Aristoteles to go

Mortimer J. Adler vereinfacht Philosophie

5 Min.

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Die Möglichkeit eines schnellen Kennenlernens der Erkenntnisse des großen Denkers und eine Ermutigung zum Nachdenken über grundlegende Fragen des Menschseins bietet der 2001 verstorbene amerikanische Philosoph Mortimer J. Adler mit seinem neu auf Deutsch erschienenen Buch „Aristoteles to go“ und zeigt damit einmal mehr, wie nützlich Philosophie sein kann. 

Zur Person

Mortimer J. Adler (1902–2001) war ein bedeutender amerikanischer Philosoph, Pädagoge und Autor. Er ist bekannt für seine Bemühungen, philosophische und intellektuelle Konzepte einem breiten Publikum zugänglich zu machen und komplizierte philosophische Inhalte für Laien verständlich darzustellen.

Adler spielte eine zentrale Rolle in der sogenannten „Great Books“-Bewegung, die darauf abzielte, klassische Texte der westlichen Philosophie und Literatur als Kernbestandteil der Bildung zu etablieren. Neben seiner intellektuellen Arbeit war er auch ein aktiver Verfechter einer Bildungsreform, die darauf abzielte, Philosophie und kritisches Denken zu einem Teil der allgemeinen Schulbildung zu machen.

Aristoteles: Der Denker aus Stagira

Aristoteles wurde 384 v. Chr. in Stagira, einem griechischen Dorf, geboren. Zunächst studierte er an Platons Akademie in Athen, wo er sich zu einem der herausragendsten, aber auch unbequemsten Schüler Platons entwickelte, da er viele seiner Lehren infrage stellte. Nach Platons Tod verließ Aristoteles Athen und ging an den makedonischen Königshof von Philipp II. Hier wurde er der Lehrer von Alexander dem Großen. Der Einfluss von Aristoteles auf Alexanders Weltanschauung und seine Regierungsführung war tiefgehend. Obwohl Aristoteles keine direkte Rolle in Alexanders militärischen Entscheidungen spielte, prägte seine Philosophie die Art und Weise, wie Alexander die von ihm eroberten Gebiete regierte.

Der Einfluss von Aristoteles auf Wissenschaft und Philosophie

Aristoteles gilt als einer der bedeutendsten Philosophen und Wissenschaftler aller Zeiten. Es gibt kaum ein Wissenschaftsgebiet, das nicht auf Aristoteles’ Ideen und Werke zurückgeht. Besonders seine Beiträge zur Logik, Metaphysik, Ethik und Naturwissenschaft beeinflussten die westliche und islamische Geistesgeschichte über Jahrhunderte hinweg. Auch wenn Aristoteles viele Entdeckungen der modernen Wissenschaften noch nicht kannte, war seine Fähigkeit, grundlegende Fragen des menschlichen Daseins zu durchdringen, revolutionär. Viele seiner Gedanken über Ethik, Politik und Natur sind bis heute relevant.

Alexander der Große: Aristoteles war der Lehrer des berühmten mazedonischen Eroberers (auf dem Bild: eine Alexander-Statue in Thessaloniki).© Shutterstock

Wissen vs. Meinung: Aristoteles‘ Erkenntnistheorie

Aristoteles unterschied streng zwischen Wissen und Meinung. Wissen, so meinte er, besteht aus notwendigen Wahrheiten – solchen, die unbestreitbar und immer wahr sind. Ein Beispiel für eine notwendige Wahrheit wäre die mathematische Erkenntnis, dass ein Ganzes immer größer ist als seine Teile. Im Gegensatz dazu sind Meinungen Aussagen, die wahr oder falsch sein können. Aristoteles sah wissenschaftliche und philosophische Schlussfolgerungen als Verallgemeinerungen aus Erfahrung, die durch rationale Überlegung und empirische Forschung gestützt werden. Diese Unterscheidung zwischen Wissen und Meinung hat in der heutigen Zeit, in der schnell gezogene Schlüsse oft als „Wahrheit“ präsentiert werden, an Bedeutung gewonnen.

Die Drei Dimensionen des Menschen

Für Aristoteles ist der Mensch mehr als nur ein physischer Körper. Er wird durch drei Dimensionen definiert: das Erschaffen, das Handeln und das Wissen. Diese Dimensionen spiegeln sich in den zentralen philosophischen Begriffen wider: das Schöne, das Gute und das Wahre. Das Erschaffen bezieht sich auf Kunst und Handwerk, durch die der Mensch Dinge von Schönheit erschafft.

Im Bereich des Handelns geht es um die moralische Dimension des Menschen: Als soziales Wesen trägt er Verantwortung für seine Taten, die entweder zu Glück oder Unglück führen. Die Suche nach Wahrheit und Erkenntnis bildet schließlich den Bereich des Wissens, das den Menschen als lernenden, wissbegierigen Individuum kennzeichnet. Diese drei Dimensionen sind miteinander verknüpft und bestimmen das gute Leben des Einzelnen.

Veränderung und Beständigkeit in der Natur

Aristoteles beobachtete, dass alles in der Natur sich verändert. Veränderung tritt in verschiedenen Formen auf: durch Ortsbewegung, Veränderungen der Eigenschaften, quantitative Veränderungen und schließlich durch das Entstehen und Vergehen. Letzteres bezeichnet Veränderungen, die sofort stattfinden, ohne dass Zeit vergeht – wie etwa der Moment des Entstehens eines neuen Lebens oder das Vergehen von etwas. Trotz dieser Veränderungen bleibt immer etwas Beständiges bestehen, sei es die Materie eines Gegenstandes oder die Erhaltung der Masse.

Wissen, Erfahrung und die Bedeutung des Planens

Für Aristoteles ist es wichtig, einen Plan für das Leben zu haben. Dieser Plan sollte auf das Streben nach Glückseligkeit oder Eudaimonia ausgerichtet sein. Aristoteles glaubt, dass das wahre Glück durch die richtige Kombination von äußeren und inneren Gütern erreicht wird: körperliche Gesundheit, materieller Wohlstand und seelische Erfüllung durch Wissen, Liebe und Beziehungen. Ein Leben ohne diese „Güter“ ist nach Aristoteles unvollständig.

Glückseligkeit und die Rolle der Tugend

Zentral für ein gutes Leben ist die moralische Tugend. Aristoteles lehrt, dass das richtige Handeln nicht nur von äußeren Umständen abhängt, sondern vor allem von inneren Gewohnheiten und Tugenden. Ein gutes Leben ist demnach nicht nur durch äußeren Erfolg geprägt, sondern vor allem durch die Fähigkeit, moralische und tugendhafte Entscheidungen zu treffen. Tugendhaft zu leben bedeutet, Entscheidungen zu treffen, die uns zu einem glücklichen und erfüllten Leben führen.

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Buchtipp

„Aristoteles to go“ bietet einen verständlichen und alltagstauglichen Überblick über die komplexen Gedanken des universalgelehrten Denkers. Eingeteilt in fünf Großkapitel ist das Buch als eine praktische Anleitung zur Anwendung der zentralen Prinzipien von Aristoteles‘ Philosophie im modernen Leben in alltäglichen Situationen zu verstehen.

Praktisch insofern, als es den Leser dazu befähigen soll, rationales Denken anzuwenden und weiterzuentwickeln, ethische Überlegungen anzustellen und logische Entscheidungsprozesse zu optimieren: Aristoteles lehrt uns, philosophisch zu denken, um alltägliche Dinge besser zu verstehen, und dass diese Fähigkeit für alle Menschen von Nutzen ist.

Mortimer J. Adler: „Aristoteles to go. Der leichte Zugang zu komplexen Gedanken“; Finanzbuch Verlag, ISBN 978-3-95972-762-4; € 19

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