Pflege daheim
Sonja Zauner, Leiterin der Caritas-Servicestelle Pflegende Angehörige, im Interview
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Im Alter von 67 Jahren erleidet Johann M. einen schweren Schlaganfall. Nach zwei Wochen auf der Stroke-Unit im Krankenhaus und einer Reha wird er nach Hause entlassen. Sein Sprachzentrum ist gestört und auch motorisch ist er beeinträchtigt. Pflege wird benötigt.
„Obwohl mein Mann großes Glück gehabt hat, ist nichts mehr wie vor dem Schlaganfall“, schildert seine Frau Hannelore. Vor allem vom Gemüt her hat sich der ehemals humorvolle und an allem interessierte Mann verändert, wodurch auch soziale Kontakte immer weniger wurden.
PFLEGE NACH SCHLAGANFALL
Dennoch ging das Paar viel im Wald spazieren und auch regelmäßige Besuche im Stammcafé waren möglich. Mit 78 Jahren verschlechterte sich der Zustand von Johann M. sukzessive, er konnte nur mehr mit Rollator gehen und auch die Körper-Pflege war sehr beschwerlich.
Hannelore traute sich kaum noch aus dem Haus, zu groß war die Angst, dass ihr Mann hinfallen könnte. Auch bei der 75-Jährigen ließen die Kräfte nach und nach einem Sturz war sie selbst auf eine Gehhilfe angewiesen.
Die Körperpflege ihres Mannes schaffte sie nur mehr mit Hilfe von Mobilen Pflegekräften und die ständige Sorge um ihren Mann machte sie körperlich wie auch psychisch fertig.
WARUM Auszeiten von der Pflege SO WICHTIG SIND
So wie Hannelore geht es vielen Menschen, weiß Sonja Zauner, die Leiterin der Caritas-Servicestelle Pflegende Angehörige in Oberösterreich. „Die meisten pflegenden Angehörigen stellen ihr eigenes Wohlergehen hinten an.
Dabei ist es wirklich wichtig, dass sie auch auf die eigene Gesundheit achten und kleine Auszeiten in ihren Alltag einbauen. Denn man kann nur gut für jemanden sorgen, wenn es einem selber gut geht“, so Zauner.
Aus ihrem Berufsalltag weiß sie, dass gerade für Frauen – 80 Prozent der pflegenden Angehörigen sind Frauen – oft das Wohlergehen anderer Familienmitglieder deutlich mehr im Fokus steht, als die eigenen Bedürfnisse. Hinzu kommt das schlechte Gewissen, weil viele Pflegende hohe Anforderungen an sich selbst stellen, die nicht (immer) erfüllbar sind.
Das Gefühl, die gesamte Last der Verantwortung zu tragen, kann unerträglich werden. Daher rät sie pflegenden Angehörigen zu regelmäßigen Auszeiten, damit auch die eigenen Bedürfnisse und die eigene Gesundheit wieder mehr in den Fokus rücken und dadurch neue Perspektiven gefunden werden können.
Anlaufstelle für Hilfe und BerATUNG
„Häufig kommen Menschen zu uns in die Beratung, wenn sie nicht mehr weiter wissen, wenn alles zu viel wird und sie an ihre Belastungsgrenzen stoßen. Wir stehen an ihrer Seite und finden gemeinsam Lösungen, damit es ihnen – und somit dem gesamten Familiensystem – wieder besser geht“, erzählt Zauner.
Sie empfiehlt pflegenden Angehörigen, sich möglichst frühzeitig, gerne auch bereits vor Eintritt einer Pflegesituation, an die Servicestelle zu wenden. „Denn es hilft, gut vorbereitet und informiert zu sein. Häufig hören wir:
„Wenn ich gewusst hätte, wie hilfreich diese Beratung ist, dann hätte ich mich schon viel früher gemeldet und vieles wäre leichter gewesen“, schildert Zauner.
ONLINE- UND VIDEOBERATUNG Bei PFlege
Neben dem persönlichen Beratungsgespräch, bietet die Caritas Oberösterreich auch Online- und Videoberatung an.
„Persönliche und telefonische Beratungen werden immer noch am häufigsten genutzt. Allerdings schätzen jene, die eine Videoberatung nutzen, dass sie Zeit einsparen, weil sie nicht zu einer Beratung fahren müssen – und trotzdem ein Gegenüber sehen.
Bei der Onlineberatung schätzen sie vor allem die Zeitunabhängigkeit. Sehr gut angenommen werden auch unsere Online-Veranstaltungen“, so die Leiterin der Caritas-Servicestelle Pflegende Angehörige in Oberösterreich.
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