
© Sarah Katharina Photography
Sei es in Netflix-Serien, Kinofilmen oder bei Promis wie Madonna oder Heidi Klum – immer öfter sieht man reife Frauen mit deutlich jüngeren Männern an ihrer Seite. Okay, das ist Hollywood, dachte ich, weit entfernt von der Realität. Bis ich vor Kurzem in Wien eine alte Bekannte traf. An ihrer Seite? Ein Mann, mindestens 20 Jahre jünger. Anfangs dachte ich mir nichts dabei. Dann gingen wir ins Kaffeehaus und plötzlich begann dieses ungenierte Geturtel.
Unfassbar, dachte ich. Sie ist 50, er 30. Das kann nicht gut gehen! Auch auf dem Heimweg ließ mich diese Liaison nicht los. Kaum zu Hause angekommen, klingelte mein Handy. Sie war dran: „Na, was sagst du? Ist er nicht wunderbar?“ „Ja, schon, aber was, wenn du 70 bist und er erst 50?“, gab ich ihr zu bedenken. „Ich weiß“, meinte sie. Egal ob unsere Freunde, meine Eltern oder die Kinder – niemand ist begeistert, bei allen muss ich mich rechtfertigen. Aber wir verstehen uns blendend. Noch nie hat es mit einem gleichaltrigen Mann so gut funktioniert. Vielleicht sollten wir mehr im Moment leben und weniger an die ferne Zukunft denken.“
Ich? Neidisch wegen dem jungen Mann? Nein, ganz sicher nicht. Oder etwa doch?
Ulli Wright
Nun, an dem Abend begann ich zu reflektieren, warum mich das so aus dem Konzept brachte. Und da fiel mir mein Interview mit Mindset-Coach Christine Mark ein. Sie sagt: „Der wichtigste Indikator, wenn es um Wünsche und Ziele geht, ist für mich der Neid. Er zeigt, dass es etwas gibt, das ich auch will, mir aber nicht zutraue. Da sollten wir genauer hinschauen.“
Ich? Neidisch wegen dem jungen Mann? Nein, ganz sicher nicht. Oder etwa doch? War ich wirklich nur entsetzt – oder steckte da vielleicht doch ein kleines Fünkchen Bewunderung oder Sehnsucht dahinter? Zum Glück bin ich bei meinem Mann bestens aufgehoben – und ganz ehrlich, ein jüngerer wäre mir viel zu anstrengend. Ich denke, ich sollte mir eingestehen, dass es gar nicht so sehr um meine Freundin und ihren Lover geht, sondern vielmehr um mich und meine eigenen festgefahrenen Einstellungen.
Zeit, den Blick zu weiten. Dazu rät übrigens auch unsere Sexualberaterin Heidemarie König in der April-Oberösterreicherin, wo wir uns diesem Thema gewidmet haben.
Ihre Ulli Wright
redaktion@neu-media.at
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