Bauernregel

Bauernregeln, an denen wirklich was dran ist

Bauernregeln: Fakt oder Fake?

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© Pexels / Eyup Beyhan

Bauernregeln sind von Generation zu Generation weitergegeben worden. Sie bringen beobachtete Regelhaftigkeiten in Reimform, die gleichzeitig einen vorhersagenden Charakter haben. Die meisten Bauernregeln befassen sich mit Wetterphänomenen. Im Mittelalter wurden oft Heilige, bekannt aus dem Gottesdienst, mit dem Wetter in Verbindung gebracht.

Stimmen die Bauernregeln? Bewiesen ist noch keine der Bauernregeln. Es war lange völlig unklar, was von den Bauernregeln zu halten ist, ob sie zutreffen oder eher Humbug sind. Ende des 20. Jahrhunderts hat man begonnen, sie statistisch zu überprüfen. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Regeln eine hohe Trefferquote haben. Man muss allerdings wissen: Sie sind oft auf einen lokalen oder regionalen Kontext bezogen. Hinzu kommt die Kalenderreform von 1582.

Durch die damals gestrichenen zehn Tage kommt es zu Verschiebung der entsprechenden Lostage. Auch der Klimawandel kann dazu beitragen, dass die eine oder andere Wetterregel oder Bauernweisheit jetzt anders lauten würde. Heutzutage werden Vorhersagen von Meteorlog:innen mit verschiedensten technischen Hilfsmitteln und mathematischen Formeln aufgestellt. Die Qualität der Aufzeichnungen schwankt jedoch und das Wettergeschehen lässt sich nicht immer berechnen. Aus diesem Grund sind langfristige Vorhersagen schwer. 

Bauernregeln: Leitfaden für Landwirt:innen

Vor dem Einsatz von technischen landwirtschaftlichen Maschinen und chemischen Düngemitteln waren die Ernteerträge umso mehr von natürlichen Gegebenheiten, wie dem Wetter, abhängig, da sie über das Wachstum einzelner Pflanzen bestimmten. So entstanden Bauernregeln, welche praktische Hinweise über das Wetter darstellen.

Die kurzen Merksätze dienten den Bauern als Leitfäden: Wann sollte gesät werden, bis wann sollte die Ernte eingeholt werden? Bauernregeln beschreiben lang beobachtete Zusammenhänge über das Wetter, geben aber keine Auskunft über die Ursache dahinter. Im Allgemeinen basieren Bauernregeln auf drei Quellen: dem Verhalten der Tiere, dem Stand der Planeten sowie dem Wetter an Feiertagen.

Bauernregel Nebel
© Pexels / Eberhard Grossgasteiger

Kaum eine Landwirtin oder eine Landwirt besaß im Mittelalter einen Kalender, weswegen katholische Feier- und Festtage beziehungsweise Lostage als Fixpunkte bei der zeitlichen Orientierung halfen. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass viele Wettervorhersagen an diese Tage geknüpft wurden. Daneben haben sie den Vorteil, dass sie jedes Jahr angewandt werden können. Beispiele für diese kalendergebundenen Bauernregeln sind der Dreikönigstag, die Eisheiligen oder der Siebenschläfertag.

Solche Vorhersagen haben eine Trefferwahrscheinlichkeit von 60%. Dabei muss bedacht werden, dass 60% mehr als Zufall sind und die Empfehlungen aus Bauernregeln für die Menschen im Mittelalter und der Neuzeit, welche keine genaueren Vorhersagen treffen konnten, dennoch einen Informationsgewinn darstellten.

Bauernregeln sind weltweit verbreitet und wurden teilweise überregional übernommen oder der Entstehungsort ist nicht mehr nachvollziehbar. Es macht jedoch einen Unterschied, ob eine Vorhersage für das Flachland oder den Alpenraum gemacht wurde. Um dem entgegenzuwirken, gibt es regionale Bauernkalender.

Bauernregel
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1. Bauernregel: Auf einen kalten Winter folgt ein heißer Sommer

Eine bekannte Regel versucht einen Bezug zwischen Winter- und Sommerwetter herzustellen. Tatsächlich können Meteorolog:innen manchmal erkennen, dass gewisse Wettererscheinungen zu einer gewissen Jahreszeit auch zu anderen Wettererscheinungen später führen. Grundsätzlich gehen sie dabei ähnlich vor wie Landwirt:innen: Man beobachtet über einen längeren Zeitraum gewisse Muster und stellt einen Zusammenhang fest. Heutzutage funktioniert das mit Hilfe von wissenschaftlichen Methoden und Messgeräten. Das Prinzip ist jedoch ähnlich.

2. Bauernregel: Nebel im Februar – Kälte das ganze Jahr

Was der Nebel im Februar mit der durchschnittlichen Jahrestemperatur zu tun hat, ist zunächst nicht ersichtlich. Ob diese Bauernregel etwas mit realen Wetter- und Klimaerscheinungen zu tun hat, hängt allerdings davon ab, wo und wann diese Regel entstanden ist. Tatsächlich könnte diese Bauernregel bei der Entstehung einen Wahrheitsgehalt gehabt haben, jedoch wahrscheinlich nur in einem gewissen Gebiet.

3. Bauernregel: Bis Dreikönig kommt der Winter, sonst nicht

Auch diese Bauernregel hängt wieder von lokalen Bedingungen ab. Eine konkrete Aussage über den Winter, die in Österreich tatsächlich spürbar ist, ist das sogenannte Weihnachtstauwetter. Das wussten Landwirte teilweise auch schon vor der wissenschaftlichen Meteorologie. 

Fazit: Kann man sich auf Bauernregeln verlassen? 

Bauernregeln sind aus Beobachtung nacheinander folgender Umstände entstanden und wurden über Generationen weitergegeben. Eine Bauernregel versucht, aus bestimmten Wetterlagen, Vorhersagen und Rückschlüsse auf später kommende Ereignisse zu treffen.

Wenn man Meteorolog:innen fragt, ob man sich auf Bauernregeln verlassen kann, bekommt man also meist ein „teilweise“ zu hören. Zu beachten ist, dass die meisten Regeln regionale Erfahrungen wiedergeben: Ohne das Wissen, aus welcher Gegend eine Regel kommt, ist sie meist wertlos. Ob man sich auf die Vorhersagen der modernen Meteorologie verlässt, eine eigene Wetterstation zu Hause hat oder sich mit den Bauernregeln auseinandersetzt, ein Stück Kultur und lustig zum Lesen sind sie auf alle Fälle.

Hier eine Auflistung weiterer Bauernregeln

Im Januar dickes Eis, im Mai ein üppig Reis.

Ein nasser Februar bringt ein fruchtbar Jahr.

Märzensonne – kurze Wonne.

Aprilschnee bringt Gras und Klee.

Gewitter im Mai bringen Früchte herbei.

Ist der Juni warm und nass, gib’s viel Korn und noch mehr Gras.

Juli schön und klar, gibt ein gutes Bauernjahr

Augustregen wirkt wie Gift, wenn er die reifenden Trauben trifft.

Viel Eicheln im September, viel Schnee im Dezember.

Oktoberschnee tut Mensch’ und Tieren weh.

November hell und klar, ist übel fürs nächste Jahr.

So kalt wie im Dezember, so heiß wird’s im Juni.

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MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS

Elisabeth Trauner
© Privat

Elisabeth Trauner ist Redakteurin von Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True-Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.

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