantwortung für 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um im Bild zu bleiben, durfte ich in den vergangenen vier Monaten noch in den Fußstapfen von Hans mitlaufen. Nun geht es darum, meine eigene Handschrift einzubringen. Der Generationenwechsel betrifft ja nicht nur uns, sondern auch viele Unternehmerinnen und Unternehmer in Oberösterreich. Diese Generation zu erreichen und zu begleiten ist ein erstes großes Ziel von mir. 

Wo geht bei diesem Generationenwechsel die Reise hin? Und was sind Ihre weiteren Pläne für den Standort OÖ? 
Diese Generation ist digitaler und sehr gut informiert, dennoch spielt das persönliche Gespräch auf Augenhöhe eine wichtige Rolle. Es ist die Kombination Mensch und Technik, die entscheidend ist. Eine persönliche Beratung muss für dieses Klientel einen echten Mehrwert bieten und da sind wir mit unseren erfahrenen und bestens ausgebildeten Beratern und Beraterinnen sehr gut aufgestellt. Spängler war übrigens die erste Bank, die eine digitale Vermögensverwaltung auf den österreichischen Markt gebracht hat. Zu den weiteren Plänen: Das Bankhaus Spängler ist vor allem im oberösterreichischen Zen-
tralraum sehr bekannt. In Zukunft möchten wir unser Geschäft auch in den anderen Regionen in Oberösterreich weiter ausbauen. Potenzial ist mehr als genug vorhanden, das sieht man an der Anzahl an erfolgreichen Unternehmen, wenn man beispielsweise von Linz nach Ried im Innkreis fährt.  

Wie sind Sie im Bankhaus Spängler angekommen? 
Ich nehme diese Übergangsphase extrem positiv wahr. Sehr professionell und strukturiert. Sowohl in Linz als auch in unserem Stammhaus in Salzburg spüre ich eine große Wertschätzung. Daran merkt man das Familienunternehmen. Was absolut nicht selbstverständlich ist und was ich sehr schätze, ist, dass mein Vorgänger ein offenes Buch ist. Wir haben eine sehr ehrliche Kommunikation, wenn es gut läuft, aber auch, wenn es nicht so gut läuft. Unsere Beziehung ist sehr partnerschaftlich auf Augenhöhe, das werde ich sicher vermissen.  

Wie werden Sie Ihre neue Rolle anlegen? 
Ich bin grundsätzlich ein Teamplayer. Mir als Führungskraft ist ganz wichtig, den einzelnen Leuten Wurzeln und Flügel zu geben. Wurzeln in der Hinsicht, dass sie sich wohlfühlen, gerne in die Arbeit kommen und auch bereit sind, die Extra-Meile zu gehen und sich in schwierigen Situationen auf mich verlassen können. Was die Flügel betrifft, sollen sie sich persönlich, aber auch als Team entfalten können. Das gesamte Team in Linz ist sehr gut aufgestellt. Sie sind fachlich und auch sozial sehr versiert, wie es sich für eine Privatbank gehört. Darüber hinaus sind sie auch menschlich schwer in Ordnung. Somit freue ich mich jeden Tag, in die Bank zu kommen.  

Info

Das Bankhaus Spängler wurde 1828 gegründet und ist die älteste Privatbank Österreichs. Aktuell sind an insgesamt neun Standorten mehr als 270 Mitarbeiter beschäftigt. Einer davon ist der Standort am Linzer Hauptplatz, den es nun seit mehr als 20 Jahren gibt. Das Kundenvolumen an Einlagen, Krediten und Wertpapieren des gesamten Bankhaus Spängler beträgt rund 9,7 Mrd. Euro, der Oberösterreich-Anteil liegt bei 13 Prozent.

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