Am Ledererhof: Claudia Auinger mit ihrer Familie in der Natur

Am Ledererhof: Claudia Auinger ist Neo-Wirtin aus Leidenschaft

Vierfachmama Claudia Auinger trotzt dem Wirtshaussterben.

5 Min.

Claudia Auinger mit ihrem Mann Johannes und drei von den vier Kindern © Nicole SalfingerIKosia Photography

Während anderswo Wirtshaustüren für immer schließen, öffneten Claudia Auinger und ihr Mann Johannes vor einem Jahr die Tore zu ihrem „Ledererhof“ in Aistersheim. Wie die Neo-Gastwirtin ihre vier Kinder, den Hofladen und das Landgasthaus managt, ohne selbst auf der Strecke zu bleiben, hat sie uns im Interview erzählt.

Man muss einen gesunden Mittelweg finden, um das Private vom Geschäftlichen zu trennen.

Claudia Auinger

Als vor zwei Jahren in Aistersheim das letzte Wirtshaus schloss, fassten Claudia Auinger und ihr Mann Johannes einen mutigen Entschluss: Sie öffneten ihren „Ledererhof“ (www.ledererhofgasthaushofladen.at) als Landgasthaus, um den Menschen im Ort und der Umgebung einen neuen Treffpunkt zu bieten. Herausgekommen ist ein echter Familienbetrieb – denn wann immer es zeitlich möglich ist, packen alle vier Kinder im Alter zwischen zwölf und 25 Jahren mit an. Genau diese familiäre Atmosphäre macht den „Ledererhof“ zu einem besonderen Ort: ein Gasthaus, in dem man sich wie zuhause fühlt.

Frau Auinger, was hat Sie dazu bewogen – gerade in einer Zeit, in der die Gastronomie von Schließungen betroffen ist?
Unser Weg in die Selbstständigkeit begann vor etwa sechs Jahren, als wir unseren Hofladen aufbauten. Damals schafften wir uns am Bauernhof 250 Freilandhühner an und legten uns eine Nudelmaschine zu, um übrig gebliebene Eier zu verarbeiten – so nahm alles seinen Lauf. Als dann vor zwei Jahren das letzte Wirtshaus im Ort seine Türen schloss, trafen wir die Entscheidung: „Jetzt oder nie – wenn man sich nichts traut, kann auch nichts Neues entstehen.“ Nach diesem Motto errichteten wir in unserem bestehenden Stallgebäude eine kleine, familiäre Gastronomie, in der 30 Personen im Innenbereich und 30 Personen im Gastgarten Platz finden. Das ist eine Größe, die wir mit einer Angestellten im Service und dem familiären Rückhalt gut bewältigen. Damit umgehen wir auch das Problem der Personalsuche in der Gastronomie.

Wie würden Sie den „Ledererhof“ beschreiben?
Wir haben ein Gasthaus geschaffen, in das wir selbst gerne essen gehen würden. Nachhaltigkeit und Regionalität sind uns besonders wichtig. So stellen wir zum Beispiel unsere Eiernudeln selbst her, wobei wir den Durumgrieß (Hartweizengrieß) direkt vom eigenen Feld beziehen.

Wofür sind Sie im Betrieb zuständig?
Für alles ein bisschen (lacht)! Angefangen von der Buchhaltung über die Planung bis hin zum Einkauf – mein Kopf ist immer am Arbeiten. Auch für die Küche bin ich zuständig und sobald etwas Luft ist, übernehme ich auch den Service, da mir der Kontakt zu unseren Gästen sehr wichtig ist. Ich bin die Chefin – an diesen Ausdruck musste ich mich erst gewöhnen, aber es braucht Struktur und eine Ansprechperson, damit alles reibungslos funktioniert.

Woher stammt Ihre Leidenschaft für das Kochen?
Ich bin mit vier Geschwistern auf dem Land aufgewachsen und habe von meiner Mutter gelernt, aus allem, was die Natur gerade bot, etwas Gutes zu zaubern. Diese Erfahrungen prägen mich bis heute. Zudem profitiere ich von meiner Ausbildung zur Bäckerin und Konditorin. Selbstverständlich gehört auch Leidenschaft dazu – eine Prise von allem, und schon schmeckt es.

Warum sollte man unbedingt im „Ledererhof“ essen?
Nach gut eineinhalb Jahren Betrieb kann ich mit Stolz sagen, dass wir eine sehr gute, bürgerliche Küche bieten. Zusätzlich haben wir uns auf Pizzen spezialisiert, die in einem offen befeuerten Steinofen zubereitet werden. Viele Gäste kommen sogar extra wegen unserer Pizzen zu uns.

Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Der Kalbsrollbraten nach einem Rezept von meiner Oma, mit viel Butter und bester Fleischqualität – das macht ihn besonders gschmackig.

Vier Kinder, ein Hofladen und ein Gasthaus

Vier Kinder, ein Hofladen und ein Gasthaus – das klingt nach einem 
echten Kraftakt.
Ja, das stimmt. Ich war schon immer ein Powerbündel und sehr zielstrebig, aber seitdem die Gastronomie unser Vollzeitjob ist, läuft vieles etwas anders. Es kommt durchaus vor, dass die Kinder am Küchentisch sagen: „Gibt es auch noch etwas anderes als das Wirtshaus?“ Man muss einen gesunden Mittelweg finden, um das Private vom Geschäftlichen zu trennen, was nicht immer einfach ist, da mein Mann und ich mitten im Geschehen stecken.

Bis Dezember waren Sie noch als Diplomkrankenschwester tätig. Haben Sie schon je daran gezweifelt, ob das Wirtinnendasein der richtige Weg war?
Obwohl ich von Herzen in der Pflege tätig war, es wäre für mich einfach nicht mehr gesund gewesen, beides zu vereinbaren. Das Wirtinnendasein gefällt mir sehr gut. Ich bin gerne unter Menschen und habe es noch nie bereut. Natürlich gibt es Situationen, die einen an die eigenen Grenzen bringen, aber solche Herausforderungen gehören zum Leben dazu. An ihnen kann man nur wachsen und daraus lernen.

Der Muttertag wird im „Ledererhof „mit einem 4-Gänge-Menü für die Gäste gefeiert. Bleibt auch für Sie noch Zeit zu feiern?
Jedes Kind braucht seine Mama, egal wie alt es ist, und es ist wirklich ein Spagat, jedem gerecht zu werden, ohne sich dabei selbst zu vergessen. Daher behalten wir die Zeit mit der Familie und das Feiern von Festen bei. Seit Oktober haben wir jeden letzten Sonntag im Monat geschlossen – das ist unser Familiensonntag. Familienzeit ist kostbar und lässt sich nicht nachholen. Ein Vorteil der Selbstständigkeit ist, dass man selbst entscheiden kann, wie man seine Zeit gestaltet. Man ist sein eigener Chef, was auch viele Vorteile hat.

Am Ledererhof: Claudia Auinger mit einer ihrer Töchter
© Nicole SalfingerIKosia Photography

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