
Claudia Kriechbaumer: Träume groß, wachse mutig!
Mit der Cambio Beautyacademy hat Claudia Kriechbaumer eine starke Marke kreiert.
Strahlend schön im Outfit von den Herzenstöchtern © Ines Thomsen
Das ist die Devise von Claudia Kriechbaumer, die es von der Diplom-Krankenschwester aus dem Mühlviertel zur Inhaberin der größten Karriereschmiede für Make-up-Artists in Österreich geschafft hat. Mit ihrer Cambio Beautyacademy vermittelt sie ihren Schülerinnen nicht nur ihre Expertise im Beautybereich, sondern verstärkt auch auf mentaler Ebene.
Claudia Kriechbaumer ist Unternehmerin, Mentorin und eine der bekanntesten Beauty-Expertinnen Österreichs. Bevor sie in der Branche durchstartete, arbeitete sie als Diplom-Krankenschwester – bis sie sich dazu entschloss, ihrer inneren Stimme zu folgen und nach Miami zu gehen, um dort die Ausbildung zur Make-Up-Artistin zu absolvieren.
Heute lebt sie ein Leben, das sie einst selbst nicht zu träumen gewagt hätte: Zwischen Fashion Weeks und Prominenten wie Leni Klum, für deren Look sie beim Wiener Opernball verantwortlich war, ist sie auch regelmäßig als Beauty-Expertin im ORF und auf oe24 zu sehen und hat sich mit der Cambio Beautyacademy (www.cambio.academy) den Traum von der größten Make-up-Schule Österreichs erfüllt.
Die andere Seite ihres Lebens spielt sich fernab des Glamours ab: Mehr als ein halbes Jahr lebt sie auf Zypern – am Meer, beim Stand-up-Paddling, ungeschminkt und in der Natur. Im Interview spricht sie über ihre Anfänge, ihre Vision, mentale Stärke – und sie verrät einen Schminktipp, der jede Frau zum Strahlen bringt.

Claudia, mit 24 Jahren hast du deinen sicheren Job als Krankenschwester an den Nagel gehängt und bist in die USA gegangen – zur Beautyschool of America in Miami. Der Kreativ-Direktor von Chanel war dein Trainer. Was hast du dort gelernt – für den Job und fürs Leben?
In Amerika habe ich zum ersten Mal erlebt, was es heißt, groß zu träumen – dieses typische Dream Big-Mindset. Das war für mich total neu. Meine Trainerinnen und Trainer – unter ihnen auch der Kreativ-Direktor von Chanel – haben mich nicht nur technisch weitergebracht, sondern mir auch gezeigt, wie wichtig die innere Haltung ist. Sie sagten immer: „Mach die Augen zu, bevor du eine Kundin schminkst, und stell dir vor, es ist deine absolute Traumkundin. Stell dir die Atmosphäre vor, das Gefühl – wo du bist, wie es riecht, wie es klingt.“
Was hat dich an dieser Erfahrung besonders geprägt?
Miami Beach hat diesen ganz besonderen Spirit. Wer schon dort war, weiß, was ich meine – es liegt etwas in der Luft, dieser Glaube daran, dass alles möglich ist. Vom Tellerwäscher zum Millionär – dieser Gedanke war überall spürbar. Neben all dem, was ich über Make-up, Skincare und Hairstyling gelernt habe, war das mein größtes Learning: zu verstehen, wie viel die eigene Vorstellungskraft bewegen kann. Das hat mir die Augen geöffnet – vorher hätte ich mich nie getraut, so groß zu träumen.
In den ersten drei Jahren stand dreimal die Finanzpolizei vor der Tür, weil man mich angezeigt hatte.
Claudia Kriechbaumer
Der Weg zurück nach Österreich war aber nicht einfach: Deine Ausbildung aus den USA wurde hier nicht anerkannt. Hast du damals daran gedacht, alles wieder hinzuschmeißen?
Das war wirklich eine harte Zeit. Ich bin quasi pleite aus Amerika zurückgekommen, weil ich mir die gesamte Ausbildung selbst finanziert hatte. Wieder zurück war ich voller Hoffnung endlich durchzustarten. Und dann kam der Dämpfer: Ich musste noch einmal rund 5.000 Euro investieren und die Ausbildung beim WIFI machen. Damals wollte ich wirklich alles hinschmeißen, aber die Schmerzmotivation, wie ich es heute nenne, war enorm.
Nur ein halbes Jahr nach deiner Ausbildung in Österreich hast du die Cambio Beautyacademy gegründet – heute die größte Karriereschmiede für Make-up Artists in Österreich. Was hat dich dazu motiviert, so schnell wieder durchzustarten?
Der größte Antrieb war der Zweifel von außen. Fast alle waren gegen meine Entscheidung, nach Amerika zu gehen und meinen sicheren Job als Krankenschwester aufzugeben. Familie, Freunde – niemand konnte nachvollziehen, warum ich so viel riskiere. Und genau das hat in mir dieses Feuer entfacht. Ich wollte beweisen, dass es möglich ist, wenn man wirklich an sich glaubt. Ich habe wahnsinnig viel Geld und Zeit investiert – und bin immer wieder gegen Widerstände gelaufen. Aber ich habe mir jeden Tag gesagt: Ich schaffe das. Scheitern war für mich keine Option.
Begonnen hast du mit einem Studio in Linz. Wie war der Anfang und wie bist du vom Mitbewerb aufgenommen worden?
Damals war die Branche in Österreich noch ganz anders als heute. Das Konkurrenzdenken war enorm – jede Visagistin war eine Einzelkämpferin. Teamwork, wie wir es heute in der Branche leben oder wie unsere Absolventinnen es selbstverständlich umsetzen, hat es damals schlichtweg nicht gegeben. In den ersten Jahren stand dreimal die Finanzpolizei vor der Tür, weil man mich angezeigt hatte. Und das, obwohl ich kaum Geld verdient habe, weil ich fast alles gratis gemacht habe, um mir einen Namen aufzubauen. Aber anscheinend war das manchen ein Dorn im Auge.
Wie bist du mit dieser Ablehnung umgegangen – und was hat sie in dir ausgelöst?
Gerade dadurch ist in mir der Wunsch gewachsen, etwas zu verändern. Ich wollte ein Team gründen, das nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeitet. Ich kannte das aus den USA ganz anders – dort hilft man sich, dort wird Wissen geteilt, da herrscht ein ganz anderer Spirit. Und genau diesen Teamgedanken wollte ich auch nach Österreich bringen. Das war letztlich der Auslöser für die Gründung der Cambio Beautyacademy.
Wie kam es dazu, Ausbildungen anzubieten?
Nach meiner Rückkehr aus den USA sind plötzlich viele Leute auf mich zugekommen und wollten wissen, wie ich arbeite. Sie wollten von mir lernen – vor allem die amerikanischen Techniken, die es hier in Österreich noch überhaupt nicht gab. Also habe ich kurzerhand meinen ersten Kurs aufgestellt – und der war sofort voll. Fünf Teilnehmerinnen waren dabei, und eine davon war meine Geschäftsführerin Marlies Baumgartner-Pinsker. Sie war tatsächlich eine meiner allerersten Schülerinnen.
Ihr seid schnell gewachsen. Heute gibt es neben Linz und Wien Cambio-Studios in Salzburg bei Sturmayr Friseure, eine Franchise-Filiale in der Steiermark und eine Niederlassung in München. Was hat dieses Wachstum an Arbeit, Mut und Risiko bedeutet?
Es war enorm viel Arbeit – nicht nur von mir, sondern auch von Marlies. In Cambio steckt unser ganzes Herzblut drinnen. Jede freie Minute, jede Entscheidung, jeder Rückschlag. Und es war auch mit richtig viel Risiko verbunden. Zwei Jahre nach meiner Selbstständigkeit habe ich einen Kredit aufgenommen – 300.000 Euro. Das war kein leichter Schritt, aber ich wusste: Wenn ich wachsen will, muss ich auch investieren. Natürlich gab’s immer wieder Unsicherheiten, gerade in schwierigen Zeiten wie Corona. Da war oft nicht klar: Können wir weitermachen? Müssen wir umdenken? Wie investieren wir richtig, ohne uns zu übernehmen?
Was war für dich ein Wendepunkt beim Aufbau deiner Studios?
Die Eröffnung unseres Standortes in Wien. Ursprünglich hatte ich nach einem Studio mit einer Miete von rund 2.000 Euro gesucht. Dann sah ich dieses eine Studio – ich ging hinein und wusste sofort: Das ist es. Es war genau das Studio, das ich mir damals in Amerika immer vorgestellt hatte. Ich begann zu weinen, weil es sich anfühlte wie eine Manifestation, die plötzlich Realität geworden war.

Mittlerweile lebst du mehr als ein halbes Jahr auf Zypern, betreibst aber gleichzeitig deine Studios in Österreich und München. Wie organisierst du das?
Marlies ist die Geschäftsführerin, und in allen Studios arbeiten Trainerinnen vor Ort, das sind Visagistinnen, die auf selbstständiger Basis arbeiten. Dazu kommen drei Mitarbeiterinnen im Backoffice, die den Betrieb am Laufen halten. Was meine Arbeit betrifft, funktioniert vieles online und lässt sich sehr flexibel organisieren. Zum Beispiel kann ich PR-Termine, wie meine regelmäßigen Auftritte beim ORF und OE24, so legen, dass ich die in der Zeit in denen ich in Österreich bin, dafür optimal nutze.
Waren Strand, Sonne und ein Leben abseits des Trubels eine Vision von dir?
Ja, das war tatsächlich immer mein großer Traum. Ich berate so viele junge Frauen und Menschen darin, ihre Träume zu verfolgen und zu leben. Da habe ich irgendwann gedacht: Jetzt bist du dran! Und ehrlich gesagt war es auch eine kleine Mutprobe keine eigene Wohnung mehr in Österreich zu haben. Aber dieses Loslassen war genau das, was ich gebraucht habe, um wirklich frei zu sein und meinen Traum zu leben.
Was unterscheidet die Ausbildung bei der Cambio Beautyacademy von klassischen Beauty-Schulen?
Wir sind immer mit der Zeit gegangen und sehr innovativ geblieben. Ein großer Vorteil ist unser hybrides Ausbildungsmodell. Das ermöglicht es vor allem Müttern und berufstätigen Frauen, die Ausbildung flexibel neben dem Job oder der Familie zu machen, ohne lange Anfahrtswege oder Reisekosten. Weiters ist der Praxisanteil bei uns besonders intensiv und exklusiv: Unsere Schülerinnen begleiten uns zu hochkarätigen Veranstaltungen wie der Vienna Fashion Week und dürfen bei meinen Einsätzen im Fernsehen dabei sein. So bekommen sie Einblicke hinter die Kulissen, die sonst kaum zugänglich sind. Und das Beste daran: Sie können diese Erfahrungen direkt in ihr Portfolio aufnehmen und haben damit wertvolle Referenzen, die sie von anderen Absolventinnen klar abheben. Genau das macht unsere Ausbildung einzigartig und so erfolgreich.
Manchmal reicht eine einzige
Claudia Kriechbaumer
Gelegenheit, um das ganze Leben zu
verändern.
Als du Cambio vor mehr als elf Jahren gegründet hast, gab es Social Media mit den vielen Tutorials, noch nicht – von künstlicher Intelligenz ganz zu schweigen. Wie sehr hat sich die Beauty-Branche dadurch verändert?
Man merkt, dass sich das Denken der Jugendlichen sehr verändert hat. Früher ging es bei Make-up vor allem darum, das Schönste aus einer Frau herauszuholen. Heute dreht sich vieles um Selbstdarstellung – viele wollen selbst Influencer werden und präsentieren sich auf Instagram und Co. Deshalb ist es uns wichtig, immer wieder klarzumachen: Make-up ist kein Versteckspiel, keine Maske. Es geht nicht darum, etwas zu überdecken, sondern das Innere einer Person zu betonen und sie dadurch schöner zu machen. Wir legen großen Wert darauf, das Schönheitsideal wieder näher an die Realität zu bringen und bewusst zu machen, was Bildbearbeitung und künstliche Intelligenz an „perfekten“ Bildern erschaffen – und dass das nicht unser Beruf ist.
Was war rückblickend deine mutigste Entscheidung als Unternehmerin?
Ich glaube, die mutigsten Entscheidungen sind immer die ersten. Für mich war es der Schritt, nach Amerika zu gehen, meinem Herzen und Träumen zu folgen und für das einzustehen, was ich wirklich will – auch gegen alle Stimmen von außen. Das war mit Abstand mein wichtigster und mutigster Karriereschritt.
Würdest du es heute wieder genauso machen?
Auf jeden Fall! Vielleicht würde ich bei einigen Kleinigkeiten anders handeln, aber den Grundstein so zu legen, das würde ich jederzeit wieder tun. Denn dieser Schritt hat mein ganzes Leben verändert.
Wir befinden uns gerade in einer wirtschaftlich herausfordernden Zeit – viele spüren die Teuerung und investieren weniger in Aus- und Weiterbildungen. Wie schwierig ist es aktuell in deiner Branche zu bestehen?
Die Branche verändert sich bei uns fast jährlich, manchmal sogar halbjährlich. Trends kommen und gehen sehr schnell, und das Verhalten der Menschen ist immer schwerer vorherzusehen. Was vor einem halben Jahr noch gut funktioniert hat, kann heute komplett anders sein. Deshalb wachsen wir momentan nicht so stark, weil wir uns voll auf die aktuellen Gegebenheiten konzentrieren müssen – vor allem, um die Qualität unserer Ausbildung aufrechtzuerhalten.
Du hast mit der Cambio Bautyacademy eine starke Marke aufgebaut und bist für viele junge Make-up Artists eine Mentorin. Was gibst du deinen SchülerInnen mit?
Besonders am Herzen liegt uns der mentale Bereich. Wir sehen, dass junge Menschen heute zwar mehr Möglichkeiten denn je haben, aber gleichzeitig mit ganz neuen Herausforderungen zu kämpfen haben, die es früher in dieser Form nicht gab. Viele haben Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl, manche trauen sich nicht einmal, ihre Preise klar zu kommunizieren, oder stoßen auf innere Blockaden, die sie am Weiterkommen hindern. Ich möchte sie unterstützen, den Mut zu entwickeln, Chancen zu ergreifen, denn manchmal reicht eine einzige Gelegenheit, um das gesamte Leben zu verändern.
Wenn du dir dein Unternehmen heute ansiehst – ist deine Vision aufgegangen? Was sind aktuell deine Visionen?
Marlies und mein großer Traum war immer, die größte Make-up-Schule in Österreich zu werden – und das haben wir wirklich geschafft. Das ist für uns ein riesiger Erfolg. Nach zehn Jahren schnellen Wachstums treten wir jetzt aus dem „Hustle-Modus“ raus und lernen, den Erfolg auch zu genießen. Gleichzeitig wollen wir online weiterwachsen. Für viele ist das der einzige Weg, der finanziell und zeitlich passt.
Wo siehst du Cambio in fünf Jahren?
In fünf Jahren sehe ich Cambio als eine noch stärkere, vielseitigere Marke, die junge Make-up Artists auf ihrem Weg begleitet – digital und persönlich.
Dein Alltag spielt sich oft in der Welt von Glamour, Kameras und Events ab – was erdet dich, wenn du mal nicht in High Heels und Make-up unterwegs bist?
Privat genieße ich es total, ungeschminkt zu sein. Ich bin ein echtes Island- und Beach-Girl, vor allem wenn ich in Zypern bin. Da verbringe ich viel Zeit im Wasser oder beim Stand-Up-Paddling. Die Natur ist für mich unglaublich wichtig, sie erdet mich. Ich komme aus dem Mühlviertel, bin mit Wald und Natur aufgewachsen, und je älter ich werde, desto mehr brauche ich diese Verbindung, um in Balance zu bleiben.
Eine Frage noch: Wenn du einen einzigen Schminktipp geben dürftest, der jede Frau zum Strahlen bringt – welcher wäre das?
Der wichtigste Tipp ist für mich die richtige Foundation. Wenn Frauen diese für sich gefunden haben, dann verändert das ihr gesamtes Aussehen und bringt sie zum Strahlen.
Und wie findet man die?
Am besten an der Kinnkante testen – also dort, wo Gesicht und Hals aufeinandertreffen. Auftragen, gut verblenden und etwa zwei Minuten warten. Wenn danach kein Übergang zu sehen ist, passt sie perfekt.