So geht Selfcare
Redakteurin Linnéa Harringer zeigt praktische Tipps, die ihr geholfen haben, in herausfordernden Zeiten die Zuversicht nicht zu verlieren.
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Die vergangenen Jahre waren nicht einfach. Gefühlt schlittern wir von einer Krise in die nächste. Politische Konflikte, Kriege, Gewalt, weltweite Pandemie, Inflation, Umweltkatastrophen, Angriffskrieg in der Ukraine, nun auch noch die Horrorbilder vom Nahostkonflikt mit all ihren Konsequenzen … und nicht zuletzt die Klimakrise, die uns zu schaffen macht. Die Liste ist lang und der Weltschmerz kann richtig wehtun, überfordern und Angst vor der Zukunft machen. Wenn dann auch noch persönliche Schicksalsschläge, Trennungen, Jobverlust, Krankheiten oder Winterblues dazukommen, kann man schnell in eine persönliche Krise rutschen. Auswirkungen können Panikattacken, Schlaflosigkeit und depressive Verstimmungen sein. Wenn man da erst mal drin ist, fühlt man sich wie gelähmt.
Es ist okay, auch mal schwach zu sein. Wenn man sich so fühlt, ist es wichtig, sich selbst Raum zur Selbstfürsorge zu geben. Es ist okay, auch mal schwach zu sein und sich überfordert zu fühlen und Angst zu haben. Oft gar nicht so einfach, sich das zu erlauben, nicht wahr? Aber sich selbst die Erlaubnis zu geben, den eigenen Zustand anzunehmen, ist ein wichtiger Punkt, um aus einer Krise auch wieder rauszukommen.
Raum für Selfcare. Auch ich kenne das Weltschmerz-Thema nur zu gut, denn es hat mir lange den Schlaf geraubt. In dieser Zeit lernte ich, wie hilfreich es ist, sich auf das zu konzentrieren, was im eigenen Einflussbereich liegt, um einen konstruktiven Umgang mit den Zukunftsängsten zu finden. Geholfen hat mir unter anderem das Workbook „Meine Reise zu mir selbst“ der Linzer Bestsellerautorin Sabrina Fleisch. In diesem Buch bekommt man ein tiefes Verständnis für den Zusammenhang seiner Gedanken und Gefühle vermittelt und wird gleichzeitig mit vielen spannenden Übungen und Fragestellungen dazu angeregt, sich auf ein intensives Gespräch mit sich selbst einzulassen.
Stop Overthinking. Selbstfürsorge kann auch bedeuten, bewusst Pausen von belastenden Nachrichten einzulegen, sich mit positiven Menschen zu umgeben und Techniken wie Meditation oder Sport zu nutzen, um Stress abzubauen. Zusätzlich ist es sinnvoll, eine langfristige Perspektive einzunehmen. Denn Krisen sind oft Meilensteine für positive Veränderungen – global wie auch persönlich. Das Bewältigen einer psychischen Krise erfordert oft unterschiedliche Herangehensweisen. Hier teile ich einige Tools, die mir geholfen haben.
Tools, die helfen können
- First of all – Persönliche Grenzen setzen: Kriegsberichterstattung im Liveticker? Das kann einen richtig fertigmachen. Informieren Sie sich über aktuelle Ereignisse und Probleme, aber setzen Sie Grenzen, um nicht von negativen Nachrichten überwältigt zu werden. Finden Sie ein gesundes Gleichgewicht zwischen Informiertsein und Überlastung. Achten Sie darauf, was Ihnen gut tut!
- Suchen Sie sich professionelle Hilfe: Therapeutinnen und Therapeuten, Psychiaterinnen und Psychiater oder Coaches können dabei unterstützen, die Krise zu bewältigen. Ich weiß, diesen Schritt zu gehen, kann auch herausfordernd sein, aber trauen Sie sich. Es lohnt sich! 😉
- Reden Sie mit vertrauten Personen: Suchen Sie das Gespräch mit Freundinnen, Freunden, Familienmitgliedern oder vertrauenswürdigen Personen. Das Teilen von Gefühlen und Gedanken kann entlastend sein. That’s what friends are for!
- Selbstfürsorge: Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst. Gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung – am besten in der Natur – und Entspannungstechniken, wie Meditation oder Yoga, können helfen, sich zu erden. Ja, da muss man auch den inneren Schweinehund überwinden! 😉 Mein Tipp bei Schlafproblemen: Melatonin-Tee und eine konstante Abendroutine können wahre Wunder bewirken.
- Suche nach Ablenkung: Beschäftigen Sie sich mit Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten, wie Lesen, Musik, Kunst oder Sport. Ablenkung kann helfen, negative Gedanken zu unterbrechen und Sie gedanklich weg von der Zukunft und rein in den Moment zu holen. Mir haben hier Konzertbesuche wahnsinnig gut geholfen. 😉
- Handeln und aktiv werden: Finden Sie Möglichkeiten, aktiv an Veränderungen teilzuhaben. Das kann in Form von Freiwilligenarbeit, Spenden an Hilfsorganisationen oder dem Unterstützen von Petitionen und sozialen Bewegungen geschehen. Das Gefühl, ins Tun zu kommen, kann den Weltschmerz schon etwas lindern.
- Akzeptieren Sie Ihre Gefühle: Es ist okay, sich in einer Krise zu befinden. Erlauben sie sich, Ihre Gefühle anzunehmen, anstatt gegen sie anzukämpfen.
- Entwickeln Sie Bewältigungsstrategien: Identifizieren Sie, was in der Vergangenheit geholfen hat, Krisen zu bewältigen, und wenden Sie diese Techniken an. Das können Atemübungen, Achtsamkeitspraktiken oder das Führen eines Tagebuchs sein.
- Vermeiden Sie Selbstkritik: Seien Sie nachsichtig mit sich selbst. Kritik und Schuldgefühle können die Krise verschlimmern. Akzeptieren Sie, dass es einfach Zeiten gibt, in denen es schwierig ist.
Es ist wichtig zu verstehen, dass verschiedene Methoden für verschiedene Menschen funktionieren. Nicht alle Tipps werden gleichermaßen wirksam sein. Wenn die Krise anhält oder sich verschlimmert, suchen Sie bitte unbedingt professionelle Hilfe!
Im Talk
Die Linzerin Sabrina Fleisch ist psychosoziale Beraterin und ausgebildete Angst- und Stressbewältigungstrainerin. Neben Workshops in Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Vereinen bietet sie auch Beratungsgespräche zu Themen wie das Überwinden von Ängsten, Stressmanagement, Burnout-Prävention, Entspannungstechniken, Veränderung von Gewohnheiten sowie die Förderung eines glücklichen und zufriedenen Lebens an. Ihre Bücher, von denen einige Spiegel-Bestseller sind, zeichnen sich durch ihre praxisorientierte Ausrichtung aus.
Frau Fleich, wie geht man Ihrer Meinung nach am besten mit dem aktuellen Weltgeschehen und den damit verbundenen Ängsten um?
Wenn Ängste aufkommen, ist es wichtig, sie einmal zu würdigen, denn diese Gefühle dürfen da sein. Alles, was da ist, hat gute Gründe. Ich empfehle, den Fokus vermehrt auf sich selbst zu legen, da die Themen, die Angst machen, meistens im Außen sind. Auf das eigene Leben zu schauen und darauf zu achten, sich selbst etwas Gutes zu tun. Nachrichten, die die Stimmung runterziehen, sollte man reduzieren. Wir denken oft an das Worst-Case-Szenario, ohne zu wissen, ob es jemals eintreten wird. Unser Körper reagiert aber auf unsere inneren Bilder, die wir uns ausmalen. 99 Prozent der Sorgen, die wir uns machen, treten nie ein. Deshalb ist es wichtig, sich von den eigenen Gedanken zu distanzieren. Wertfrei von außen draufzuschauen und nicht jeden Gedanken komplett für wahr zu nehmen. Ein wichtiger Leitspruch dabei ist: Wir haben Gedanken, wir sind nicht unsere Gedanken. Wir haben Gefühle, aber wir sind nicht unsere Gefühle.
Mutmachbücher
Auch die Bücher von Andrea Weidlich machen Mut, sich mit seinen Themen zu beschäftigen. Darum geht es in ihrem neusten Werk: Immer wieder stehen wir uns mit unserem eigenen Denken selbst im Weg. Aber welche Geschichte erzählen wir uns, die wir für die Wahrheit halten? Neun Menschen machen sich auf den Weg in die Berge, um herauszufinden, wie sie sich von alten Denkmustern befreien können und was sie davon abhält, das Leben zu führen, das sie sich wirklich wünschen. Ein Buch über die die Macht der Gedanken und wie wir damit unsere Realität verändern, wenn wir beginnen, uns eine neue Geschichte zu erzählen.