@ Thom Trauner

Der Tourismus boomt

Landesrat Markus Achleitner über Wintertourismus, das Super-Kulturjahr 2024 und Oberösterreich im Ranking der Industrieregionen.

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@ Thom Trauner

Die beste Sommersaison aller Zeiten folgte auf den zweitbesten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen mit 1,14 Millionen Gästen und 3,07 Millionen Übernachtungen. Es läuft gut in Sachen Tourismus in Oberösterreich. Ein weiterer Aufschwung wird durch das Super-Kulturjahr 2024 mit der Kulturhauptstadt Bad Ischl-Salzkammergut und dem Jubiläum „200 Jahre Anton Bruckner“ erwartet. Wir haben bei Landesrat Markus Achleitner nachgefragt, wie sich Oberösterreich als Winterdestination positioniert und mit welchem Gefühl er angesichts multipler Krisen ins kommende Jahr geht.

@ Thom Trauner
Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat Markus Achleitner @ Thom Trauner

Herr Landesrat, die aktuellen Zahlen beweisen, dass die Gäste gerne in Oberösterreich urlauben. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die kommende Wintersaison?
Wir gehen sehr optimistisch in die Wintersaison. Der Tourismus hat nach den schwierigen Jahren der Pandemie ein fulminantes Comeback gefeiert. Die Menschen wollen raus und etwas erleben. Es wurde viel in Qualität investiert, daher gehen wir sehr gut gerüstet in das kommende Tourismusjahr. Zumal wir 2024 noch viele Sonderprojekte haben, die den Tourismus beflügeln werden.

Was waren die größten Investitionen, die getätigt wurden?

Wir haben viel in die Erneuerung von Bergbahnen investiert. Am Grünberg wurden neue Aussichtsplattformen errichtet und auch am Krippenstein und am Feuerkogel wurden im Laufe der letzten Jahre viele Attraktivierungen gemacht. Und wir sind im Winter breiter aufgestellt. Das heißt, neben dem Skifahren haben wir attraktive Möglichkeiten und Angebote zum Schneeschuhwandern, Langlaufen und Skitourengehen. Auch die Kombination mit der gesamten Wellnessbranche und dem Thermentourismus darf man nicht unterschätzen. Heute geht man nicht mehr nur Skifahren oder macht nur einen Wellnessurlaub, sondern verbindet beides. Das ist sicher eine Stärke, die Oberösterreich hat.

Wo ist der Wintertourismus in Oberösterreich am stärksten vertreten?

Am stärksten ist der Wintertourismus sicher im Salzkammergut vertreten. Um in der Gesamtvermarktung noch sichtbarer und schlagkräftiger zu werden, treten die Destinationen Dachstein West, Feuerkogel, Krippenstein und Grünberg in Zukunft nun unter der gemeinsamen Dachmarke „Bergbahnen Dachstein Salzkammergut“ auf.

Oberösterreichs Wintersportregionen nehmen die wichtige Rolle des kompakten, familiären Urlaubsziels mit kurzen Anfahrtswegen an.

Landesrat Markus Achleitner


Wie positioniert sich Oberösterreich als Winterdestination?
Oberösterreichs Wintersportregionen nehmen innerhalb der international führenden Winterdestination Österreich die wichtige Rolle des kompakten und familiären Urlaubs-
ziels mit kurzen Anfahrtswegen ein. Rund 80 Prozent unserer Wintergäste kommen aus dem unmittelbaren Nahraum, vor allem aus Oberösterreich und Österreich, dem angrenzenden Deutschland und Tschechien. Wenn Österreich für die Premiumklasse des Winterurlaubs steht, ist Oberösterreich mit seiner schnellen Erreichbarkeit, seiner Gastfreundschaft und den familienfreundlichen Angeboten die Kompaktklasse für den familiären Winterurlaub. Damit spielt Oberösterreich eine zentrale Rolle in der Nachwuchsarbeit. Viele Familien, Kinder und Jugendliche kommen bei uns erstmals mit dem Wintersport am Berg in Kontakt.

Mit der Kulturhauptstadt Bad Ischl- Salzkammergut und „200 Jahre Anton Bruckner“ stehen 2024 in Oberösterreich zwei absolute Kulturhighlights auf dem Programm. Wie viele Gäste kommen aktuell wegen des Kulturangebots nach OÖ und kann das durch diese Großevents gesteigert werden?
Wir wissen von Gästebefragungen, dass Kunst und Kultur bei Urlaubsentscheidungen für etwa ein Fünftel der Gäste von großer Bedeutung sind. Im kommenden Jahr werden das sicher mehr werden, da erstmals in der Geschichte eine europäische Kulturhauptstadt nicht nur in einer Stadt, sondern in einer ganzen Region stattfindet, nämlich in Bad Ischl und 23 umliegenden Gemeinden. Zusätzlich feiern wir den 200. Geburtstag von Anton Bruckner, unserem Genius Loci aus Oberösterreich. Diese beiden Ereignisse werden viele Besucher anlocken und Oberösterreich ins Schaufenster Europas stellen. Das ist eine Jahrhundertchance, die von Tradition bis Avantgarde, von der Blasmusik bis zum Bruckner Orchester, in aller Breite und Tiefe genutzt wird – und das macht Oberösterreich letztendlich aus.

2009 war Linz Kulturhauptstadt Europas. Was hat das langfristig gebracht? Stehen die hohen Investitionen in Relation zu dem, was es bringt?

Absolut! Das Kulturhauptstadtjahr 2024 ist der Startschuss für den Kulturtourismus in Oberösterreich. Die Investitionen sind der Samen, der gesät wird, die Ernte erfolgt nicht nur im Kulturhauptstadtjahr, sondern auch in den Folgejahren. In Linz hatten wir 2009 rund 2,8 Millionen Gäste, aber schon im Jahr zuvor kamen deutlich mehr. Das beweist, dass diese Investitionen und das Image als Kulturtourismus-Hotspot, langfristige und nachhaltige Auswirkungen haben. Die Kombination aus Kulturhauptstadtjahr und dem Bruckner-Jubiläum im Jahr 2024 sorgt bereits jetzt für eine große Aufmerksamkeit, was wir bei der Präsentation auf der größten Tourismusmesse der Welt in Berlin gemerkt haben. Das Interesse ist vorhanden und in einem Wettbewerbsumfeld, in dem die Menschen nach neuen Erlebnissen suchen, bietet Oberösterreich eine Vielzahl von attraktiven Angeboten für das kommende Jahr.

Im Endeffekt muss klar sein, dass Leistung etwas Positives und Grundvoraussetzung für Erfolg ist.

Landesrat Markus Achleitner


Ihr Sohn Matthias macht als Dirigent und Komponist Karriere. Wird man ihn im „Super-Kulturjahr 2024“ auf einer Bühne erleben können?
Matthias wird am 31. Dezember 2023 um 19.30 Uhr das Silvesterkonzert und am 1. Jänner 2024 um 16 Uhr das Neujahrskonzert im Palais Kaufmännischer Verein dirigieren. Man könnte sagen, dass er das Kulturhauptstadtjahr mit der Oberösterreich Philharmonie willkommen heißt.

Musik liegt auch Ihnen im Blut. Sie sind Obmann und Schlagzeuger der Trachtenmusikkapelle Neukirchen bei Lambach, geht sich das zeitlich aus?

Ich freue mich auf jeden Auftritt, egal ob es Konzerte sind oder eine Erstkommunion – Musik verleiht jeder Veranstaltung Festlichkeit. Daher bin ich nach wie vor aktiv, und es geht sich auch neben meiner Funktion als Landesrat aus – immerhin hat jeder Mensch 24 Stunden am Tag zur Verfügung, auch ich (lacht).
Unsere Welt ist von multiplen Krisen geprägt. Mit welchem Gefühl gehen Sie ins neue Jahr?
Wichtig ist, dass wir uns bewusst machen, dass wir die vergangenen drei Krisenjahre viel besser durchgestanden haben als viele andere. Wir haben Vollbeschäftigung und die Unternehmen haben gute Ergebnisse erzielt. Laut aktuellem Ranking ist Oberösterreich unter die Top 20 der Industrieregionen der EU aufgerückt. Das ist erfreulich, aber kein Ruhekissen, sondern vielmehr Ansporn, noch besser zu werden. Die aktuellen Transformationen bringen Herausforderungen, aber auch viele Chancen, die wir nützen wollen. Deshalb habe ich gemeinsam mit der Industriellenvereinigung in allen Vierteln in Oberösterreich eine Dialogtour gestartet, um auf Augenhöhe zentrale Fragen zu diskutieren: Wo sind wir auf Kurs, wo müssen wir nachjustieren?

© Hermann Wakolbinger
Im Rahmen einer Dialogtour ist Landesrat Markus Achleitner in allen Vierteln Oberösterreichs unterwegs, um mit Vertreterinnen und Vertretern der Industrie, wie hier bei KTM, zu diskutieren. © Hermann Wakolbinger

Gibt es schon eine erste Zwischenbilanz von Ihrer Dialogtour?
Ja, nach den Stationen im Traun- und Innviertel ist klar, dass im globalen Wettbewerb der Industrieregionen Innovationskraft und gesellschaftliche Leistungsbereitschaft die Grundvoraussetzungen sind. Daran wollen und werden wir weiterarbeiten.

Was muss vonseiten der Politik gemacht werden?

Wir müssen die Rahmenbedingungen richtig setzen. Die Transformation erfordert viele Investitionen, daher müssen wir mit Förderungen auf EU-, Bundes- und Landesebene dafür sorgen, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und auch die Sozialverträglichkeit der Menschen zu erhalten. In den vergangenen drei Jahren hat die öffentliche Hand mit Kurzarbeit, Förderungen und Investitionsanreizen viele Probleme gelöst. Das war notwendig und richtig, aber schön langsam müssen wir uns von der „Vollkasko-
Mentalität“ verabschieden. Im Endeffekt muss klar sein, dass Leistung etwas Positives und die Grundvoraussetzung für Erfolg ist.

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