Sabine Sieberer am Pferdehof in Steyrling

Sabine Sieberer im Pferdeglück

Warum Veränderung gut ist

5 Min.

Erfolgreich umgesattelt: Sabine Sieberer hat den Hof vom Tal auf den Berg verlegt und vor zehn Jahren einen Pferdeeinstellbetrieb gegründet. © Dominik Derflinger

Für Sabine Sieberer gibt es nichts Schöneres, als Bäuerin auf ihrem eigenen Pferdehof in Steyrling zu sein. Was die Technikerin und Dreifachmama alles in Bewegung setzte, um diesen Traum gemeinsam mit ihrem Mann zu verwirklichen und warum Veränderung gut ist: Ein Hofbesuch mit grandioser Aussicht bringt Antworten.

Vom Nebel in die Sonne

Schon die Anfahrt zum Pferdehof Gaisriedl über die kurvige Güterstraße hinauf gestaltet sich spektakulär. Angekommen auf einer Anhöhe in der idyllischen Gemeinde Steyrling bietet der Hof von Sabine und Bernhard Sieberer eine sensationelle Aussicht auf die umliegende Bergwelt, vom Falkenstein bis zum Kasberg. „Hier oben scheint oft die Sonne“, empfängt uns Sabine Sieberer mit einem herzhaften Lachen.

Wie es kam, dass sie von der Betriebselektrikerin auf Pferdebetrieb umgesattelt hat und was ihr als Bäuerin und Mutter von zwei Töchtern (15, 12) und einem Sohn (5) wichtig ist, erfahren wir bei einem Rundgang durch die Stallungen hinauf zur Weide, weiter zur Kapelle und anschließend bei einem Kaffee samt saftigem Apfelkuchen im Pferdestüberl.

Landwirtschaft wird immer weiblicher.

Sabine Sieberer

Sabine, was bedeutet es Ihnen, Bäuerin zu sein?
Für mich gibt es nichts Schöneres. Ich bin sehr gerne von Tieren umgeben und als die Kinder auf die Welt kamen, war die Überlegung, dass es ein Glück ist, wenn man zuhause arbeiten und zugleich für die Kinder in greifbarer Nähe sein kann. Für mich bedeutet es außerdem ein eigenes Einkommen.

Für einen solchen Arbeitsplatz in dieser herrlichen Lage mit Aussicht auf Berge und Wälder würden manche viel geben. Wie kamen Sie auf die Idee, hier einen Pferdeeinstellbetrieb zu gründen?
Mit 12 Jahren bekam ich ein eigenes Pferd. Es hat sich also der typische Mädchentraum erfüllt. Meine Eltern haben im Tal eine Landwirtschaft mit Mutterkuhhaltung betrieben, wo ich von klein auf mitgeholfen habe. Im Sommer waren die Kühe hier oben auf der Weide und ich bin auch viel heraufgekommen.

Als mein Mann und ich dann etwas Eigenes schaffen wollten, war für mich klar, dass es etwas sein sollte, wofür man Leidenschaft aufbringen kann. Und das waren in meinem Fall die Pferde. Wir haben eine Hofumsiedlung durchgeführt, sonst hätten wir in dieser Lage gar nicht bauen dürfen, und vor zehn Jahren mit dem Pferdeeinstellbetrieb angefangen. Es wurde sofort gut angenommen, die Pferdeboxen waren begehrt. Aktuell haben wir zwölf Pferde eingestellt, davon drei eigene.

Sabine Sieberer am Pferdehof in Steyrling.
Die 44-Jährige ist Bezirksbäuerin, Landwirtschaftskammerrätin, im Gemeindevorstand, Mutter von drei Kindern und liebend gerne Selbstversorgerin. © Dominik Derflinger


Was wollten Sie als Kind werden?
Technikerin. Und diesen Weg habe ich zuerst auch eingeschlagen. Ich machte eine Lehre zur Betriebselektrikerin und begann danach die Fachhochschule für Automatisierungstechnik in Wels, wo ich meinen Mann kennenlernte. Als ich beschloss, in die Landwirtschaft einzusteigen, absolvierte ich den Landwirtschaftlichen Facharbeiter in der Abendschule.

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Wie gut können Sie vom landwirtschaftlichen Betrieb leben?
Ich kann mein eigenes Einkommen erwirtschaften. Für zwei würde es allerdings nicht reichen. Mein Mann arbeitet Vollzeit als Technischer Leiter in einem Unternehmen.

Was gehört zu Ihren Hauptaufgaben?
Zu meinen Hauptaufgaben gehören der Weidegang der Pferde, das Füttern, Ausmisten und Versorgen der Tiere, Sommer wie Winter. Wir produzieren unser eigenes Futter, das heißt von der Mahd bis zur Heuernte machen wir alles selbst. Wir bewirtschaften insgesamt 14 ha Land. Neben Pferden leben noch Ziegen, Hühner, ein Hund und ein Pfau am Hof. Auch die Selbstversorgung mit Putenfleisch, Wild und Gemüse aus Eigenanbau ist mir wichtig. Diesen Zugang – wissen, wo’s herkommt – möchte ich auch unseren drei Kindern mitgeben.

Was sind die Herausforderungen im Arbeitsleben als Bäuerin?
Die Bürokratie ist sicherlich eine Herausforderung. Ein Beispiel: Die Pferde kommen täglich auf die Weide. Als Nachweis muss ich ein Weidetagebuch führen, weil ich die Maßnahme „Tierwohl-Weide“ beantragt habe. Natürlich verstehe ich als Funktionärin gewisse Nachweispflichten, aber besonders für kleine Betriebe ist der Aufwand oft groß. Ansonsten ist in meinem Bereich vorteilhaft, dass ich nicht vom Markt abhängig bin, weil ich Dienstleistungen anbiete.

Sabine Sieberer am Pferdehof in Steyrling.
Von Generation zu Generation hat die Familie von Sabine Sieberer immer die Veränderung in der Landwirtschaft gelebt. © Dominik Derflinger

Können Sie auch mal Urlaub machen?
Ja, das geht sich aus. Es sind zwar meistens kürzere Urlaube von drei bis vier Tagen, weil sich das organisatorisch besser bewerkstelligen lässt. Wenn wir nicht da sind, springen meine Eltern ein. Da ist der Pferdebetrieb ein Vorteil. Hätten wir einen Melkbetrieb, ginge das nicht so einfach.

Sie sind auch als Bezirksbäuerin und Landwirtschaftskammerrätin im Einsatz. Was ist Ihnen als Funktionärin wichtig?
Jammern allein bringt nichts – man kann nur etwas ändern, wenn man sich einbringt. Deshalb habe ich Funktionen übernommen, um die Anliegen der Bäuerinnen und Landwirte an die zuständigen Stellen zu tragen. Da geht es mir als Funktionärin auch darum, ein offenes Ohr für die Anliegen zu haben und über die Probleme Bescheid zu wissen. Und es ist wichtig, dass man zusammenhält. Ohnehin sind wir in der Landwirtschaft nicht mehr recht viele, die landwirtschaftlichen Betriebe werden immer weniger. Dafür steigt die Vielfalt, wie wir in unserem Bezirk sehen.

Wie sieht diese Vielfalt aus und ist auch Exotisches darunter?
Während im gebirgigen Süden Grünland und Kuhhaltung dominieren, herrscht im Norden Ackerbau und Schweinezucht vor. Es gibt einige Alpakabetriebe und welche, die auf Entenzucht umgestellt haben. Auch Selteneres, wie den Anbau von Mandeln und Haselnüssen, die Gewinnung von Kaviar bis hin zur Garnelenzucht in Kremsmünster, können wir im Bezirk vorweisen.

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