
Endometriose: Wenn Bewegung zur Stärke wird
Wie Bewegung und gezieltes Beckenbodentraining bei Endometriose helfen kann.
© Michael Keplinger
Der 29. September ist ein Tag, an dem man sich – besonders im deutschsprachigen Raum – einem weiblichen Krankheitsbild widmet: der Endometriose. Eine Krankheit, die weltweit Millionen Frauen betrifft und über die man dennoch erstaunlich wenig weiß. Sucht man nach wissenschaftlichen Nachweisen, gleicht das der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Und das, obwohl man davon ausgeht, dass allein in Österreich jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter davon betroffen ist.
Schmerzen im Unterbauch, starke Regelblutungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und chronische Müdigkeit gehören für Betroffene oft zum Alltag. Nicht selten erleben Frauen ein jahrelanges „Abschasseln“ von Expert:innen, bis schließlich eine Diagnose gestellt wird – und Operationen oder Medikamente in den Vordergrund rücken. Doch es gibt noch einen anderen Weg, der zunehmend ins Blickfeld der Forschung rückt und Frauen neue Hoffnung schenkt: Bewegung und gezieltes Beckenbodentraining.
Training als Empowerment
Eine aktuelle Studie der BMC Women’s Health (2024) untersuchte, wie Frauen mit Endometriose ein spezielles Trainingsprogramm erlebten. Dieses umfasste allgemeines Kraft- und Ausdauertraining, Flexibilitätsübungen, Entspannungstechniken und gezieltes Beckenbodentraining. Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Viele Frauen fühlten sich durch das Training nicht nur körperlich gestärkt, sondern auch mental selbstbewusster. Selbst an Tagen mit Schmerzen oder Erschöpfung erlebten sie Bewegung als etwas, das Mut macht – ein echtes Empowerment-Werkzeug.
Auch andere Studien zeigen: Bewegungstherapie, Physiotherapie und Beckenbodentraining verbessern die Lebensqualität signifikant und können Schmerzen reduzieren. Auch wenn die Studienlage noch nicht sehr umfangreich ist, ist der Trend eindeutig: Wer sich bewegt, profitiert – körperlich und seelisch.

Zyklusorientiertes Training
Das bestätigen auch die beiden oberösterreichischen Physiotherapeutinnen und Beckenbodenspezialistinnen Magdalena Rechberger und Judith Sacher. Nicht nur in ihren Praxen, sondern auch mit ihren individuellen Online-Programmen von PelviQueens haben sie regelmäßigen Kontakt mit Frauen mit der Diagnose Endometriose. Ihre Herangehensweise: zyklusorientiertes Training.
„Es macht einen Unterschied, in welcher Zyklusphase man sich befindet“, erklärt Magdalena Rechberger. „An manchen Tagen fühlt sich der Körper belastbarer an, an anderen braucht er sanftere Bewegung, Entspannung oder regenerative Übungen.“ Auch Judith Sacher ist überzeugt: „Dieses Wissen ins Training einzubauen, kann Frauen mit Endometriose helfen, Beschwerden gezielt abzufedern und gleichzeitig das Gefühl zurückzugeben, wieder die Kontrolle über den eigenen Körper zu haben.“
Genau aus diesem Grund – und um Frauen das Training zugänglicher zu machen – haben die beiden Physiotherapeutinnen ihr Online-Programm PelviGlow entwickelt, das sich ganz dem Thema Beckenboden- und Körpertraining bei Endometriose widmet.
Bewegung als Hilfe
„Endometriose ist komplex – und die Herangehensweise muss es auch sein“, sind sich die beiden Expertinnen einig. „Medikamente und Operationen spielen eine Rolle, doch Bewegung und Beckenbodentraining sind ein Schlüssel, den viele Frauen bislang nicht nutzen. Studien zeigen: Wer trainiert, stärkt nicht nur die Muskeln, sondern auch das Selbstvertrauen, den eigenen Körper trotz Endometriose positiv zu erleben.“
Und genau das ist die Botschaft des Endometriose-Tages: Tabus brechen, Wege zeigen, Empowerment leben. Bewegung ist dabei kein Ersatz für medizinische Therapie, aber eine starke Ergänzung.
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