Mentale Stärke © Shutterstock

Mentale Stärke von klein auf!

Mentale Stärke ist kein angeborenes Talent, sondern etwas, das, wie ein Muskel, wachsen darf. Wie Eltern ihre Kinder dabei liebevoll begleiten können, erklärt die diplomierte Lebens- und Sozialberaterin Maja Lindmayer aus Ohlsdorf im Interview.

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Vielleicht kennen Sie das: Ihr Kind sitzt an den Hausaufgaben, das Blatt bleibt leer, die Augen werden feucht – und plötzlich kommt dieser Satz: „Ich kann das nicht.“ In solchen Momenten spüren wir, wie viel Druck schon die Jüngsten empfinden. Schule, Freizeit, Freunde – alles scheint Leistung zu verlangen. Die gute Nachricht: „Mentale Stärke lässt sich trainieren und zwar liebevoll, mitten im Alltag“, weiß Maja Lindmayer, die in ihrer Praxis in Ohlsdorf auch Mentaltraining für Kinder, Jugendliche und Erwachsene anbietet.

Frau Lindmayr, was bedeutet mentale Stärke für Kinder?
Mentale Stärke heißt nicht, keine Angst zu haben oder immer mutig zu sein. Sie bedeutet, trotz Angst zu handeln und zu wissen: „Ich darf Fehler machen, ich darf lernen.“ Kinder, die das verstehen, entwickeln Vertrauen in sich selbst. Sie wissen, dass sie Herausforderungen nicht perfekt, aber mit Zuversicht meistern können. Wenn Eltern ihr Kind in solchen Momenten ernst nehmen, ruhig bleiben und zeigen, dass Gefühle willkommen sind, verwandelt sich Angst in Mut. Kinder, die so gefestigt sind, bleiben gelassen – auch, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt.

Was brauchen Kinder, um sich sicher zu fühlen?
Kinder brauchen kein perfektes Zuhause und keine makellosen Eltern, sie brauchen ein starkes Fundament: die Sicherheit, geliebt und angenommen zu sein, ganz unabhängig von Noten oder Leistung. Ein ehrlicher Blickkontakt, ein kurzes „Ich bin da“, eine Umarmung, oft braucht es nicht mehr, um die innere Welt eines Kindes zu stabilisieren.

Maja Lindmayer © privat
Maja Lindmayer, Lebens- und Sozialberaterin aus Ohlsdorf © privat

Kinder brauchen kein perfektes Zuhause und keine makellosen Eltern, sie brauchen ein starkes Fundament.

Wie können Kinder lernen, an sich selbst zu glauben?
Das Gehirn funktioniert wie ein Muskel – es wird stärker, wenn wir üben. Kinder, die glauben, sie müssten alles sofort können, erleben schnell Druck und Frust. Wenn sie jedoch verstehen, dass Können entsteht, verändern sich ihre Gedanken: Ein Fehler ist dann kein Beweis des Scheiterns, sondern ein Schritt im Lernen. Eltern können das unterstützen, indem sie ihre Sprache anpassen: Statt „Gut gemacht!“ lieber konkret sagen: „Du hast dranbleiben geübt.“
Und wenn ein Kind sagt: „Ich kann das nicht,“ genügt oft ein einziges Wort, um Mut zu säen: „Noch nicht.“ So lernen Kinder, Herausforderungen als Wachstumschancen zu sehen und bleiben innerlich stark.

Gibt es einfache Hilfestellungen oder Rituale im Alltag, die Kinder stärken?
Ja, Bewegung, Atmung und Körperhaltung beeinflussen Gefühle. Ein aufrechter Stand, ein ruhiger Atem oder ein bewusstes Lächeln senden dem Gehirn das Signal: „Ich bin sicher.“ Wenn Kinder begreifen, dass sie ihre Gedanken beeinflussen können, entsteht ein neues Gefühl: Ich kann etwas verändern. Diese innere Haltung stärkt ihr Vertrauen in sich selbst und nimmt dem Alltag vieles von seiner Schwere. Kleine Rituale sind etwa ein Mutstein in der Hosentasche, der an innere Stärke erinnert, oder ein Glas mit kleinen Erfolgszetteln, das sichtbar macht, wie viel ein Kind Tag für Tag schon meistert. Auch die Vorstellung, dass unangenehme Gedanken wie Wolken einfach weiterziehen dürfen, stärkt die emotionale Balance.

Wie können Eltern Ihre Kinder unterstützen?
Kinder lernen am meisten durch Beobachtung und Beziehung – durch das, was sie sehen, fühlen und erleben. Eltern dürfen selbst üben, achtsam zu denken, positiv zu sprechen und Vertrauen zu vermitteln, etwa indem sie ehrlich sagen: „Das war anstrengend für mich“ oder „Ich bin heute müde.“ Wer entspannt bleibt, Gefühle zulässt und zeigt, dass Rückschläge normal und Teil des Lebens sind, vermittelt diese Haltung automatisch. So entsteht ein Umfeld, in dem Kinder innerlich stark werden und Eltern gleichzeitig weniger Stress erleben.

Infos

www.majalindmayer.at

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