
Liebe, Lust & Müdigkeit
Alltag, Kinder, Job: In langjährigen Beziehungen geht oft der Funke verloren. Wie man Intimität neu entdecken kann, erklärt unsere Expertin Doris Kaiser.
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Dass Lust und Sex in langjährigen Beziehungen oder nach der Geburt eines Kindes weniger wird, ist nachvollziehbar. Doch die Zeit vergeht und plötzlich fragt man sich, wann man eigentlich das letzte Mal miteinander intim war. „Wir sind ein super Team und meistern den Alltag gut miteinander, aber im Bett herrscht schon lange Flaute.“ Solche und ähnliche Aussagen höre ich oft in meiner Praxis. Was kann man tun, wenn die körperliche Nähe versiegt und aus Zweisamkeit ein Nebeneinander wird?
Ist das normal?
Die vielleicht wichtigste Info vorweg: Es gibt keinen „normalen“ Rhythmus, wenn es um Sex in einer Beziehung geht. Was für das eine Paar passt, kann für ein anderes zu wenig oder zu viel sein. Entscheidend ist nicht die Frequenz, sondern Ihr persönliches Empfinden. Sobald jemand leidet, sollte man auf jeden Fall darüber sprechen, anstatt auf ein Wunder zu warten. Dass „es einfach von selber wieder passiert“, ist nämlich selten der Fall. Stattdessen wachsen Distanz, Unsicherheit und Frust. Wie immer in Beziehungen gilt auch hier: Reden Sie miteinander! Über Ihre Gefühle, Wünsche und Ängste. Machen Sie sich gegenseitig keine Vorwürfe, sondern sprechen Sie in Ich-Botschaften. „Ich vermisse deine Nähe“ klingt anders als „Du hast nie Lust“. Vermeiden Sie Schuldzuweisungen! Meistens haben beide dazu beigetragen, dass die Situation nun so ist, wie sie ist. Und nur gemeinsam können Sie etwas verändern!
Machen Sie sich gegenseitig keine Vorwürfe, sondern sprechen Sie in Ich-Botschaften. ,Ich vermisse deine Nähe‘ klingt anders als ,Du hast nie Lust‘.
Doris Kaiser
Besonders bei Frauen mit Kindern spielt Erschöpfung eine große Rolle. Nach all den To dos des Alltags gibt es abends oft nur noch einen Wunsch: schlafen! Das hat nichts mit mangelnder Liebe und Lust zu tun, sondern mit Überforderung. Trotzdem ist es für Männer schwer, ständige Zurückweisungen nicht persönlich zu nehmen. Hier sind von beiden Seiten Empathie und Verständnis gefragt. Übrigens haben Männer, die ihren Partnerinnen im Haushalt und bei der Kinderbetreuung zur Hand gehen, mehr Sex als ihre Geschlechtsgenossen, die das nicht tun. Eine klare Win-win-Situation also!
Viele Mütter sind ständig für die Familie da und vergessen auf sich selbst. Nehmen Sie sich Zeit für sich! Gönnen Sie sich hin und wieder eine Massage, ein Entspannungsbad oder einen Café-Besuch mit einer Freundin. Reden Sie auch mal über sich und nicht nur über die Familie. Steigen Sie von Zeit zu Zeit bewusst aus der Mama-Rolle aus und schlüpfen Sie in die Rolle der Geliebten!
Ein wichtiger Baustein für jedes Elternpaar ist ein Netzwerk für die Kinderbetreuung, um Paarzeit genießen zu können. Ungeteilte Aufmerksamkeit füreinander schafft emotionale Nähe, aus der sich leichter wieder körperliche Nähe entwickeln kann.
Erste Schritte zurück zur Intimität:
- Zärtlichkeiten im Alltag: Bewusste Umarmungen, Küsse, Kuscheln, eine Massage – bauen Sie körperliche Nähe auf, ohne dass es auf Sex hinauslaufen muss.
- Zeit zu zweit: Intimität braucht Raum. Ein Abend ohne Kinder, ein gemeinsamer Spaziergang oder einfach eine halbe Stunde ohne Ablenkung – diese Momente können helfen, wieder zueinanderzufinden.
- Kommunikation: Tauschen Sie sich über Ihre erotischen Wünsche und Bedürfnisse aus. Was brauchen Sie, um sich wieder auf Sex einlassen zu können?
- Druck rausnehmen: Manchmal lohnt es sich, die Erwartungen an Sex zu hinterfragen. Muss es immer Geschlechtsverkehr sein? Darf es auch einseitige Befriedigung geben? Wie soll die erotische Anbahnung aussehen?
- Professionelle Hilfe annehmen: Wenn sich Gespräche im Kreis drehen oder Verletzungen im Raum stehen, kann eine Paar- oder Sexualberatung neue Perspektiven eröffnen. Doris Kaiser ist gerne für Sie da!
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