Papa, du bist wichtig!

Väter sind sehr wichtig für Mädchen, weil sie der erste Mann in ihrem Leben sind. Somit haben sie eine große Verantwortung, denn die Beziehung zum Papa prägt ihrSelbstbild als Frau und ihr späteres Verhalten in einer Partnerschaft.

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Viele Väter wissen gar nicht, wie wichtig sie für ihre Kinder sind. Besonders Mädchen beziehen ihr Selbstbild als Frau zu einem Großteil über den Vater. Was sie in ihrer Kindheit deshalb brauchen: Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung des Papas. „Nur Eltern, die emotional präsent sind, können eine Beziehung zum Kind aufbauen“, betont die Linzer Psychologin und Psychotherapeutin Christa Schirl (www.christa-schirl.at). in unserem Interview. 

Der Vater ist der erste Mann im Leben eines Mädchens. Was ist das Besondere an dieser Beziehung?

Mag. Christa Schirl: Dass jeder Vater der erste Mann im Leben einer Frau ist, hat zur Folge, dass diese frühen Erfahrungen auch unser späteres Beziehungsverhalten beeinflussen können. Wir sehen nicht nur, wie er mit uns umgeht, sondern auch, wie Beziehung in der Familie gelebt wird – also Mama und Papa als Paar. Töchter beziehen ihr Selbstbild als Frau zu einem Großteil über den Vater. Darum ist es wichtig, dass er ihnen das Gefühl gibt, wichtig zu sein, indem er ihnen Aufmerksamkeit schenkt. In der Praxis erlebe ich leider oft, dass das Gegenteil der Fall ist: Väter schenken den Mädchen häufig zu wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung. Sie  konzentrieren sich auch heute noch vielfach auf den Job. Ein Kind braucht für eine gesunde Entwicklung Menschen, die präsent sind. Sie brauchen nicht, dass einer Geld verdient und der andere kocht.

Warum ist diese Anerkennung für Mädchen so wichtig?

Weil es einen Einfluss darauf hat, mit welchem Selbstbewusstsein sich Mädchen in einer späteren Partnerschaft erleben. Vaterlosen Mädchen fehlt außerdem die Erfahrung, wie man als Frau mit einem Mann umgeht. Oft fühlen sich diese Mädchen in Beziehungen zum anderen Geschlecht unsicher oder sogar unwohl. Diese Unsicherheit kann einen Einfluss auf die spätere Partnerwahl und die Haltbarkeit von Beziehungen haben.

Es heißt sogar, dass man in der ersten Ehe den Vater oder die Mutter heiratet. Ist das nicht etwas übertrieben?

Da ist tatsächlich etwas dran, allerdings wird einem das oft erst bei näherem Hinschauen bewusst. Es gibt auch Studien, die das belegen. Bis zu drei Generationen vorher können hier wirken. Hat es Trennungen oder uneheliche Kinder gegeben? Letzteres war übrigens gar nicht so selten, weil es ja noch kaum Verhütungsmittel gegeben hat. Wie bin ich als Mädchen gesehen worden? War ich immer die Süße, Kluge oder das Pummelchen? War ich für meinen Vater immer die „kleine Prinzessin“, obwohl ich viel lieber die Räubertochter gewesen wäre? Wofür wurde ich gelobt? Wofür habe ich Anerkennung, Liebe und Aufmerksamkeit bekommen? Dieses „Erbe“, das man unbewusst mitbekommen hat, sollte man sich anschauen, reflektieren und sich damit aussöhnen. Denn es prägt uns zwar, aber man kann es auch verändern.

Damit haben Väter auch eine große Verantwortung, was die Identitätsentwicklung ihrer Kinder betrifft?

Eine der biologischen Grundaufgaben des Vater-Seins liegt im Schützen und Anerkennen der Kinder. Je älter Kinder werden, umso mehr suchen sie die Anerkennung der Väter. Die Frage „Bist du stolz auf mich, Papa?“ beschäftigt viele heranwachsende Kinder. Mädchen, die eine gute Vaterbindung haben, gehen zum Beispiel als Jugendliche mit Beziehungen viel umsichtiger um, denn sie suchen nicht blind die Bestätigung von jungen Männern. Durch die väterliche Anerkennung sind sie sich ihrer selbst bewusst. Vater und natürlich auch Mutter müssen Ja zu ihren Kindern sagen – mit deren Eigenheiten, Fähigkeiten und Schwächen, Schwierigkeiten und Problemen und mit deren persönlicher Berufung, die nicht immer den Vorstellungen und Träumen der Eltern entspricht.

Wann ist der Papa im Leben eines Mädchens besonders wichtig?

Väter spielen immer eine sehr wesentliche Rolle! Es gibt grundsätzlich keinen wichtigen oder unwichtigen Elternteil. Ich finde es sehr schade, dass viele Väter nicht wissen, wie wichtig sie sind. Zwölf bis 15 Prozent aller Mütter leiden unter postnatalen Depressionen. Das bedeutet unter anderem, dass sie auf die Bedürfnisse ihres Babys zeitverzögert reagieren. In dieser Zeit kann der Vater zu einer sehr wichtigen Bezugsperson für das Kind werden.

Besonders wichtig ist das Lob des Vaters, das vier Mal so viel zählt wie lobende Worte einer Mutter.


Mag. Christa Schirl
Mag. Christa Schirl ist Psychologin und Psychotherapeutin mit Praxis in Linz. © Peter Bayer

Wie kann eine gute Vater-Tochter-Beziehung gelingen?

Es ist von großer Bedeutung, dass der Vater für seine Kinder Zeit hat und sich bewusst Zeit für sie nimmt. Das gilt natürlich für Töchter und Söhne gleichermaßen. Viele Väter sind zwar anwesend, aber emotional nicht präsent. Weil sie zum Beispiel ständig am Smartphone oder Tablet sind. So kann keine Beziehung entstehen. Beziehung entsteht dann, wenn man etwas gemeinsam macht und dabei die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes wahrnimmt und darauf eingehen kann. Das ist entscheidend. Es heißt nicht umsonst: Wenn ich präsent bin, bin ich ein Präsent, also ein Geschenk. Besonders wichtig ist auch das Lob des Vaters, das vier Mal so viel zählt wie lobende Worte einer Mutter. Dabei sollte man allerdings beachten, dass man nicht nur Leistungen oder das hübsche Aussehen der Töchter betont. Wenn vorwiegend Leistungen anerkannt werden, ist es wahrscheinlich, dass sich die Töchter auch als Erwachsene vorwiegend über Leistung definieren – also ihr Leben nach dem Motto „Ich leiste, also bin ich“ gestalten . Sie werden sogenannte „Leistungs-Töchter“.

Wie ist es, wenn nach einer Trennung oder Scheidung der Vater nur noch wenig präsent ist oder sein kann? Können neue Partner in Patchworkfamilien, Großväter oder andere männliche Bezugspersonen diese Abwesenheit des Vaters „ausgleichen“?

Kinder können auch von anderen männlichen Beziehungen, wie einem Patchwork-Papa oder Großvater, profitieren, indem sie als Vorbild für die Geschlechtsrollenübernahme dienen. Aber sie können den biologischen Vater nie ganz ersetzen. Diese Beziehung bleibt immer wichtig. Das hängt mit der Einzigartigkeit dieser Beziehung zusammen. Jedes Kind hat nur einen biologischen Vater. Selbst wenn die Beziehung nicht gelebt wird, bleibt sie zum Beispiel über die Genetik bestehen. Und es kann eine schwere Kränkung für die kindliche Seele sein, wenn sich der Vater nicht kümmert. Es vermittelt dem Kind, bedeutungslos und nicht wichtig genug für den Vater zu sein. Ebenso macht es etwas mit der Wertigkeit eines Kindes, wenn ihm der Vater seine finanzielle Unterstützung verweigert. Neben der sozialen Vaterschaft ist auch die finanzielle Vaterschaft eine Form der Zuwendung.

DANKE, Papa!

Auch unsere Redakteurinnen und ihre Väter haben besondere Beziehungen. Hier beschreiben sie, was sie verbindet, worauf sie stolz sind und was ihren Papa auszeichnet.

I GOT IT FROM MY DADDY

Redakteurin Linnéa Harringer und ihr Papa Hans. © privat

Er ruft mich an, um zu plaudern, schickt Whatsapp-Nachrichten mit „Alles gut?“, kümmert sich um meine Autoreifen und Pickerl-Termine, will immer den neuesten Klatsch und Tratsch aus meinem Leben wissen und steckt mir zum Abschied oft eine Flasche guten Wein zu: mein Papa. Er ist der beste Beziehungsratgeber, Menschenkenner, Lebenscoach, Finanzberater und Hunde-Opa für meinen Hund Mika, den ich mir nur wünschen könnte. 

Uns verbindet ein scharfsinniger Humor, die Liebe zu gutem Essen und gutem Wein und das Talent, oft die richtigen Worte zu finden. Die Latte ist jedenfalls hoch gelegt für die Männer in meinem Leben 😉 

Danke, dass du immer für mich da bist, Papa! Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde. 

Linnéa Harringer und ihr Papa Hans

„FÜR IMMER PAPAS PRINZESSIN“

Redakteurin Laura Zapletal und ihr Papa Dieter © privat

Mein Papa hat mir einmal erzählt, dass ihm ein Arzt bei meiner Geburt gesagt habe, seine wahre Aufgabe im Leben bestünde darin, mich zu beschützen. Warum, das habe ich nie erfahren, mein Papa ist diesem selbstlosen Job aber von der ersten Minute an mit viel Liebe und Hingabe nachgekommen. 

In mein Leben eingemischt hat er sich dennoch nie, stattdessen hat er mich immer ermutigt, meinen eigenen Weg zu gehen. Aber ich weiß seit jeher, wenn ich ihn brauche, ist er nur einen Anruf entfernt. Dieses stille Versprechen, in der Not sein letztes Hemd für mich zu geben, rührt mich bis heute zu Tränen. Geprägt hat er mich dennoch und das auf die schönste Art – nicht nur was unsere gemeinsame Leidenschaft fürs Kochen, Schreiben und kleine, PS-starke Gefährte betrifft. Auch die Liebe für philosophische Gespräche, guten Kaffee und Harmonie eint uns ungemein. Und für all das bin ich ihm unendlich dankbar. 

Laura Zapletal und ihr Papa Dieter

DER APFEL FÄLLT NICHT WEIT VOM STAMM

Redakteurin Petra Kinzl und ihr Papa Hans Peter © privat

„Ich und mein Holz“ (Die Draufgänger) – dieser Song trifft auf niemanden besser zu als auf meinen Vater. Als kleines Mädchen habe ich ihn dafür bewundert, was er aus Holz alles bauen kann – vom Schaukelpferd bis zur Hollywoodschaukel. Doch nicht nur das Handwerk brachte mich zum Staunen. Für mich ist er bis heute ein Fels in der Brandung, eine Schulter zum Anlehnen und ein Mensch, auf den immer Verlass ist. Seit mit Pensionsantritt das Dichterherz in ihm zu schlagen begann, verbindet uns auch die Liebe zum Schreiben. Was wir noch gemeinsam haben: das Sternzeichen Widder und das Motto „Wo ein Wille, da ein Weg.“ Damit scheint sich das Sprichwort zu bewahrheiten: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Petra Kinzl und ihr Papa Hans Peter

AUF DICH, PAPA!

Redakteurin Nicole Madlmayr und Papa Rudolf © privat

Mit meinem Papa verbindet mich eine sehr innige Beziehung. Er hat mich immer so angenommen und geliebt, wie ich war. Ich musste nie besser, klüger, erfolgreicher, anders sein. Er war es auch, der mich spät in der Nacht von der Disco abgeholt hat, mit meiner ständig reparaturbedürftigen Vespa zum Mechaniker gefahren ist und der mich in einer besonders schlimmen Phase meiner Pubertät darauf aufmerksam gemacht hat, dass er mit meinem Verhalten nicht einverstanden ist. Allerdings respektvoll und wertschätzend – und das hat mich geprägt. Diese Werte sind mir heute noch wichtig. 

Von meinem Papa habe ich meine Liebe zur Musik, zur mediterranen Küche und einem guten Glas Wein. Ich bewundere ihn für seine entspannte Lebenseinstellung und dass er vieles mit Humor und einem Augenzwinkern nehmen kann. Mit seinen 76 Jahren spielt er noch immer Tennis und Gitarre in einer Band. Und wenn wir in diesem Sommer gemeinsam beim Konzert von Bruce Springsteen in Wien sind, weiß ich, dass es völlig egal ist, wie alt man ist – man kann das Leben immer genießen. Danke, dass du es mir vorlebst!

Nicole Madlmayr und ihr Papa Rudolf

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