Katrin Wachauer: Beziehungen einfach erklärt
Nach einer Trennung wollte ORF OÖ-Moderatorin, Podcasterin und Wirtschaftspädagogin Katrin Wachauer verstehen, warum Beziehungen so kompliziert sind.
Katrin Wachauer © Sabine Kneidinger
Also begann sie zu recherchieren und schrieb ihre Erkenntnisse in „Beziehungen einfach erklärt“ nieder. Ein Buch, das Wissen mit Gefühl verbindet.
Komplexe Dinge verständlich zu machen, ist eine Leidenschaft von Katrin Wachauer. Gemeinsam mit Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia erklärt sie seit 2023 im Podcast „Gehirn einfach erklärt“ spannende Zusammenhänge rund ums Gehirn.
Nach einer Trennung wurde ihr klar, dass Beziehungen nicht weniger komplex sind. Ihre persönlichen Erfahrungen hat sie mit wissenschaftlichem Wissen verknüpft und im Buch „Beziehungen einfach erklärt“ festgehalten: ehrlich, humorvoll und mitten aus dem Leben.
Katrin, was hat Sie dazu inspiriert, Beziehungen einfach zu erklären?
Ich habe eine zweijährige Beziehung beendet und war voller Fragen: Woran ist es gelegen? Habe ich etwas falsch gemacht? Ich begann zu reflektieren und zu recherchieren – über gute Beziehungen, toxische Dynamiken und Partnerschaften im Leben. Irgendwann war klar: Das Thema lässt mich nicht mehr los. Und ein Buch zu schreiben war ohnehin ein Traum. Jackpot!
Sie sagen, Beziehungen seien wie ein Spiegel. Was können wir in diesem Spiegel über uns selbst entdecken?
Wir können uns selbst nicht entkommen. Wir handeln aus unseren eigenen Mustern heraus und sind überrascht, wenn andere anders denken oder reagieren. Dabei ziehen wir oft Menschen an, die zu unseren unbewussten Themen passen. Erst wenn wir ehrlich in diesen Spiegel schauen, erkennen wir, was wir brauchen, wie wir lieben und welche Muster wir wiederholen. Diese Selbstreflexion ist entscheidend, um gesündere Beziehungen zu gestalten.
Im Schnitt küssen wir fünf bis sieben ‚Frösche‘, bis wir die große Liebe finden.
Katrin Wachauer
Viele Frauen verlieren sich am Anfang einer Beziehung. Wie gelingt es, sich selbst treu zu bleiben?
Das Wichtigste ist, zu wissen, wer man ist und was man braucht. Wir wollen gefallen und verstellen uns dabei manchmal. Männer sind da oft viel cooler. Wir Frauen dürfen ruhig mehr Selbstwert vorleben – davon profitieren am Ende auch unsere Beziehungen.
Wo verläuft für Sie die Grenze zwischen gesunder Nähe und Enge?
Das hängt stark von der Beziehungsform ab: Freundschaft, Familie, Partnerschaft oder Arbeit. Nähe kann wunderbar sein, aber jeder Mensch hat ein anderes Bedürfnis nach Freiraum. Wichtig ist, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und klar zu kommunizieren. Nähe funktioniert nur, wenn auch Freiraum erlaubt ist.
Sie behandeln im Buch auch toxische Beziehungen. Welche Frühwarnzeichen gibt es?
Verliebtsein macht blind, das Gehirn spielt da einfach verrückt. Deshalb hilft es, einen Schritt zurückzutreten und ehrlich zu fragen: Wie geht’s mir eigentlich in dieser Beziehung? Ein super Trick ist, die Perspektive zu wechseln: Was würde ich meiner Freundin in so einer Situation raten? Diese „Dritte-Person-Perspektive“ bringt oft erstaunliche Klarheit.
Wie viele enge Freundschaften begleiten uns durchs Leben?
Weniger, als man denkt. Studien zeigen, dass enge Freundschaften im Laufe des Lebens seltener werden. Das liegt an Lebensphasen, Umzügen, Prioritäten. Am Ende bleibt oft eine kleine Handvoll Menschen, denen man wirklich vertraut. Und das ist völlig okay. Qualität ist wichtiger als Quantität.
Was macht für Sie Freundschaft aus?
Ein ehrliches Geben und Nehmen. Da sein, wenn’s ernst wird, aber auch gemeinsam lachen können. Es ist ein Miteinander, das auf Vertrauen, Verlässlichkeit und Leichtigkeit basiert. Gute Freundschaften überstehen auch Krisen, weil man einander Raum gibt und sich gleichzeitig trägt.
Die Familie prägt unsere Beziehungen. Warum sind frühe Bindungen so entscheidend?
Weil unsere ersten Beziehungsstile in der Familie entstehen – wie Eltern miteinander umgehen, wie wir Geschwister erleben. Diese Muster prägen uns tief und begleiten uns oft unbewusst in spätere Beziehungen. Wer das erkennt, kann alte Prägungen besser verstehen und bewusst entscheiden, was man in zukünftigen Beziehungen anders machen möchte.
Wie stehen Sie zu Tinder?
Ich war auf Tinder unterwegs und habe ehrlich gesagt nur gute Erfahrungen gemacht. Man bekommt online zwar ein anderes Bild, aber es kann funktionieren. Ich habe so meinen jetzigen Freund kennengelernt. Also ja: Danke!
Wie viele Beziehungen hat man im Durchschnitt im Leben?
Dazu gibt es spannende Studien und die Zahlen überraschen viele. Im Schnitt küssen wir fünf bis sieben „Frösche“, bis wir eine wirklich große Liebe finden. Frauen erleben im Laufe ihres Lebens durchschnittlich fünf Beziehungen, Männer etwa sechs. Natürlich ist das individuell sehr unterschiedlich, aber es zeigt: Jede Beziehung prägt uns ein Stück und bringt uns uns selbst näher.
Wenn Sie uns eine einzige Erkenntnis mitgeben könnten, welche wäre das?
Bleib du selbst. Jeder Mensch denkt anders, liebt anders, lebt anders. Je besser wir uns selbst kennen und akzeptieren, desto gesünder und erfüllender werden unsere Beziehungen – in der Liebe, in Freundschaften, in Familien und zu uns selbst.
„Einfach erklärt“ scheint Ihr Motto zu sein. Was erklären Sie als Nächstes?
Aktuell schreibe ich tatsächlich schon am nächsten Buch: „Frauen einfach erklärt“. (lacht)

Buchtipp
Katrin Wachauer: „Beziehungen einfach erklärt“
Mehr Beziehungserfolg in Familie, Partner- und Freundschaft sowie Arbeitswelt: wissenschaftlich fundiert, reflektiert und alltagsnah. Erhältlich im Fachhandel und auf www.eupubli.com um € 16,99
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