
Second-Hand-Brautkleid: Aus der Not entstand Geschäftsidee
Die Suche nach einem Second-Hand-Brautkleid war so schwierig, dass Stephanie Gruber daraus eine Geschäftsidee entwickelt hat.
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Als Stephanie Gruber für ihre Hochzeit im Vorjahr ein Second-Hand-Brautkleid aus zweiter Hand suchte, war sie mehr als einmal der Verzweiflung nah. Shops gibt es kaum und die Onlinesuche gestaltete sich mühselig und äußerst zeitaufwendig. Doch die gebürtige Oberösterreicherin hielt an ihrem Traum fest. Denn: „Ein Brautkleid erzählt eine Geschichte, und diese Geschichte sollte nicht nach nur einem Tag enden“, so die 34-Jährige.
Die Marktlücke wird zur Geschäftsidee, denn gleich nach ihrer Hochzeitsreise gründet sie ein Onlineportal für Second-Hand-Brautkleider. „Ziel ist es, Emotionen und Erinnerungen weiterzugeben, gleichzeitig Ressourcen zu schonen und einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten“, erklärt Gruber. „Ein Brautkleid ist in den meisten Fällen ein Einweg-Produkt – und das muss sich ändern!“
Sie haben selbst lange nach einem Second-Hand-Brautkleid für Ihre Hochzeit gesucht. Warum war das so schwierig?
Stephanie Gruber: In Österreich gibt es leider kaum Second-Hand-Brautmodengeschäfte. Dadurch läuft der Großteil des Marktes über Plattformen wie Willhaben, die jedoch keine spezialisierten Filter bieten. Das bedeutet: Man kann weder nach Körpergröße noch nach Ärmellänge oder Ausschnitt suchen. Das hat meine Suche extrem mühsam und zeitaufwendig gemacht. In Deutschland zum Beispiel ist Second-Hand-Brautmode viel verbreiteter, dort gibt es in jeder mittelgroßen Stadt ein Fachgeschäft, was die Suche erheblich leichter macht.
Warum wollten Sie kein neues Kleid?
Für mich war von Anfang an klar, dass ich ein Second-Hand-Kleid möchte. Ich finde es absurd, dass Brautkleider wie Einwegprodukte behandelt werden – das erscheint mir weder ökologisch noch finanziell sinnvoll. Allerdings war die Suche so frustrierend, dass ich zweimal kurz davor war, einfach in ein Geschäft zu gehen und ein neues Kleid zu kaufen. Ich habe ja genau gewusst, was ich wollte, es wäre also schnell erledigt gewesen. Für mich war es eine Prinzipienfrage, darum bin ich stur geblieben (lacht). Allerdings wurde mir dabei klar, dass sich viele umweltbewusste Menschen so eine mühselige Suche nicht antun würden. Was gefehlt hat, war eine einfache Lösung. Deshalb habe ich nach meiner Hochzeit begonnen, den Markt zu analysieren, mit vielen Leuten zu sprechen und eine Plattform zu entwickeln. Zwei Monate später ist die erste Version online gegangen. Innerhalb von zehn Wochen waren 100 Kleider verfügbar, und das positive Feedback hat mich sehr motiviert, weiterzumachen.

Wie funktioniert dieses Onlineportal?
Wenn man ein Brautkleid verkaufen möchte, kann man in wenigen Schritten kostenlos eine Anzeige erstellen. Voraussetzung ist nur, dass das Kleid professionell gereinigt wurde. Hochwertige Fotos und detaillierte Angaben helfen beim Verkauf. Die Verkäuferin legt den Preis selbst fest und entscheidet, ob sie es per Versand oder Abholung anbietet. Beim Versand bekommt die Verkäuferin übrigens ein automatisches Label von mir, sodass sie es nur noch ausdrucken muss. Beim Verkauf bleiben aktuell fünf Prozent des Preises bei mir, um die Kosten zu decken – langfristig werden es eher zehn Prozent, damit das Modell auch für mich nachhaltig bleibt. Wenn eine zukünftige Braut umgekehrt ein Kleid sucht, kann sie auf revels.at mit vielen Filtern – etwa Silhouette, Länge, Ärmel oder Maße – gezielt stöbern. Der Kauf läuft über die Plattform, entweder mit Abholung oder Versand. Falls das Kleid nicht passt, kann es mit einem Rücksendelabel retourniert werden. Ich betone aber immer, dass eine gute Schneiderin fast jedes Kleid anpassen und für die Braut individualisieren kann.
Sicheres Bezahlen ist online immer ein heikles Thema. Wie läuft das bei Ihnen ab?
Bei mir gibt es Käuferschutz: Das bedeutet, dass das Geld zu mir kommt, wenn die Kundin ein Kleid kauft. Erst bei Erhalt und Bestätigung der Kundin, dass alles okay ist, wird das Geld von mir freigegeben. Man muss also keine privaten Überweisungen tätigen oder Sorge haben, dass das Geld weg ist und man nie ein Kleid bekommt.
Ein Brautkleid erzählt eine Geschichte, und diese Geschichte sollte nicht nach nur einem Tag enden.
Stephanie Gruber
Was sind die Vorteile – für Verkäuferinnen und Käuferinnen?
Für Verkäuferinnen ist der Aufwand minimal: Sie können ihr Kleid bequem von zu Hause aus verkaufen und bekommen meist zwischen 50 und 60 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises zurück. Käuferinnen profitieren von einzigartigen Kleidern und haben Zugang zu Designerkleidern, die sonst vielleicht das Budget sprengen würden. Denn selbst in kleinem Rahmen ist eine Hochzeit teuer, da freut man sich über jeden Tausender, den man sparen kann. Zusätzlich verlängert sich durch den Wiederverkauf die Lebensdauer des Kleides, und es entstehen keine neuen Emissionen. Nachhaltigkeit in der Mode funktioniert nur über Wiederverwendung. Wer ein Second-Hand-Brautkleid kauft, trifft also nicht nur eine gute finanzielle Entscheidung, sondern auch eine für unseren Planeten.
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