Bäuerin Christine Schausberger aus Ungenach

Bäuerin Christine Schausberger: Wie kommt das Gras in den Burger?

Im Gespräch mit der Landwirtin und Seminarbäuerin auf ihrem Hof in Ungenach bei Vöcklabruck.

5 Min.

Zu Besuch am Hof von Familie Schausberger in Ungenach. © Dominik Derflinger

Wie kommt das Gras in den Burger? Fragen wie dieser geht Christine Schausberger als Seminarbäuerin in ihren Kochkursen und Workshops nach. Denn es ist ihr überaus wichtig, Bewusstseinsbildung für hochwertige, regionale und saisonale Lebensmittel zu betreiben – vom Kind bis zum Konsumenten. Wir haben die „Landwirtin aus Berufung“ auf ihrem Hof in Ungenach bei Vöcklabruck besucht und mehr darüber erfahren.

Zu Besuch am Hof

Biegt man auf den Hof von Christine und Anton Schausberger ein, wird man zuallererst mit einem freudigen „Muh!“ begrüßt. Den Kühen auf der Weide entgeht nichts, während sie genüsslich ihr Gras kauen. „Heute früh kam schon ein Kalb zur Welt“, verkündet Christine Schausberger gut gelaunt bei der Ankunft, und es ist ihr anzumerken, mit welcher Leidenschaft sie den Hof zusammen mit ihrer Familie – bestehend aus ihrem Mann Anton, drei Teenager-Töchtern und der Schwiegermutter – bewirtschaftet. Als Betreiber eines Milchviehbetriebs mit Weidegang, einer Stiermast und als Produzenten des eigenen Futters stellt Familie Schausberger bei ihrer Arbeit das Tierwohl besonders in den Vordergrund. Während eines Rundgangs und bei einem Stück frisch gebackenen Guglhupf erfahren wir mehr über den Antrieb, heutzutage Bäuerin zu sein, was die Landwirtschaft für eine gute Zukunft braucht und letztlich auch, wie das Gras in den Burger kommt.

Christine, was bedeutet es Ihnen, Bäuerin zu sein?
Für mich ist das Leben als Bäuerin weit mehr als nur ein Beruf, es ist eine echte Berufung. Ob in den Stall gehen oder Lebensmittel verarbeiten: Ich mache es aus tiefster Liebe und Überzeugung. Natürlich ist es nicht immer so romantisch, wie man es sich vorstellt. Die Realität ist, dass man 365 Tage im Jahr für die Tiere da sein muss. Dennoch spüre ich eine gewisse Verantwortung, denn es gibt noch rund 23.500 Milchbetriebe in ganz Österreich. Diese Verantwortung motiviert mich jeden Tag aufs Neue.

Wie ist es dazu gekommen, den schwiegerelterlichen Hof zu übernehmen?
Ich habe die Landwirtschaftsschule in Lambach besucht und anschließend eine Lehre als Köchin und Restaurantfachfrau gemacht. Während meiner Lehrzeit lernte ich meinen Mann kennen, und er hat gesagt: „Mich gibt es nur mit Hof.“ Das war von Anfang an klar, und ich wusste genau, worauf ich mich einließ (lacht).

Regionale Lebensmittel sind der beste Klimaschutz.

Christine Schausberger, Seminarbäuerin

Was zeichnet euren landwirtschaftlichen Betrieb aus?
Wir betreiben einen Milchviehbetrieb mit Kombihaltung, bei der die Tiere von Frühling bis Herbst viel auf der Weide sind. Wir liefern ausschließlich gentechnikfreie Milch, was in Österreich Standard ist. Außerdem betreiben wir eine Stiermast. Insgesamt umfasst unser Tierwohl-Betrieb rund 75 Tiere. Auch das Futter wie Gerste, Raps, Soja oder Mais bauen wir selbst an und ernten es.

Die Ausbildung zur Köchin verbinden Sie mittlerweile mit Ihrer Tätigkeit als Seminarbäuerin. Was darf man sich darunter vorstellen?
Ein Ziel von uns Seminarbäuerinnen ist es, den Kontakt zwischen Produzenten und Konsumenten herzustellen. Es ist uns wichtig, dass österreichische Produkte gekauft und deren Wert erkannt werden. Gerade beim Fleisch wird leider immer noch oft zum billigsten gegriffen. Unsere Konsumentenkochkurse sind sehr vielfältig und umfassen alles von Wok-Gerichten über traditionelle Hausmannskost bis hin zu Kekserl und Guglhupf-Kochkursen. Auch das Schaukochen auf Messen gehört dazu. Besonders möchten wir Kinder und Jugendliche als Konsumenten von morgen erreichen. Deshalb gehen wir in Schulen und bieten Kochkurse und Workshops an, wie zum Beispiel zum Thema „Wie kommt das Gras in den Burger?“

Wie das Gras in den Burger kommt

Und, wie kommt das Gras in den Burger?
Das ist natürlich eine vereinfachte Darstellung der Nahrungskette, die vom Gras über das Rind zur Herstellung des Burger-Pattys führt. Es soll dem Verbraucher verdeutlichen, wo das Fleisch herkommt und was er mit dem Verzehr des Burgers konsumiert. Auch Fleisch aus unserer Stiermast landet immer wieder in Burger-Pattys einer bekannten Fastfood-Kette. So weiß man genau, wo es herkommt.

Wie wichtig ist es, sich als Bäuerin mit anderen zu vernetzen?
Sehr wichtig, gerade für Frauen. Aus diesem Grund habe ich selbst auch die Ausbildung zur Seminarbäuerin gemacht, um besser in Kontakt zu kommen, sowohl mit anderen Bäuerinnen als auch mit Konsumenten. Generell ist es mir wichtig, mitzugestalten, deshalb bin ich auch als Bezirksbäuerin-Stellvertreterin von Vöcklabruck und im Gemeinderat aktiv.

Können Sie auch mal Urlaub machen?
Ja, das können wir. Nur gehört es gut organisiert. Entweder wir beauftragen den Maschinenring, was allerdings mit Kosten verbunden ist, oder unsere Töchter machen Urlaubsvertretung, was bereits gut klappt und schon eine große Erleichterung ist.

Was braucht die Landwirtschaft für eine gute Zukunft?
Für eine gute Zukunft der Landwirtschaft sind Konsumenten entscheidend, die unsere regionalen Lebensmittel schätzen und konsumieren. Es gibt zwar eine starke Forderung nach mehr Tierwohl, doch leider sind nur wenige bereit, dafür auch mehr zu bezahlen. Viele greifen weiterhin zu günstigem Fleisch, was bei mir Wehmut auslöst. Besonders in Österreich haben wir hohe Standards, und regionale Produkte sind der beste Beitrag zum Klimaschutz. Manche Wirtshäuser kennzeichnen ihre Speisen freiwillig, was mich sehr freut, aber wünschen würde ich mir, dass die gesamte Gastronomie die Herkunftskennzeichnung umsetzt, da der Konsument das Recht hat, transparent zu erfahren, woher sein Essen kommt.

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