Daniela Emminger mit ihrem neuen Buch "Fuck Muzikatzerl" erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz, ISBN: 978-3-99126-265-7, € 15,50 © privat
In ihr neues Buch „Fuck.Muzikatzerl“ packt die oberösterreichische Schriftstellerin Daniela Emminger auf 124 Seiten gefühlstechnisch alles rein, was es an Liebeskummer zu durchleiden gibt. Protagonistin Angelika verlässt nach 18 Jahren ihren Gatten „R.“ und zieht nach Graz. Kocht Gulasch gegen Liebeskummer. Und Männer ein.
Daniela Emmingers neues Buch „Fuck.Muzikatzerl“ ist die Geschichte einer unglücklichen Liebe. Die Ehe von Protagonistin Angelika steht nach 18 Jahren vor dem Aus. Natürlich fällt die Metamorphose vom alten zum neuen Ich nicht leicht, wortgewaltig speit sie Gift und Galle. Zum Glück ist bald Schluss mit dem großen Seufzen. Angelika wechselt die Spur. Zieht von Wien nach Graz, hat „Arni-Voltaire-weißer Hasen-Sex“ und verwandelt ganz nebenbei einen Würstelstand in einen Gourmet-Tempel.
Wir trafen Daniela Emminger während eines kurzen Aufenthaltes in Österreich. Derzeit weilt die 49-jährige Schriftstellerin nämlich die meiste Zeit in New York, wo sie an ihrem nächsten Roman „Blut ist nicht dicker als Wasser“ arbeitet.
Frau Emminger, das Gulasch zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Hängt das mit „aufgewärmten Beziehungen“ zusammen oder hegen Sie eine Leidenschaft für Gulasch?
Ich würde sagen, für beides. Klar, der Spruch: „aufgewärmt schmeckt nur ein Gulasch gut“ trifft das Thema ziemlich gut. Wobei man von Sprichwörtern halten kann, was man möchte.
Sie stimmen und stimmen gleichzeitig nicht. Im Endeffekt gestaltet sich ja jede Beziehung anders, individuell. Überhaupt würde ich mir nie anmaßen, ein Urteil über andere Beziehungen zu fällen. Was weiß man schon, was zwischen zwei Menschen abgeht. Mir reicht schon meine eigene(lacht).
Im Buch „Fuck.Muzikatzerl“ ist es Ihnen gelungen, auf 124 Seiten alles reinzupacken, was es an Liebeskummer und Beziehungsenden gibt. Was hat Sie zu dieser Geschichte motiviert?
Die Liebe ist ein endloses Thema. Und eins, das nie an Bedeutung und Aktualität verliert. Wenn ich in der Straßenbahn stehe, worum drehen sich 90 Prozent der Gespräche um mich herum? Findet er mich gut? Hat sie einen anderen? Warum versteht er mich nicht?
Deshalb sind in „Fuck.Muzikatzerl“ die Protagonisten und Erzählstränge, ja, der gesamte Inhalt an sich, gar nicht so wichtig. Die Intensität ist wichtig. Was gesagt wird, was gefühlt wird, ist wichtig. Ich denke, am Ende geht es uns allen gleich: Wir wollen geliebt werden und sein können, wie und wer wir wirklich sind: ganz ohne uns zu verstellen, verbiegen, verbergen. Ob das auf Dauer wirklich geht? Ich weiß es nicht. Man kann es nur versuchen.
Mein Gatte hat das Büchlein übrigens nicht gelesen. Er sagt: „What happens in Graz, stays in Graz.“
Daniela Emminger
Ist das Buch autobiografisch?
Nein, wenn überhaupt, dann ist es autofiktional. Denn natürlich stecken in den Worten der Protagonisten Angelika und „R.“ auch meine Erfahrungen, Ansichten und Einsichten drin. Ich bin als Schriftstellerin zwangsläufig mit meinem Text verwoben. Darum ist mir auch Distanz so wichtig: geografische Distanz (Graz) und emotionale Distanz (das Erfinden einer Figur).
Warum zieht Angelika ausgerechnet nach Graz?
Es ist meine Art zu arbeiten, mir einen Ort zu suchen, der zum jeweiligen Thema passt. Im Fall von „Fuck.Muzikatzerl“ ist es Graz gewesen, weil es meine zweitliebste Stadt in Österreich ist, auch kulturell. Außerdem hat eine Protagonistin, die mitten im Liebeschaos steckt und vor dem Eheaus steht, gar keine andere Wahl als wegzugehen, woanders hinzugehen.
Und ich als Schriftstellerin muss dann hinterher und sie und ihre Befindlichkeiten irgendwie einfangen. Wie schon gesagt, Distanz ist immer gut. Distanz zu den Figuren, zum eigenen Ich. Erst mit Abstand lassen sich die Gefühle und Gedanken wirklich erfassen.
Apropos Gefühle, wie schaut es bei Ihnen beziehungsmäßig aus?
Ich bin bereits seit zwanzig Jahren in einer Beziehung. Das ist schon unglaublich, jetzt, wo ich es ausspreche. Heiraten wollte ich nie, aber irgendwann hatte kein Ring mehr Platz am Verlobungsfinger. Der Gatte ist ein Lustiger und hat mich sieben Jahre hintereinander gefragt, ob ich nicht doch will.
Und als dann meine Mutter gestorben ist, habe ich Ja gesagt. Ich denke, da kam der Wunsch in mir auf, eine formellere Bindung einzugehen. Wirklich geändert hat sich durch die Ehe ja nichts, wir und unsere Gefühle sind dieselben geblieben. Es war eher eine Formsache, ein symbolischer Akt, der dieses Wir-Gefühl auch nach außen widerspiegelte.
Haben Sie ein Rezept für eine lange Beziehung bzw. Ehe?
Nein, ich habe kein Rezept für eine Ehe, die hält. Wenn aus meiner Sicht etwas hilft, dann, dass man in seinem Partner, seiner Partnerin auch einen guten Freund bzw. eine gute Freundin sieht. Humor schadet nicht. Selbstliebe. Miteinander reden.
Und der unbedingte Wille, die persönliche Entwicklung des anderen zuzulassen und sich gleichzeitig doch in eine zumindest ähnliche Richtung zu bewegen. Denn wenn man gar nicht mehr das Gleiche will und gar nicht mehr versteht, was den oder die andere umtreibt, funktioniert es nicht.
Was sagt eigentlich Ihr Mann zu „Fuck.Muzikatzerl“?
Mein Gatte hat das Büchlein nicht gelesen. Er sagt: „What happens in Graz, stays in Graz.“
zur person
Daniela Emminger (49) ist in Aurach am Hongar aufgewachsen, lebt in Wien und seit 2018 fast jedes Jahr für mehrere Wochen oder Monate in New York, wo man sie als Stipendiatin der KADE-Stiftung an die New York University geholt hat. Sie hat im Big Apple eine Agentin, ein kleines Schreibrefugium im East Village und viele beste Freunde.
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