© Thom Trauner
Schon seit geraumer Zeit ist Sascha erfolgreich als Escort-Mann bzw. Begleiter in Österreich, Deutschland und der Schweiz unterwegs. Warum er den Begriff „Callboy“ nicht mag und was Frauen von einem sinnlichen Begleiter erwarten, verrät der 51-jährige gebürtige Deutsche im Interview.
Ich brauchte eine seriöse Begleitung, die charmant und weltgewandt sein sollte. Da ich auch Spaß haben und keine Experimente machen wollte, bin ich über die Website www.sinnlichkeit-leben.com auf Sascha gestoßen. Volltreffer! Ich empfinde ihn als sehr einfühlsamen und aufmerksamen Gentleman. Die Zärtlichkeit obendrauf war eine wundervolle Überraschung“
schwärmt Katharina von ihrem Date mit Sascha.
Die Gründe, warum Frauen sich an einen Callboy wenden, sind vielschichtig und im Gegensatz zu Männern, die solche Dienste in Anspruch nehmen, geht es bei Frauen nicht vorrangig um Erotik und Sex. „Bevor es zu Nähe, Berührung und Intimität kommt, baut sich über Gespräche eine Stimmung auf. Frauen wollen mehr, Frauen wollen das Gesamtpaket“, erklärt Sascha beim Interview in der Redaktion.
Sascha, Sie bezeichnen sich als Escort-Mann und Begleiter. Was darf man sich darunter vorstellen?
Als Begleiter bin ich dafür zuständig, Frauen im wahrsten Sinne des Wortes zu begleiten. Das kann zum Beispiel eine Freizeitbegleitung bei einem Event sein, wo die Frau nicht alleine hingehen möchte, aber auch ein Wochenende oder eine kleine Reise. Andererseits geht es um Nähe, Intimität und Erotik – einfach darum, dass wir eine schöne Zeit miteinander haben.
Wie darf man sich ein erstes Treffen mit einer Frau vorstellen?
Meistens startet es mit einem Abendessen oder einem Gespräch an der Bar –und dann schauen wir gemeinsam, wo uns das hinführt. Anders als bei Escort-Frauen, wo meistens klar ist, worum es geht, bleibt in meinem Fall vieles offen.
Wie kamen Sie zu diesem Job?
Nach einer langjährigen festen Beziehung hatte ich privat viele Dates und habe dabei gemerkt, wie viel Spaß und Freude es mir macht, in Kontakt mit Frauen zu sein. Bei den Dates haben mir Frauen auch immer wieder gesagt, dass sich die Treffen mit mir entspannter anfühlen als mit anderen Männern. Eines Tages hat eine Frau im Scherz zu mir gesagt, dass ich das ja auch professionell machen könnte. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Irgendwann habe ich dann den ersten Schritt gemacht und meine eigene Website erstellt, so ist das Ganze entstanden.
Wie war das erste Mal?
Es war schon irgendwie ein Sprung ins kalte Wasser, aber durch die vielen Dates mit Frauen hatte ich eine Vorstellung, was auf mich zukommen würde. Ich bekam vor dem ersten Treffen von der Frau ein Foto und wir haben telefoniert, dabei habe ich gemerkt, dass diese Begegnung stimmig sein wird. Das hat mich ermutigt, weiterzumachen.
Meistens startet es mit einem Abendessen oder einem Drink an der Bar – und dann schauen wir gemeinsam, wo uns das hinführt.
Sascha
Wie lange ist das her?
Darüber möchte ich keine Auskunft geben, aber ich mache es nicht erst seit gestern (lacht).
Sind Sie mit dieser Frau noch in Kontakt?
Ja, ich bin mit vielen meiner Kundinnen in Kontakt und freundschaftlich verbunden. Mit manchen gibt es auch regelmäßige Treffen.
Sie kommen aus der Unternehmensberatung. Arbeiten Sie noch aktiv in diesem Beruf?
Ich habe mir bewusst eine Auszeit genommen, aber als Begleiter unterwegs zu sein, ist nach wie vor eine Nebentätigkeit.
Sie bieten Ihre Dienste in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Mallorca an. Wo ist Ihre Homebase?
In Norddeutschland, woher ich stamme, und ich lebe teilweise auf Mallorca. Von daher bin ich schon ein Reisender. Ich liebe es, an verschiedenen Orten zu sein.
Haben Sie privat eine Beziehung? Ist das überhaupt möglich?
Das ist möglich. Ich hatte schon eine längere Beziehung und es hat auch funktioniert. Man muss jedoch von Anfang an mit offenen Karten spielen, damit die Partnerin entscheiden kann, ob sie sich darauf einlässt oder nicht. Im Moment habe ich keine Beziehung, aber ich weiß, dass es jederzeit passieren kann.
Haben Sie sich schon einmal in eine Kundin verliebt? Oder verlieben sich eher die Frauen in Sie?
Durch die Begegnungen entstehen Nähe, Verbundenheit und Vertrautheit. Gerade dann, wenn es zu regelmäßigeren Treffen kommt. Es gibt eigentlich immer etwas, was ich an der Frau liebe, was sie für mich besonders und einzigartig macht. Das kann auch für mich sehr intensiv sein. Ich lasse Emotionen zu. Das Gleiche gilt umgekehrt. Generell kann so etwas wie „Verliebtheit“ entstehen, kommt aber selten vor. Der Rahmen der Buchung ist im Vergleich zu einem klassischen privaten Date, wo z.B. Erwartungen oder Wünsche nach „verlieben“ eher eine Rolle spielen können, geschützter.
Auf Ihrer Homepage sind ganz transparent die Preise für Ihre Dienste angeführt, was darauf schließen lässt, dass die Frauen finanziell gut situiert sein müssen.
Es gibt Frauen, die monetär gut aufgestellt sind, aber es sind sehr wohl auch Frauen dabei, die das schon immer einmal machen wollten und es sich zumindest einmal gönnen.
Wie alt sind die Frauen, die Sie buchen? Sind da auch 20-Jährige dabei?
20-Jährige buchen mich eher nicht, die Mehrzahl bewegt sich im Alter zwischen 35 bis Ende 50. Es gibt ganz unterschiedliche Motivationen für ein Treffen. Da sind Frauen dabei, die wieder einmal lustvoll und leidenschaftlich sein möchten, ohne viel darüber nachzudenken. Spannend ist auch die sogenannte „Social Time“, wo ich alleinstehende Frauen zu Events begleite. Vor ein paar Wochen hat mich zum Beispiel eine Dame als Begleitung zu einem Geburtstagsfest und zum Tanzen gebucht.
Buchen Sie auch Frauen in festen Beziehungen oder Verheiratete? Foto: Thom Trauner
Ja, es gibt viele Frauen in langjährigen Beziehungen, die im wahrsten Sinne des Wortes von ihrem Mann nicht mehr berührt werden oder Erotik als Einbahnstraße erleben. Sie wünschen sich einfach wieder einmal Körperlichkeit, Berührungen, Zuwendung und Wertschätzung. Diese Frauen suchen nach einem diskreten Rahmen, um ihre „Beziehung“ nicht zu gefährden. In diesen Beziehungen fehlt meistens die Lebendigkeit auf verschiedenen Ebenen. Da frage ich mich schon des Öfteren, was eigentlich mit uns los ist, dass wir in solchen Beziehungen leben? Das höre ich sehr oft und es ist mir ein Anliegen, diese Frauen zu motivieren, mehr für sich zu sorgen.
Sie meinen, dass Sie einen Escort-Mann buchen sollen?
Nicht unbedingt, es gibt sicher auch andere Wege, um für sich zu sorgen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Single-Frauen?
Das sind zum Beispiel Frauen, die auf Datingportalen unterwegs waren und keine guten Erfahrungen mit Männern gemacht haben. Diese Frauen möchten einfach einmal andere Wege ausprobieren. Und dann gibt es auch Frauen, die mit ihrem Körper und auch ein Stück weit mit sich selbst unsicher sind. Sie wünschen sich einen geschützten Rahmen, in dem sie sich körperlich erleben können. Dabei geht es primär nicht um Sex, sondern um Berührungserfahrungen, die guttun.
Haben Sie deshalb eine körpertherapeutische Ausbildung gemacht?
Die Ausbildung habe ich für mich privat und meinen Eigenprozess gemacht und dabei gelernt, wie wichtig Berührungen für uns sind. Wenn wir das vernachlässigen, dann lassen wir einen wichtigen Teil aus unserem Leben außen vor. Dabei ist es entscheidend, für das eigene Wohlbefinden zu sorgen, eine Beziehung sollte niemals zu einem zölibatären Gefängnis werden. Dies ist vermutlich einer der Hauptgründe, warum viele Menschen ihre Lebensfreude verlieren. Die Bedeutung von Körperlichkeit und Sinnlichkeit, die wir als Menschen brauchen, darf nicht unterschätzt werden. Leben ist Berührung!
Sie bieten auch erotische Begleitung von Paaren an.
Ja, das sind meistens Paare, die eine lange oder sehr vertraute Beziehung haben und diese für neue Erfahrungen öffnen wollen. Ich bin heterosexuell. Bei solchen „Dates“ steht die Frau im Mittelpunkt. Das sind sehr spannende Begegnungen, weil man beide Partner im Auge behalten muss. Diesbezüglich hatte ich bereits sehr herzverbundene Begegnungen, aus denen auch Freundschaften hervorgegangen sind.
Werden „Dreier“ oft nachgefragt?
Ich merke schon, dass immer mehr Menschen dahingehend experimentieren wollen. Es gibt auch die Konstellation, dass mich zwei Frauen buchen.
Wie kontaktieren Sie die Frauen, inwieweit muss die Chemie stimmen?
Die Frauen schreiben mich per Mail oder WhatsApp an oder wir telefonieren und sie schicken ein Foto. Die Frauen erzählen, wie sie auf mich gekommen sind, was sie angesprochen hat und teilweise auch, wie ihre aktuelle Situation ist. Das ist das Schöne an euch Frauen, dass ihr euch im Vorfeld so mitteilt, wie ihr seid. Diese Offenheit gibt es bei Männern meistens nicht. Somit bekomme ich schon im Vorfeld ein Gefühl dafür, ob wir zusammenpassen oder nicht.
Inwieweit steht Sex im Vordergrund, inwieweit wollen Frauen „nur“ reden?
Da muss man sicher zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Wir Männer sind ja recht einfach strukturiert. Wenn wir zum Beispiel im Internet ganz bewusst nach einer Escort-Frau suchen und uns diese vom Äußeren anspricht, dann ist klar, dass es um Sex geht, da muss man nicht viel schreiben oder reden. Frauen wollen hingegen gerne das Gesamtpaket. Bevor es zu Nähe, Berührung oder Sex kommt, braucht es Verbundenheit und ein Sich-aufeinander-Einstimmen. Das ist ein wichtiger Bestandteil. Deswegen sind Gespräche, ob nun im Hotelzimmer oder im Restaurant, oft wichtig. Bei einer Frau braucht es mehr.
Schütten Ihnen die Frauen auch ihr Herz aus?
Ja, ich kriege in einigen Fällen etwas aus ihrem Leben mit. Ich weiß auch aus eigenen Erfahrungen, wie herausfordernd es ist, Lebendigkeit in langjährigen Beziehungen zu bewahren und sich weiterzuentwickeln. Ich habe großen Respekt vor Paaren, die das über Jahre oder Jahrzehnte schaffen. Aber wenn wir uns umschauen, schaffen es in der Realität die wenigsten.
Haben Sie schon einmal ein Treffen abgebrochen, weil Ihnen eine Frau überhaupt nicht gefallen hat?
Nein, weil wir im Vorfeld ein Gespür entwickeln, ob es stimmig sein kann. Aber als ich als Begleiter begonnen habe, stellte ich mir schon die Frage, wie ich reagieren würde, wenn eine Frau nicht ganz meinen Vorstellungen entspricht. Es spielt keine Rolle, ob eine Frau ein paar Kilo mehr oder weniger hat, wichtig ist für mich, dass ich über die Ausstrahlung eine Nähe aufbauen kann, sonst würde es anstrengend werden. Schließlich betrachte ich meine Tätigkeit nicht als Beruf, sondern als Berufung. Ich möchte mich wirklich hingeben und keine Rolle spielen.
Gibt es etwas, wo Sie sagen, das mache ich nicht?
Das war bisher noch nie der Fall, weil es von Frauen zwar schon Vorlieben gibt, aber keine extrem ausgefallenen Wünsche kommen. Jene, die sehr ausgefallene Wünsche haben, gehen woanders hin.
Inwieweit wissen Ihre Familie bzw. Ihr näheres Umfeld, was Sie machen?
Als ich meine Escort-Tätigkeit begonnen habe, habe ich mich sowohl meinen engen Freunden und Familienangehörigen mitgeteilt. Und ich war überrascht, wie positiv oder neugierig sie darauf reagiert haben. Interessant ist, dass die Escort-Tätigkeit bei einem Mann einen anderen Touch hat als bei einer Frau, die dasselbe macht. Wir reden immer von Emanzipation und Gleichberechtigung, aber bei einem Mann hat das nicht so etwas Anzügliches wie bei einer Frau. Da ich mich geöffnet habe, habe ich auch einen Einblick in das Business von Escort-Frauen bekommen und war überrascht, wie selbstbestimmt und mit wie viel Spaß und Freude viele Frauen das machen. Deswegen sitze ich heute auch hier, um die ganze Breite darzustellen. Um aufzuzeigen, dass es mehr sein kann als der Gigolo, der Callboy oder welche Begriffe es immer auch gibt.
Es gibt viele Frauen in langjährigen Beziehungen, die im wahrsten Sinne des Wortes von ihrem Mann nicht mehr berührt werden oder die Erotik als Einbahnstraße erleben.
Sascha
Gibt es viele Escort-Männer und wie findet man Sie zum Beispiel?
Im niveauvollen Bereich gibt es nur ganz wenige. Die meisten Frauen finden mich über meine Homepage oder über Instagram: new.masculinity. Der weitverbreitetste Suchbegriff ist sicher „Callboy“, aber so sehe ich mich nicht wirklich. Außerdem fühle ich mich mit meinen 51 Jahren nicht als Boy (lacht). Deswegen benütze ich diesen Begriff auch nicht und auch, weil er sofort ein gewisses Bild hervorruft.
Wie wichtig sind Ihren Kundinnen Gespräche und ein gewisser Intellekt?
Intellekt, gutes und gepflegtes Auftreten sowie Gespräche sind Frauen sehr wichtig. Wenn ich über Gefühle spreche, dann öffnen sich auch die meisten Frauen.
Wie müsste die Frau sein, für die Sie Ihren Job aufgeben würden?
Die Frage ist, ob beides möglich wäre. Ich liebe Begegnung, ich liebe Berührung und auch verantwortungsvoll zu experimentieren. Das ist ein Teil von meinem Leben, deswegen kann privat nur eine Partnerin an meiner Seite sein, die das, was ich mache, akzeptiert und mit der ich mich sogar darüber austauschen kann. Einige werden nun denken, dass dies nicht funktionieren kann, aber es gibt bereits zahlreiche Paare, die eine offene Beziehung oder polyamore Beziehungsformen erfolgreich leben und gestalten. Jede Beziehung, ob sie nun exklusiv oder offen geführt wird, birgt ihre eigenen Herausforderungen. Ich habe dahingehend viel ausprobiert und bin davon überzeugt, dass es funktionieren kann.
Aber wenn man nun einen Partner liebt, will man ihn dann nicht exklusiv haben?
Da stellt sich mir die Frage: Warum streben wir eine monogame Beziehung an? Ist es, weil wir glauben, dass sexuelle Treue ein Gefühl von Sicherheit schafft? Liegen unseren Wünschen vielleicht Gefühle wie Verlustangst oder Unsicherheit zugrunde? Es gibt Frauen, die eine offene Beziehung begrüßen, sie als spannend empfinden und sich davon sogar für „zu Hause“ inspirieren lassen. In meinen Augen liegt der Schlüssel nicht unbedingt in der Exklusivität, sondern in der Fähigkeit, Lebendigkeit in einer Beziehung zu bewahren.
Wurden Sie schon einmal mit einem eifersüchtigen Ehemann konfrontiert?
Nein, ich sorge dafür, dass alles in einem diskreten, anonymen Rahmen bleibt. Und übrigens, ihr Frauen seid ja eigentlich, was das betrifft, viel geschickter als wir Männer.